Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.ERSTE IDYLLE Feuchtet der Rasen bereits. Wohl sagt'ich es! Lasst uns denn aufstehn; Oder wir haben zum Lohn vom Geburts- tag' Husten und Schnupfen. Schmaust die Kirschen im Kahn, ihr Kin- derchen, und die Johannsbeern. Also sprach sie, und trieb; und sie fol- geten alle gehorsam, 555 Trugen des Mahles Geräth in den räumi- gen Kahn des Verwalters, Traten dann selber hinein; und der Knecht stiess ab von dem Ufer. Fernher glimmten wie Gold die Fenster der Kirch' und des Schlosses, Welche die Sonn' absinkend beleuchtete; rings an den Ufern Hingen Gebüsch' und Saaten, von röthli- chem Scheine beduftet, 560 ERSTE IDYLLE Feuchtet der Raſen bereits. Wohl ſagt’ich es! Laſst uns denn aufſtehn; Oder wir haben zum Lohn vom Geburts- tag’ Huſten und Schnupfen. Schmauſt die Kirſchen im Kahn, ihr Kin- derchen, und die Johannsbeern. Alſo ſprach ſie, und trieb; und ſie fol- geten alle gehorſam, 555 Trugen des Mahles Geräth in den räumi- gen Kahn des Verwalters, Traten dann ſelber hinein; und der Knecht ſtieſs ab von dem Ufer. Fernher glimmten wie Gold die Fenſter der Kirch’ und des Schloſſes, Welche die Sonn’ abſinkend beleuchtete; rings an den Ufern Hingen Gebüſch’ und Saaten, von röthli- chem Scheine beduftet, 560 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0077" n="67"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">ERSTE IDYLLE</hi></fw><lb/> Feuchtet der Raſen bereits. Wohl ſagt’<lb/> ich es! Laſst uns denn aufſtehn;<lb/> Oder wir haben zum Lohn vom Geburts-<lb/> tag’ Huſten und Schnupfen.<lb/> Schmauſt die Kirſchen im Kahn, ihr Kin-<lb/> derchen, und die Johannsbeern.<lb/> Alſo ſprach ſie, und trieb; und ſie fol-<lb/> geten alle gehorſam, <lb n="555"/> Trugen des Mahles Geräth in den räumi-<lb/> gen Kahn des Verwalters,<lb/> Traten dann ſelber hinein; und der Knecht<lb/> ſtieſs ab von dem Ufer.<lb/> Fernher glimmten wie Gold die Fenſter<lb/> der Kirch’ und des Schloſſes,<lb/> Welche die Sonn’ abſinkend beleuchtete;<lb/> rings an den Ufern<lb/> Hingen Gebüſch’ und Saaten, von röthli-<lb/> chem Scheine beduftet, <lb n="560"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0077]
ERSTE IDYLLE
Feuchtet der Raſen bereits. Wohl ſagt’
ich es! Laſst uns denn aufſtehn;
Oder wir haben zum Lohn vom Geburts-
tag’ Huſten und Schnupfen.
Schmauſt die Kirſchen im Kahn, ihr Kin-
derchen, und die Johannsbeern.
Alſo ſprach ſie, und trieb; und ſie fol-
geten alle gehorſam, 555
Trugen des Mahles Geräth in den räumi-
gen Kahn des Verwalters,
Traten dann ſelber hinein; und der Knecht
ſtieſs ab von dem Ufer.
Fernher glimmten wie Gold die Fenſter
der Kirch’ und des Schloſſes,
Welche die Sonn’ abſinkend beleuchtete;
rings an den Ufern
Hingen Gebüſch’ und Saaten, von röthli-
chem Scheine beduftet, 560
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |