Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Odüßee. Achter Gesang.
Daß bei allen Faiaken Odüßeus Liebe gewönne,
Ehrenvoll und hehr, und aus den Spielen der Kämpfer
Siegreich ginge, womit die Faiaken ihn würden versuchen.
Als die Versammelten jezt in geschloßener Reihe sich drängten,
Hub Alkinoos an, und redete zu der Versammlung: 25

Merket auf, der Faiaken erhabene Fürsten und Pfleger,
Daß ich rede, wie mir das Herz im Busen gebietet.
Dieser Fremdling, (ich kenn' ihn nicht,) ist, irrend vom Morgen
Oder vom Abendlande, zu meinem Hause gekommen,
Und verlangt nun weiter, und fleht um Bestimmung der Abfahrt. 30
Laßt uns denn jezo die Reise beschleunigen, wie wir gewohnt sind.
Denn kein Fremdling, der Schuz in meinen Wohnungen suchet,
Harret lange mit Seufzen, daß man zur Heimat ihn sende.
Auf! wir wollen ein schwärzliches Schiff von den neusten am Strande
Wälzen ins heilige Meer, und zweiundfunfzig der beßten 35
Jüngling' im Volk erlesen, die sich schon vormals gezeiget!
Habt ihr die Ruder gehörig an euren Bänken befestigt,
Dann steigt wieder ans Land, und stärkt euch in unserm Palaste
Schnell mit Speise zur Fahrt; ich will euch allen bereiten.
Dieses ist mein Befehl an die Jünglinge. Aber ihr andern 40
Zeptertragenden Fürsten, versammelt euch zu dem Palaste,
Daß wir den Fremdling zuvor in meinem Saale bewirten.
Niemand weigere sich! Ruft auch den göttlichen Sänger,
Unsern Dämodokos her; denn ihm gab Gott überschwänglich
Süßen Gesang, wovon auch sein Herz zu singen ihn antreibt. 45

Also sprach er, und ging. Die Zeptertragenden alle
Folgten ihm; und der Herold enteilte zum göttlichen Sänger.
Aber die zweiundfunfzig erlesenen Jünglinge gingen,

Oduͤßee. Achter Geſang.
Daß bei allen Faiaken Oduͤßeus Liebe gewoͤnne,
Ehrenvoll und hehr, und aus den Spielen der Kaͤmpfer
Siegreich ginge, womit die Faiaken ihn wuͤrden verſuchen.
Als die Verſammelten jezt in geſchloßener Reihe ſich draͤngten,
Hub Alkinoos an, und redete zu der Verſammlung: 25

Merket auf, der Faiaken erhabene Fuͤrſten und Pfleger,
Daß ich rede, wie mir das Herz im Buſen gebietet.
Dieſer Fremdling, (ich kenn' ihn nicht,) iſt, irrend vom Morgen
Oder vom Abendlande, zu meinem Hauſe gekommen,
Und verlangt nun weiter, und fleht um Beſtimmung der Abfahrt. 30
Laßt uns denn jezo die Reiſe beſchleunigen, wie wir gewohnt ſind.
Denn kein Fremdling, der Schuz in meinen Wohnungen ſuchet,
Harret lange mit Seufzen, daß man zur Heimat ihn ſende.
Auf! wir wollen ein ſchwaͤrzliches Schiff von den neuſten am Strande
Waͤlzen ins heilige Meer, und zweiundfunfzig der beßten 35
Juͤngling' im Volk erleſen, die ſich ſchon vormals gezeiget!
Habt ihr die Ruder gehoͤrig an euren Baͤnken befeſtigt,
Dann ſteigt wieder ans Land, und ſtaͤrkt euch in unſerm Palaſte
Schnell mit Speiſe zur Fahrt; ich will euch allen bereiten.
Dieſes iſt mein Befehl an die Juͤnglinge. Aber ihr andern 40
Zeptertragenden Fuͤrſten, verſammelt euch zu dem Palaſte,
Daß wir den Fremdling zuvor in meinem Saale bewirten.
Niemand weigere ſich! Ruft auch den goͤttlichen Saͤnger,
Unſern Daͤmodokos her; denn ihm gab Gott uͤberſchwaͤnglich
Suͤßen Geſang, wovon auch ſein Herz zu ſingen ihn antreibt. 45

