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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Vierundzwanzigster Gesang.
Weinend erhub sich dieser, und redete vor der Versammlung:

Freunde, wahrlich ein Großes bereitete jener den Griechen!425
Erst entführt' er in Schiffen so viel' und tapfere Männer,
Und verlor die gerüsteten Schiff', und verlor die Gefährten;
Und nun kommt er, und tödtet die Edelsten unseres Reiches.
Aber wohlan! bevor der Flüchtende Pülos erreichet,
Oder die heilige Aelis, die von den Epeiern beherscht wird;430
Eilet ihm nach! Sonst werden wir nimmer das Antliz erheben!
Schande brächt' es ja uns, und noch bei den spätesten Enkeln,
Wenn wir die Mörder nicht straften, die unsere Kinder und Brüder
Tödteten! Ha! ich könnte nicht länger mit fröhlichem Herzen
Leben; mich förderte bald der Tod in die Schattenbehausung!435
Auf denn, und eilt! damit sie uns nicht zu Waßer entfliehen!

Weinend sprach ers, und rührte die ganze Versammlung zum Mitleid.
Jezo kam zu ihnen der göttliche Sänger und Medon
Aus Odüßeus Palaste, nachdem sie der Schlummer verlaßen;
Und sie traten beid' in die Mitte des staunenden Volkes.440
Und nun sprach zur Versammlung der gute verständige Medon.

Höret mich an, ihr Männer von Ithaka! Wahrlich, Odüßeus
Hat nicht ohne den Rath der Unsterblichen dieses vollendet!
Denn ich sah ihn selbst, den unendlichen Gott, der Odüßeus
Immer zur Seite stand, in Mentors Bildung gehüllet.445
Dieser unsterbliche Gott beseelete jezo den König,
Vor ihm stehend, mit Mut, und jezo stürmt' er vertilgend
Unter die Freier im Saal; und Haufen sanken bei Haufen.

Als er es sprach, da ergriff sie alle bleiches Entsezen.
Unter ihnen begann der graue Held Halithersäs,450

G g

Vierundzwanzigſter Geſang.
Weinend erhub ſich dieſer, und redete vor der Verſammlung:

Freunde, wahrlich ein Großes bereitete jener den Griechen!425
Erſt entfuͤhrt' er in Schiffen ſo viel' und tapfere Maͤnner,
Und verlor die geruͤſteten Schiff', und verlor die Gefaͤhrten;
Und nun kommt er, und toͤdtet die Edelſten unſeres Reiches.
Aber wohlan! bevor der Fluͤchtende Puͤlos erreichet,
Oder die heilige Aelis, die von den Epeiern beherſcht wird;430
Eilet ihm nach! Sonſt werden wir nimmer das Antliz erheben!
Schande braͤcht' es ja uns, und noch bei den ſpaͤteſten Enkeln,
Wenn wir die Moͤrder nicht ſtraften, die unſere Kinder und Bruͤder
Toͤdteten! Ha! ich koͤnnte nicht laͤnger mit froͤhlichem Herzen
Leben; mich foͤrderte bald der Tod in die Schattenbehauſung!435
Auf denn, und eilt! damit ſie uns nicht zu Waßer entfliehen!

Weinend ſprach ers, und ruͤhrte die ganze Verſammlung zum Mitleid.
Jezo kam zu ihnen der goͤttliche Saͤnger und Medon
Aus Oduͤßeus Palaſte, nachdem ſie der Schlummer verlaßen;
Und ſie traten beid' in die Mitte des ſtaunenden Volkes.440
Und nun ſprach zur Verſammlung der gute verſtaͤndige Medon.

Hoͤret mich an, ihr Maͤnner von Ithaka! Wahrlich, Oduͤßeus
Hat nicht ohne den Rath der Unſterblichen dieſes vollendet!
Denn ich ſah ihn ſelbſt, den unendlichen Gott, der Oduͤßeus
Immer zur Seite ſtand, in Mentors Bildung gehuͤllet.445
Dieſer unſterbliche Gott beſeelete jezo den Koͤnig,
Vor ihm ſtehend, mit Mut, und jezo ſtuͤrmt' er vertilgend
Unter die Freier im Saal; und Haufen ſanken bei Haufen.

Als er es ſprach, da ergriff ſie alle bleiches Entſezen.
Unter ihnen begann der graue Held Halitherſaͤs,450

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[465/0471] Vierundzwanzigſter Geſang. Weinend erhub ſich dieſer, und redete vor der Verſammlung: Freunde, wahrlich ein Großes bereitete jener den Griechen! Erſt entfuͤhrt' er in Schiffen ſo viel' und tapfere Maͤnner, Und verlor die geruͤſteten Schiff', und verlor die Gefaͤhrten; Und nun kommt er, und toͤdtet die Edelſten unſeres Reiches. Aber wohlan! bevor der Fluͤchtende Puͤlos erreichet, Oder die heilige Aelis, die von den Epeiern beherſcht wird; Eilet ihm nach! Sonſt werden wir nimmer das Antliz erheben! Schande braͤcht' es ja uns, und noch bei den ſpaͤteſten Enkeln, Wenn wir die Moͤrder nicht ſtraften, die unſere Kinder und Bruͤder Toͤdteten! Ha! ich koͤnnte nicht laͤnger mit froͤhlichem Herzen Leben; mich foͤrderte bald der Tod in die Schattenbehauſung! Auf denn, und eilt! damit ſie uns nicht zu Waßer entfliehen! 425 430 435 Weinend ſprach ers, und ruͤhrte die ganze Verſammlung zum Mitleid. Jezo kam zu ihnen der goͤttliche Saͤnger und Medon Aus Oduͤßeus Palaſte, nachdem ſie der Schlummer verlaßen; Und ſie traten beid' in die Mitte des ſtaunenden Volkes. Und nun ſprach zur Verſammlung der gute verſtaͤndige Medon. 440 Hoͤret mich an, ihr Maͤnner von Ithaka! Wahrlich, Oduͤßeus Hat nicht ohne den Rath der Unſterblichen dieſes vollendet! Denn ich ſah ihn ſelbſt, den unendlichen Gott, der Oduͤßeus Immer zur Seite ſtand, in Mentors Bildung gehuͤllet. Dieſer unſterbliche Gott beſeelete jezo den Koͤnig, Vor ihm ſtehend, mit Mut, und jezo ſtuͤrmt' er vertilgend Unter die Freier im Saal; und Haufen ſanken bei Haufen. 445 Als er es ſprach, da ergriff ſie alle bleiches Entſezen. Unter ihnen begann der graue Held Halitherſaͤs, 450 G g

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/471>, abgerufen am 27.11.2024.