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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Fünfter Gesang.
Einen geflochtenen Korb voll herzerfreuender Speisen;
Ließ dann leise vor ihm ein laues Lüftchen einherwehn.
Freudig spannte der Held im Winde die schwellenden Segel.
Und nun sezt' er sich hin ans Ruder, und steuerte künstlich 270
Ueber die Flut. Ihm schloß kein Schlummer die wachsamen Augen,
Auf die Pleiaden gerichtet, und auf Bootäs, der langsam
Untergeht, und den Bären, den andre den Wagen benennen,
Welcher im Kreise sich dreht, den Blick nach Orion gewendet,
Und allein von allen sich nimmer im Ozean badet. 275
Denn beim Scheiden befahl ihm die hehre Göttin Kalüpso,
Daß er auf seiner Fahrt ihn immer zur Linken behielte.
Siebzehn Tage befuhr er die ungeheuren Gewäßer.
Am achzehnten erschienen die fernen schattigen Berge
Von dem faiakischen Lande, denn dieses lag ihm am nächsten; 280
Dunkel erschienen sie ihm, wie ein Schild, im Nebel des Meeres.

Jezo kam aus dem Lande der Aithiopen Poseidon,
Und erblickte fern von der Solümer Bergen Odüßeus, V. 283.
Welcher die Wogen befuhr. Da ergrimmt' er noch stärker im Geiste,
Schüttelte zürnend sein Haupt, und sprach in der Tiefe des Herzens: 285

Himmel, es haben gewiß die Götter sich über Odüßeus
Anders entschloßen, da ich die Aithiopen besuchte!
Siehe da naht er sich schon dem faiakischen Lande, dem großen
Heiligen Ziele der Leiden, die ihm das Schicksal bestimmt hat!
Aber ich meine, er soll mir noch Jammer die Fülle bestehen! 290

Also sprach er, versammelte Wolken, und regte das Meer auf,
Mit dem erhobenen Dreizack; rief izt allen Orkanen
Aller Enden zu toben, verhüllt' in dicke Gewölke

V. 283. Die Solümer waren die alten Bewohner Pisidiens in Kleinasien.

Fuͤnfter Geſang.
Einen geflochtenen Korb voll herzerfreuender Speiſen;
Ließ dann leiſe vor ihm ein laues Luͤftchen einherwehn.
Freudig ſpannte der Held im Winde die ſchwellenden Segel.
Und nun ſezt' er ſich hin ans Ruder, und ſteuerte kuͤnſtlich 270
Ueber die Flut. Ihm ſchloß kein Schlummer die wachſamen Augen,
Auf die Pleiaden gerichtet, und auf Bootaͤs, der langſam
Untergeht, und den Baͤren, den andre den Wagen benennen,
Welcher im Kreiſe ſich dreht, den Blick nach Orion gewendet,
Und allein von allen ſich nimmer im Ozean badet. 275
Denn beim Scheiden befahl ihm die hehre Goͤttin Kaluͤpſo,
Daß er auf ſeiner Fahrt ihn immer zur Linken behielte.
Siebzehn Tage befuhr er die ungeheuren Gewaͤßer.
Am achzehnten erſchienen die fernen ſchattigen Berge
Von dem faiakiſchen Lande, denn dieſes lag ihm am naͤchſten; 280
Dunkel erſchienen ſie ihm, wie ein Schild, im Nebel des Meeres.

Jezo kam aus dem Lande der Aithiopen Poſeidon,
Und erblickte fern von der Soluͤmer Bergen Oduͤßeus, V. 283.
Welcher die Wogen befuhr. Da ergrimmt' er noch ſtaͤrker im Geiſte,
Schuͤttelte zuͤrnend ſein Haupt, und ſprach in der Tiefe des Herzens: 285

Himmel, es haben gewiß die Goͤtter ſich uͤber Oduͤßeus
Anders entſchloßen, da ich die Aithiopen beſuchte!
Siehe da naht er ſich ſchon dem faiakiſchen Lande, dem großen
Heiligen Ziele der Leiden, die ihm das Schickſal beſtimmt hat!
Aber ich meine, er ſoll mir noch Jammer die Fuͤlle beſtehen! 290

Alſo ſprach er, verſammelte Wolken, und regte das Meer auf,
Mit dem erhobenen Dreizack; rief izt allen Orkanen
Aller Enden zu toben, verhuͤllt' in dicke Gewoͤlke

V. 283. Die Soluͤmer waren die alten Bewohner Piſidiens in Kleinaſien.
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[105/0111] Fuͤnfter Geſang. Einen geflochtenen Korb voll herzerfreuender Speiſen; Ließ dann leiſe vor ihm ein laues Luͤftchen einherwehn. Freudig ſpannte der Held im Winde die ſchwellenden Segel. Und nun ſezt' er ſich hin ans Ruder, und ſteuerte kuͤnſtlich Ueber die Flut. Ihm ſchloß kein Schlummer die wachſamen Augen, Auf die Pleiaden gerichtet, und auf Bootaͤs, der langſam Untergeht, und den Baͤren, den andre den Wagen benennen, Welcher im Kreiſe ſich dreht, den Blick nach Orion gewendet, Und allein von allen ſich nimmer im Ozean badet. Denn beim Scheiden befahl ihm die hehre Goͤttin Kaluͤpſo, Daß er auf ſeiner Fahrt ihn immer zur Linken behielte. Siebzehn Tage befuhr er die ungeheuren Gewaͤßer. Am achzehnten erſchienen die fernen ſchattigen Berge Von dem faiakiſchen Lande, denn dieſes lag ihm am naͤchſten; Dunkel erſchienen ſie ihm, wie ein Schild, im Nebel des Meeres. 270 275 280 Jezo kam aus dem Lande der Aithiopen Poſeidon, Und erblickte fern von der Soluͤmer Bergen Oduͤßeus, V. 283. Welcher die Wogen befuhr. Da ergrimmt' er noch ſtaͤrker im Geiſte, Schuͤttelte zuͤrnend ſein Haupt, und ſprach in der Tiefe des Herzens: 285 Himmel, es haben gewiß die Goͤtter ſich uͤber Oduͤßeus Anders entſchloßen, da ich die Aithiopen beſuchte! Siehe da naht er ſich ſchon dem faiakiſchen Lande, dem großen Heiligen Ziele der Leiden, die ihm das Schickſal beſtimmt hat! Aber ich meine, er ſoll mir noch Jammer die Fuͤlle beſtehen! 290 Alſo ſprach er, verſammelte Wolken, und regte das Meer auf, Mit dem erhobenen Dreizack; rief izt allen Orkanen Aller Enden zu toben, verhuͤllt' in dicke Gewoͤlke V. 283. Die Soluͤmer waren die alten Bewohner Piſidiens in Kleinaſien.

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/111>, abgerufen am 21.11.2024.