Alſo ſprach er, und ging. Die Zeptertragenden alle
Folgten ihm; und der Herold enteilte zum goͤttlichen Saͤnger.
Aber die zweiundfunfzig erleſenen Juͤnglinge gingen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0147" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Odu&#x0364;ßee. Achter Ge&#x017F;ang.</hi></fw><lb/>
Daß bei allen Faiaken Odu&#x0364;ßeus Liebe gewo&#x0364;nne,<lb/>
Ehrenvoll und hehr, und aus den Spielen der Ka&#x0364;mpfer<lb/>
Siegreich ginge, womit die Faiaken ihn wu&#x0364;rden ver&#x017F;uchen.<lb/>
Als die Ver&#x017F;ammelten jezt in ge&#x017F;chloßener Reihe &#x017F;ich dra&#x0364;ngten,<lb/>
Hub Alkinoos an, und redete zu der Ver&#x017F;ammlung: <note place="right">25</note></p><lb/>
        <p>Merket auf, der Faiaken erhabene Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Pfleger,<lb/>
Daß ich rede, wie mir das Herz im Bu&#x017F;en gebietet.<lb/>
Die&#x017F;er Fremdling, (ich kenn' ihn nicht,) i&#x017F;t, irrend vom Morgen<lb/>
Oder vom Abendlande, zu meinem Hau&#x017F;e gekommen,<lb/>
Und verlangt nun weiter, und fleht um Be&#x017F;timmung der Abfahrt. <note place="right">30</note><lb/>
Laßt uns denn jezo die Rei&#x017F;e be&#x017F;chleunigen, wie wir gewohnt &#x017F;ind.<lb/>
Denn kein Fremdling, der Schuz in meinen Wohnungen &#x017F;uchet,<lb/>
Harret lange mit Seufzen, daß man zur Heimat ihn &#x017F;ende.<lb/>
Auf! wir wollen ein &#x017F;chwa&#x0364;rzliches Schiff von den neu&#x017F;ten am Strande<lb/>
Wa&#x0364;lzen ins heilige Meer, und zweiundfunfzig der beßten <note place="right">35</note><lb/>
Ju&#x0364;ngling' im Volk erle&#x017F;en, die &#x017F;ich &#x017F;chon vormals gezeiget!<lb/>
Habt ihr die Ruder geho&#x0364;rig an euren Ba&#x0364;nken befe&#x017F;tigt,<lb/>
Dann &#x017F;teigt wieder ans Land, und &#x017F;ta&#x0364;rkt euch in un&#x017F;erm Pala&#x017F;te<lb/>
Schnell mit Spei&#x017F;e zur Fahrt; ich will euch allen bereiten.<lb/>
Die&#x017F;es i&#x017F;t mein Befehl an die Ju&#x0364;nglinge. Aber ihr andern <note place="right">40</note><lb/>
Zeptertragenden Fu&#x0364;r&#x017F;ten, ver&#x017F;ammelt euch zu dem Pala&#x017F;te,<lb/>
Daß wir den Fremdling zuvor in meinem Saale bewirten.<lb/>
Niemand weigere &#x017F;ich! Ruft auch den go&#x0364;ttlichen Sa&#x0364;nger,<lb/>
Un&#x017F;ern Da&#x0364;modokos her; denn ihm gab Gott u&#x0364;ber&#x017F;chwa&#x0364;nglich<lb/>
Su&#x0364;ßen Ge&#x017F;ang, wovon auch &#x017F;ein Herz zu &#x017F;ingen ihn antreibt. <note place="right">45</note></p><lb/>
        <p>Al&#x017F;o &#x017F;prach er, und ging. Die Zeptertragenden alle<lb/>
Folgten ihm; und der Herold enteilte zum go&#x0364;ttlichen Sa&#x0364;nger.<lb/>
Aber die zweiundfunfzig erle&#x017F;enen Ju&#x0364;nglinge gingen,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0147] Oduͤßee. Achter Geſang. Daß bei allen Faiaken Oduͤßeus Liebe gewoͤnne, Ehrenvoll und hehr, und aus den Spielen der Kaͤmpfer Siegreich ginge, womit die Faiaken ihn wuͤrden verſuchen. Als die Verſammelten jezt in geſchloßener Reihe ſich draͤngten, Hub Alkinoos an, und redete zu der Verſammlung: 25 Merket auf, der Faiaken erhabene Fuͤrſten und Pfleger, Daß ich rede, wie mir das Herz im Buſen gebietet. Dieſer Fremdling, (ich kenn' ihn nicht,) iſt, irrend vom Morgen Oder vom Abendlande, zu meinem Hauſe gekommen, Und verlangt nun weiter, und fleht um Beſtimmung der Abfahrt. Laßt uns denn jezo die Reiſe beſchleunigen, wie wir gewohnt ſind. Denn kein Fremdling, der Schuz in meinen Wohnungen ſuchet, Harret lange mit Seufzen, daß man zur Heimat ihn ſende. Auf! wir wollen ein ſchwaͤrzliches Schiff von den neuſten am Strande Waͤlzen ins heilige Meer, und zweiundfunfzig der beßten Juͤngling' im Volk erleſen, die ſich ſchon vormals gezeiget! Habt ihr die Ruder gehoͤrig an euren Baͤnken befeſtigt, Dann ſteigt wieder ans Land, und ſtaͤrkt euch in unſerm Palaſte Schnell mit Speiſe zur Fahrt; ich will euch allen bereiten. Dieſes iſt mein Befehl an die Juͤnglinge. Aber ihr andern Zeptertragenden Fuͤrſten, verſammelt euch zu dem Palaſte, Daß wir den Fremdling zuvor in meinem Saale bewirten. Niemand weigere ſich! Ruft auch den goͤttlichen Saͤnger, Unſern Daͤmodokos her; denn ihm gab Gott uͤberſchwaͤnglich Suͤßen Geſang, wovon auch ſein Herz zu ſingen ihn antreibt. 30 35 40 45 Alſo ſprach er, und ging. Die Zeptertragenden alle Folgten ihm; und der Herold enteilte zum goͤttlichen Saͤnger. Aber die zweiundfunfzig erleſenen Juͤnglinge gingen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/147
Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/147>, abgerufen am 21.11.2024.