Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Rieb er froh die Augen sich wach, undfaltete betend Seine Hände zu Gott, der neue Kraft und Gesundheit Ihm geschenkt zu Pflicht und Beruf, und in nächtlicher Stille Väterlich abgewandt von den Seinigen Feuer und Diebstahl. Jezo empor sich hebend am Bettquast, dreht' er sich langsam 10 Um, und streckte die Hand, sein Ernestin- chen zu wecken. Aber die Stätte war leer. Da riss er den rauschenden Vorhang Auf, und sah durch die gläserne Thür' in der Stube den Theetisch Hingestellt, und geschmückt mit geriefel- ten dresdener Tassen: LUISE Rieb er froh die Augen ſich wach, undfaltete betend Seine Hände zu Gott, der neue Kraft und Geſundheit Ihm geſchenkt zu Pflicht und Beruf, und in nächtlicher Stille Väterlich abgewandt von den Seinigen Feuer und Diebſtahl. Jezo empor ſich hebend am Bettquaſt, dreht’ er ſich langſam 10 Um, und ſtreckte die Hand, ſein Erneſtin- chen zu wecken. Aber die Stätte war leer. Da riſs er den rauſchenden Vorhang Auf, und ſah durch die gläſerne Thür’ in der Stube den Theetiſch Hingeſtellt, und geſchmückt mit geriefel- ten dresdener Taſſen: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0090" n="78"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Rieb er froh die Augen ſich wach, und<lb/> faltete betend<lb/> Seine Hände zu Gott, der neue Kraft<lb/> und Geſundheit<lb/> Ihm geſchenkt zu Pflicht und Beruf, und<lb/> in nächtlicher Stille<lb/> Väterlich abgewandt von den Seinigen<lb/> Feuer und Diebſtahl.<lb/> Jezo empor ſich hebend am Bettquaſt,<lb/> dreht’ er ſich langſam <lb n="10"/> Um, und ſtreckte die Hand, ſein Erneſtin-<lb/> chen zu wecken.<lb/> Aber die Stätte war leer. Da riſs er den<lb/> rauſchenden Vorhang<lb/> Auf, und ſah durch die gläſerne Thür’ in<lb/> der Stube den Theetiſch<lb/> Hingeſtellt, und geſchmückt mit geriefel-<lb/> ten dresdener Taſſen:<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0090]
LUISE
Rieb er froh die Augen ſich wach, und
faltete betend
Seine Hände zu Gott, der neue Kraft
und Geſundheit
Ihm geſchenkt zu Pflicht und Beruf, und
in nächtlicher Stille
Väterlich abgewandt von den Seinigen
Feuer und Diebſtahl.
Jezo empor ſich hebend am Bettquaſt,
dreht’ er ſich langſam 10
Um, und ſtreckte die Hand, ſein Erneſtin-
chen zu wecken.
Aber die Stätte war leer. Da riſs er den
rauſchenden Vorhang
Auf, und ſah durch die gläſerne Thür’ in
der Stube den Theetiſch
Hingeſtellt, und geſchmückt mit geriefel-
ten dresdener Taſſen:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |