Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.ERSTE IDYLLE Langsam, nicht in das Gras den edelenTrank zu verschütten. Als er genaht, da neigt' er das Haupt, und redete also: 535 Nun mit Verlaub! ich trinke des Jüng- ferchens werthe Gesundheit! Rückwärts gebeugt dann trank er, und lächelte. Als er den lezten Tropfen geschlürft, da schwenkt' er sein Glas, und redete wieder: Segne der liebe Gott das Jüngferchen! Hab' ich so manchmal Doch als lallendes Kind auf meinem Arm sie geschaukelt, 540 Dass sie im Spiegel ihr Bild anlächelte! Schmuck war sie immer, Und wie ein Engel so fromm! Ihr Bräu- tigam preise sich glücklich! E
ERSTE IDYLLE Langſam, nicht in das Gras den edelenTrank zu verſchütten. Als er genaht, da neigt’ er das Haupt, und redete alſo: 535 Nun mit Verlaub! ich trinke des Jüng- ferchens werthe Geſundheit! Rückwärts gebeugt dann trank er, und lächelte. Als er den lezten Tropfen geſchlürft, da ſchwenkt’ er ſein Glas, und redete wieder: Segne der liebe Gott das Jüngferchen! Hab’ ich ſo manchmal Doch als lallendes Kind auf meinem Arm ſie geſchaukelt, 540 Daſs ſie im Spiegel ihr Bild anlächelte! Schmuck war ſie immer, Und wie ein Engel ſo fromm! Ihr Bräu- tigam preiſe ſich glücklich! E
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ERSTE IDYLLE
Langſam, nicht in das Gras den edelen
Trank zu verſchütten.
Als er genaht, da neigt’ er das Haupt,
und redete alſo: 535
Nun mit Verlaub! ich trinke des Jüng-
ferchens werthe Geſundheit!
Rückwärts gebeugt dann trank er, und
lächelte. Als er den lezten
Tropfen geſchlürft, da ſchwenkt’ er ſein
Glas, und redete wieder:
Segne der liebe Gott das Jüngferchen!
Hab’ ich ſo manchmal
Doch als lallendes Kind auf meinem Arm
ſie geſchaukelt, 540
Daſs ſie im Spiegel ihr Bild anlächelte!
Schmuck war ſie immer,
Und wie ein Engel ſo fromm! Ihr Bräu-
tigam preiſe ſich glücklich!
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