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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Zweiter Gesang.
Läg' er uneingekleidet, der einst so vieles beherschte!
Also sprach sie mit List, und bewegte die Herzen der Edlen,
Und nun webete sie des Tages am großen Gewebe;
Aber des Nachs, dann trennte sies auf, beim Scheine der Fackeln. 105
Also teuschte sie uns drei Jahr, und betrog die Achaier.
Als nun das vierte Jahr im Geleite der Horen herankam V. 107.
Und mit dem wechselnden Mond viel Tage waren verschwunden;
Da verkündet' uns eine der Weiber das schlaue Geheimniß,
Und wir fanden sie selbst bey der Trennung des schönen Gewebes. 110
Also mußte sies nun, auch wider Willen, vollenden.
Siehe nun deuten die Freier dir an, damit du es selber
Wißest in deinem Herzen, und alle Achaier es wissen!
Sende die Mutter hinweg, und gebeut ihr, daß sie zum Manne
Nehme, wer ihr gefällt, und wen der Vater ihr wählet. 115
Aber denkt sie noch lange zu höhnen die edlen Achaier,
Und sich der Gaben zu freun, die ihr Athänä verliehn hat,
Wundervolle Gewande mit klugem Geiste zu wirken,
Und der erfindsamen List, die selbst in Jahren der Vorwelt
Keine von Griechenlands schönlockigen Töchtern gekannt hat, 120
Türo nicht, noch Alkmänä, und nicht die schöne Mükänä;
(Keine von allen war der erfindsamen Pänelopeia
Gleich an Verstand!) so soll ihr doch diese Erfindung nicht glücken!
Denn wir schmausen so lange von deinen Heerden und Gütern,
Als sie in diesem Sinne beharrt, den jezo die Götter 125
Ihr in die Seele gegeben! Sich selber bringet sie freilich
Großen Ruhm, dir aber Verlust an großem Vermögen!

V. 107. Horen, die Göttinnen der Jahrszeiten.

Zweiter Geſang.
Laͤg' er uneingekleidet, der einſt ſo vieles beherſchte!
Alſo ſprach ſie mit Liſt, und bewegte die Herzen der Edlen,
Und nun webete ſie des Tages am großen Gewebe;
Aber des Nachs, dann trennte ſies auf, beim Scheine der Fackeln. 105
Alſo teuſchte ſie uns drei Jahr, und betrog die Achaier.
Als nun das vierte Jahr im Geleite der Horen herankam V. 107.
Und mit dem wechſelnden Mond viel Tage waren verſchwunden;
Da verkuͤndet' uns eine der Weiber das ſchlaue Geheimniß,
Und wir fanden ſie ſelbſt bey der Trennung des ſchoͤnen Gewebes. 110
Alſo mußte ſies nun, auch wider Willen, vollenden.
Siehe nun deuten die Freier dir an, damit du es ſelber
Wißeſt in deinem Herzen, und alle Achaier es wiſſen!
Sende die Mutter hinweg, und gebeut ihr, daß ſie zum Manne
Nehme, wer ihr gefaͤllt, und wen der Vater ihr waͤhlet. 115
Aber denkt ſie noch lange zu hoͤhnen die edlen Achaier,
Und ſich der Gaben zu freun, die ihr Athaͤnaͤ verliehn hat,
Wundervolle Gewande mit klugem Geiſte zu wirken,
Und der erfindſamen Liſt, die ſelbſt in Jahren der Vorwelt
Keine von Griechenlands ſchoͤnlockigen Toͤchtern gekannt hat, 120
Tuͤro nicht, noch Alkmaͤnaͤ, und nicht die ſchoͤne Muͤkaͤnaͤ;
(Keine von allen war der erfindſamen Paͤnelopeia
Gleich an Verſtand!) ſo ſoll ihr doch dieſe Erfindung nicht gluͤcken!
Denn wir ſchmauſen ſo lange von deinen Heerden und Guͤtern,
Als ſie in dieſem Sinne beharrt, den jezo die Goͤtter 125
Ihr in die Seele gegeben! Sich ſelber bringet ſie freilich
Großen Ruhm, dir aber Verluſt an großem Vermoͤgen!

V. 107. Horen, die Goͤttinnen der Jahrszeiten.
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[31/0037] Zweiter Geſang. Laͤg' er uneingekleidet, der einſt ſo vieles beherſchte! Alſo ſprach ſie mit Liſt, und bewegte die Herzen der Edlen, Und nun webete ſie des Tages am großen Gewebe; Aber des Nachs, dann trennte ſies auf, beim Scheine der Fackeln. Alſo teuſchte ſie uns drei Jahr, und betrog die Achaier. Als nun das vierte Jahr im Geleite der Horen herankam V. 107. Und mit dem wechſelnden Mond viel Tage waren verſchwunden; Da verkuͤndet' uns eine der Weiber das ſchlaue Geheimniß, Und wir fanden ſie ſelbſt bey der Trennung des ſchoͤnen Gewebes. Alſo mußte ſies nun, auch wider Willen, vollenden. Siehe nun deuten die Freier dir an, damit du es ſelber Wißeſt in deinem Herzen, und alle Achaier es wiſſen! Sende die Mutter hinweg, und gebeut ihr, daß ſie zum Manne Nehme, wer ihr gefaͤllt, und wen der Vater ihr waͤhlet. Aber denkt ſie noch lange zu hoͤhnen die edlen Achaier, Und ſich der Gaben zu freun, die ihr Athaͤnaͤ verliehn hat, Wundervolle Gewande mit klugem Geiſte zu wirken, Und der erfindſamen Liſt, die ſelbſt in Jahren der Vorwelt Keine von Griechenlands ſchoͤnlockigen Toͤchtern gekannt hat, Tuͤro nicht, noch Alkmaͤnaͤ, und nicht die ſchoͤne Muͤkaͤnaͤ; (Keine von allen war der erfindſamen Paͤnelopeia Gleich an Verſtand!) ſo ſoll ihr doch dieſe Erfindung nicht gluͤcken! Denn wir ſchmauſen ſo lange von deinen Heerden und Guͤtern, Als ſie in dieſem Sinne beharrt, den jezo die Goͤtter Ihr in die Seele gegeben! Sich ſelber bringet ſie freilich Großen Ruhm, dir aber Verluſt an großem Vermoͤgen! 105 110 115 120 125 V. 107. Horen, die Goͤttinnen der Jahrszeiten.

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/37>, abgerufen am 21.11.2024.