Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Über die Lehn' ihn breitend des Arm-stuhls, sagte sie also: 60 Dehne dich noch ein wenig, mein Vä- terchen; denn zur Gesundheit Dienet es, saget der Arzt. Dann zieh mir die weicheren Strümpf' an, Welche Luise gestrickt aus Lämmerwolle des Marschlands; Dass nicht kalte der Fuss; es ist noch kühlig des Morgens. Auch dies seidene Tuch verehr' ich dir, welches Luise 65 Sonntags trug um den Hals, und dir schon lange bestimmte. Liesest du erst ein wenig im Bett'? ein Kapittel der Bibel, Dort auf der kleinen Riole zur Seite dir; oder ein Leibbuch LUISE Über die Lehn’ ihn breitend des Arm-ſtuhls, ſagte ſie alſo: 60 Dehne dich noch ein wenig, mein Vä- terchen; denn zur Geſundheit Dienet es, ſaget der Arzt. Dann zieh mir die weicheren Strümpf’ an, Welche Luiſe geſtrickt aus Lämmerwolle des Marſchlands; Daſs nicht kalte der Fuſs; es iſt noch kühlig des Morgens. Auch dies ſeidene Tuch verehr’ ich dir, welches Luiſe 65 Sonntags trug um den Hals, und dir ſchon lange beſtimmte. Lieſeſt du erſt ein wenig im Bett’? ein Kapittel der Bibel, Dort auf der kleinen Riole zur Seite dir; oder ein Leibbuch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0096" n="84"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Über die Lehn’ ihn breitend des Arm-<lb/> ſtuhls, ſagte ſie alſo: <lb n="60"/> Dehne dich noch ein wenig, mein Vä-<lb/> terchen; denn zur Geſundheit<lb/> Dienet es, ſaget der Arzt. Dann zieh<lb/> mir die weicheren Strümpf’ an,<lb/> Welche Luiſe geſtrickt aus Lämmerwolle<lb/> des Marſchlands;<lb/> Daſs nicht kalte der Fuſs; es iſt noch<lb/> kühlig des Morgens.<lb/> Auch dies ſeidene Tuch verehr’ ich dir,<lb/> welches Luiſe <lb n="65"/> Sonntags trug um den Hals, und dir ſchon<lb/> lange beſtimmte.<lb/> Lieſeſt du erſt ein wenig im Bett’? ein<lb/> Kapittel der Bibel,<lb/> Dort auf der kleinen Riole zur Seite dir;<lb/> oder ein Leibbuch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0096]
LUISE
Über die Lehn’ ihn breitend des Arm-
ſtuhls, ſagte ſie alſo: 60
Dehne dich noch ein wenig, mein Vä-
terchen; denn zur Geſundheit
Dienet es, ſaget der Arzt. Dann zieh
mir die weicheren Strümpf’ an,
Welche Luiſe geſtrickt aus Lämmerwolle
des Marſchlands;
Daſs nicht kalte der Fuſs; es iſt noch
kühlig des Morgens.
Auch dies ſeidene Tuch verehr’ ich dir,
welches Luiſe 65
Sonntags trug um den Hals, und dir ſchon
lange beſtimmte.
Lieſeſt du erſt ein wenig im Bett’? ein
Kapittel der Bibel,
Dort auf der kleinen Riole zur Seite dir;
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Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/96>, abgerufen am 15.08.2024. |