Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Lieber, da sucht auch der Alte sich Erd-beern. Wollen wir hingehn? Eilender gingen sie beid', und fanden ihn, tragend den bunten, 205 Mächtigen Henkeltopf, halbvoll der erle- senen Erdbeern. Grüssend nahte dem Greis der edle be- scheidene Walter: Guten Tag! So fleissig? O sezt doch, Vater, die Müz' auf! Scheltet ihr auch? Wir haben uns selbst Erdbeeren in eurem Garten gepflückt; heut gilts den Geburts- tag unsrer Luise. 210 Nehmt dies wenige, Vater, und trinkt der Jungfer Gesundheit. Also sprach der Jüngling, und wandte sich. Aber der Alte LUISE Lieber, da ſucht auch der Alte ſich Erd-beern. Wollen wir hingehn? Eilender gingen ſie beid’, und fanden ihn, tragend den bunten, 205 Mächtigen Henkeltopf, halbvoll der erle- ſenen Erdbeern. Grüſsend nahte dem Greis der edle be- ſcheidene Walter: Guten Tag! So fleiſsig? O ſezt doch, Vater, die Müz’ auf! Scheltet ihr auch? Wir haben uns ſelbſt Erdbeeren in eurem Garten gepflückt; heut gilts den Geburts- tag unſrer Luiſe. 210 Nehmt dies wenige, Vater, und trinkt der Jungfer Geſundheit. Alſo ſprach der Jüngling, und wandte ſich. Aber der Alte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0040" n="30"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Lieber, da ſucht auch der Alte ſich Erd-<lb/> beern. Wollen wir hingehn?<lb/> Eilender gingen ſie beid’, und fanden ihn,<lb/> tragend den bunten, <lb n="205"/> Mächtigen Henkeltopf, halbvoll der erle-<lb/> ſenen Erdbeern.<lb/> Grüſsend nahte dem Greis der edle be-<lb/> ſcheidene Walter:<lb/> Guten Tag! So fleiſsig? O ſezt doch,<lb/> Vater, die Müz’ auf!<lb/> Scheltet ihr auch? Wir haben uns ſelbſt<lb/> Erdbeeren in eurem<lb/> Garten gepflückt; heut gilts den Geburts-<lb/> tag unſrer Luiſe. <lb n="210"/> Nehmt dies wenige, Vater, und trinkt der<lb/> Jungfer Geſundheit.<lb/> Alſo ſprach der Jüngling, und wandte<lb/> ſich. Aber der Alte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0040]
LUISE
Lieber, da ſucht auch der Alte ſich Erd-
beern. Wollen wir hingehn?
Eilender gingen ſie beid’, und fanden ihn,
tragend den bunten, 205
Mächtigen Henkeltopf, halbvoll der erle-
ſenen Erdbeern.
Grüſsend nahte dem Greis der edle be-
ſcheidene Walter:
Guten Tag! So fleiſsig? O ſezt doch,
Vater, die Müz’ auf!
Scheltet ihr auch? Wir haben uns ſelbſt
Erdbeeren in eurem
Garten gepflückt; heut gilts den Geburts-
tag unſrer Luiſe. 210
Nehmt dies wenige, Vater, und trinkt der
Jungfer Geſundheit.
Alſo ſprach der Jüngling, und wandte
ſich. Aber der Alte
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