Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Leuchtete. Petrus erschien, und sprachmit freundlichem Lächeln: Habt ihr euch nun besonnen, ihr thörich- ten Kinder? So kommt denn! Also redeten jen' im vertraulichen Wechselgespräche, Unter dem heiteren Blau des allumfassen- den Himmels; Gottes lebende Wind' umwehten sie. Aber der Alte 370 Senkte den Blick tiefsinnig, und sass in starrer Betäubung, Wie wenn er predigen sollte, das Herz voll Worte des Himmels; Ernst nun bewegt' er das Haupt; ihm drang die Thrän' aus den Wimpern. Alle schwiegen zugleich, und sahn auf ihn mit Bewundrung. LUISE Leuchtete. Petrus erſchien, und ſprachmit freundlichem Lächeln: Habt ihr euch nun beſonnen, ihr thörich- ten Kinder? So kommt denn! Alſo redeten jen’ im vertraulichen Wechſelgeſpräche, Unter dem heiteren Blau des allumfaſſen- den Himmels; Gottes lebende Wind’ umwehten ſie. Aber der Alte 370 Senkte den Blick tiefſinnig, und ſaſs in ſtarrer Betäubung, Wie wenn er predigen ſollte, das Herz voll Worte des Himmels; Ernſt nun bewegt’ er das Haupt; ihm drang die Thrän’ aus den Wimpern. Alle ſchwiegen zugleich, und ſahn auf ihn mit Bewundrung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0058" n="48"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Leuchtete. Petrus erſchien, und ſprach<lb/> mit freundlichem Lächeln:<lb/> Habt ihr euch nun beſonnen, ihr thörich-<lb/> ten Kinder? So kommt denn!<lb/> Alſo redeten jen’ im vertraulichen<lb/> Wechſelgeſpräche,<lb/> Unter dem heiteren Blau des allumfaſſen-<lb/> den Himmels;<lb/> Gottes lebende Wind’ umwehten ſie. Aber<lb/> der Alte <lb n="370"/> Senkte den Blick tiefſinnig, und ſaſs in<lb/> ſtarrer Betäubung,<lb/> Wie wenn er predigen ſollte, das Herz<lb/> voll Worte des Himmels;<lb/> Ernſt nun bewegt’ er das Haupt; ihm<lb/> drang die Thrän’ aus den Wimpern.<lb/> Alle ſchwiegen zugleich, und ſahn auf<lb/> ihn mit Bewundrung.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0058]
LUISE
Leuchtete. Petrus erſchien, und ſprach
mit freundlichem Lächeln:
Habt ihr euch nun beſonnen, ihr thörich-
ten Kinder? So kommt denn!
Alſo redeten jen’ im vertraulichen
Wechſelgeſpräche,
Unter dem heiteren Blau des allumfaſſen-
den Himmels;
Gottes lebende Wind’ umwehten ſie. Aber
der Alte 370
Senkte den Blick tiefſinnig, und ſaſs in
ſtarrer Betäubung,
Wie wenn er predigen ſollte, das Herz
voll Worte des Himmels;
Ernſt nun bewegt’ er das Haupt; ihm
drang die Thrän’ aus den Wimpern.
Alle ſchwiegen zugleich, und ſahn auf
ihn mit Bewundrung.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/58 |
Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/58>, abgerufen am 15.08.2024. |