Nichts von den Freuden des Mahls; denn es wird je länger je ärger!
Und die heilige Kraft Tälemachos sprach zur Versammlung: Unglückselige Männer, ihr rast, und eure Gespräche 405 Zeugen von Speis' und Trank; euch reizet wahrlich ein Dämon! Aber nachdem ihr geschmaust, so geht, und legt euch zu Hause Schlafen, wanns euch gefällt; doch treib' ich keinen von hinnen.
Also sprach er; da bißen sie ringsumher sich die Lippen, Ueber den Jüngling erstaunt, der so entschloßen geredet. 410 Drauf erhub sich und sprach Amfinomos zu der Versammlung, Nisos rühmlicher Sohn, des arätiadischen Königs:
Freunde, Tälemachos hat mit großem Rechte geredet; Drum entrüste sich keiner, noch geb' ihm trozige Antwort! Auch mishandelt nicht ferner den armen Fremdling, noch jemand 415 Von den Leuten im Hause des göttergleichen Odüßeus. Auf! es fülle von neuem der Schenk mit Weine die Becher, Daß wir opfern, und dann nach Hause gehen zu schlafen. Aber der Fremdling bleib' im Hause des edlen Odüßeus Unter Tälemachos Schuz; denn ihm vertraut' er sein Heil an. 420
Also sprach er, und allen gefiel Amfinomos Rede. Und Held Mulios mischte den Wein im Kelche mit Waßer, Dieser dulichische Herold, Amfinomos treuer Gefährte; Reichte dann allen umher die vollen Becher. Die Freier Opferten jezt, und tranken des herzerfreuenden Weines. 425 Und nachdem sie geopfert und nach Verlangen getrunken, Gingen sie alle heim, der süßen Ruhe zu pflegen.
Oduͤßee. Achzehnter Geſang.
Nichts von den Freuden des Mahls; denn es wird je laͤnger je aͤrger!
Und die heilige Kraft Taͤlemachos ſprach zur Verſammlung: Ungluͤckſelige Maͤnner, ihr raſt, und eure Geſpraͤche 405 Zeugen von Speiſ' und Trank; euch reizet wahrlich ein Daͤmon! Aber nachdem ihr geſchmauſt, ſo geht, und legt euch zu Hauſe Schlafen, wanns euch gefaͤllt; doch treib' ich keinen von hinnen.
Alſo ſprach er; da bißen ſie ringsumher ſich die Lippen, Ueber den Juͤngling erſtaunt, der ſo entſchloßen geredet. 410 Drauf erhub ſich und ſprach Amfinomos zu der Verſammlung, Niſos ruͤhmlicher Sohn, des araͤtiadiſchen Koͤnigs:
Freunde, Taͤlemachos hat mit großem Rechte geredet; Drum entruͤſte ſich keiner, noch geb' ihm trozige Antwort! Auch mishandelt nicht ferner den armen Fremdling, noch jemand 415 Von den Leuten im Hauſe des goͤttergleichen Oduͤßeus. Auf! es fuͤlle von neuem der Schenk mit Weine die Becher, Daß wir opfern, und dann nach Hauſe gehen zu ſchlafen. Aber der Fremdling bleib' im Hauſe des edlen Oduͤßeus Unter Taͤlemachos Schuz; denn ihm vertraut' er ſein Heil an. 420
Alſo ſprach er, und allen gefiel Amfinomos Rede. Und Held Mulios miſchte den Wein im Kelche mit Waßer, Dieſer dulichiſche Herold, Amfinomos treuer Gefaͤhrte; Reichte dann allen umher die vollen Becher. Die Freier Opferten jezt, und tranken des herzerfreuenden Weines. 425 Und nachdem ſie geopfert und nach Verlangen getrunken, Gingen ſie alle heim, der ſuͤßen Ruhe zu pflegen.
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Oduͤßee. Achzehnter Geſang.
Nichts von den Freuden des Mahls; denn es wird je laͤnger je aͤrger!
Und die heilige Kraft Taͤlemachos ſprach zur Verſammlung:
Ungluͤckſelige Maͤnner, ihr raſt, und eure Geſpraͤche
Zeugen von Speiſ' und Trank; euch reizet wahrlich ein Daͤmon!
Aber nachdem ihr geſchmauſt, ſo geht, und legt euch zu Hauſe
Schlafen, wanns euch gefaͤllt; doch treib' ich keinen von hinnen.
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Alſo ſprach er; da bißen ſie ringsumher ſich die Lippen,
Ueber den Juͤngling erſtaunt, der ſo entſchloßen geredet.
Drauf erhub ſich und ſprach Amfinomos zu der Verſammlung,
Niſos ruͤhmlicher Sohn, des araͤtiadiſchen Koͤnigs:
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Freunde, Taͤlemachos hat mit großem Rechte geredet;
Drum entruͤſte ſich keiner, noch geb' ihm trozige Antwort!
Auch mishandelt nicht ferner den armen Fremdling, noch jemand
Von den Leuten im Hauſe des goͤttergleichen Oduͤßeus.
Auf! es fuͤlle von neuem der Schenk mit Weine die Becher,
Daß wir opfern, und dann nach Hauſe gehen zu ſchlafen.
Aber der Fremdling bleib' im Hauſe des edlen Oduͤßeus
Unter Taͤlemachos Schuz; denn ihm vertraut' er ſein Heil an.
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Alſo ſprach er, und allen gefiel Amfinomos Rede.
Und Held Mulios miſchte den Wein im Kelche mit Waßer,
Dieſer dulichiſche Herold, Amfinomos treuer Gefaͤhrte;
Reichte dann allen umher die vollen Becher. Die Freier
Opferten jezt, und tranken des herzerfreuenden Weines.
Und nachdem ſie geopfert und nach Verlangen getrunken,
Gingen ſie alle heim, der ſuͤßen Ruhe zu pflegen.
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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/366>, abgerufen am 26.11.2024.
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