Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Trippelnd die alte Mama, und sprach, dieLippen ihm küssend: Väterchen, wachst du schon? Da ich aufstand, schliefst du so ruhig; 25 Und so lies' entschlüpft' ich dem Bett'; in der Hand die Pantoffeln, Ging ich auf Socken hinaus, und schloss den Drücker mit Vorsicht. Siehe, die Augen wie klar! Doch warte nur! gegen den Hahnschrei Hast du schon wieder im Traum mit ge- brochener Stimme gepredigt, Auch geweint. So viel ich verstand, war die Red' an dem Trautisch. 30 Freundlich die Hand ihr drückend, be- gann der redliche Pfarrer: Richtig! getraut ward eben. Mein Text war: Willst du mit diesem LUISE Trippelnd die alte Mama, und ſprach, dieLippen ihm küſſend: Väterchen, wachſt du ſchon? Da ich aufſtand, ſchliefſt du ſo ruhig; 25 Und ſo lieſ’ entſchlüpft’ ich dem Bett’; in der Hand die Pantoffeln, Ging ich auf Socken hinaus, und ſchloſs den Drücker mit Vorſicht. Siehe, die Augen wie klar! Doch warte nur! gegen den Hahnſchrei Haſt du ſchon wieder im Traum mit ge- brochener Stimme gepredigt, Auch geweint. So viel ich verſtand, war die Red’ an dem Trautiſch. 30 Freundlich die Hand ihr drückend, be- gann der redliche Pfarrer: Richtig! getraut ward eben. Mein Text war: Willſt du mit dieſem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0092" n="80"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Trippelnd die alte Mama, und ſprach, die<lb/> Lippen ihm küſſend:<lb/> Väterchen, wachſt du ſchon? Da ich<lb/> aufſtand, ſchliefſt du ſo ruhig; <lb n="25"/> Und ſo lieſ’ entſchlüpft’ ich dem Bett’;<lb/> in der Hand die Pantoffeln,<lb/> Ging ich auf Socken hinaus, und ſchloſs<lb/> den Drücker mit Vorſicht.<lb/> Siehe, die Augen wie klar! Doch warte<lb/> nur! gegen den Hahnſchrei<lb/> Haſt du ſchon wieder im Traum mit ge-<lb/> brochener Stimme gepredigt,<lb/> Auch geweint. So viel ich verſtand, war<lb/> die Red’ an dem Trautiſch. <lb n="30"/> Freundlich die Hand ihr drückend, be-<lb/> gann der redliche Pfarrer:<lb/> Richtig! getraut ward eben. Mein Text<lb/> war: Willſt du mit dieſem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0092]
LUISE
Trippelnd die alte Mama, und ſprach, die
Lippen ihm küſſend:
Väterchen, wachſt du ſchon? Da ich
aufſtand, ſchliefſt du ſo ruhig; 25
Und ſo lieſ’ entſchlüpft’ ich dem Bett’;
in der Hand die Pantoffeln,
Ging ich auf Socken hinaus, und ſchloſs
den Drücker mit Vorſicht.
Siehe, die Augen wie klar! Doch warte
nur! gegen den Hahnſchrei
Haſt du ſchon wieder im Traum mit ge-
brochener Stimme gepredigt,
Auch geweint. So viel ich verſtand, war
die Red’ an dem Trautiſch. 30
Freundlich die Hand ihr drückend, be-
gann der redliche Pfarrer:
Richtig! getraut ward eben. Mein Text
war: Willſt du mit dieſem
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Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/92>, abgerufen am 15.08.2024. |