Friede sey mit deinen Gebeinen, mein Albrecht Dürer! und möchtest du wissen, wie ich dich lieb habe, und hören, wie ich unter der heutigen, dir fremden Welt, der Herold deines Namens bin. -- Gesegnet sey mir deine goldene Zeit, Nürnberg! die einzige Zeit, da Deutschland eine eigene vaterländi¬ sche Kunst zu haben sich rühmen konnte. -- Aber die schönen Zeitalter ziehen über die Erde hinweg, und verschwinden, wie glän¬ zende Wolken über das Gewölbe des Him¬ mels wegziehn. Sie sind vorüber, und ihrer wird nicht gedacht; nur wenige rufen sie aus innerer Liebe in ihr Gemüth zurück, aus bestäubten Büchern, und bleibenden Werken der Kunst.
Friede ſey mit deinen Gebeinen, mein Albrecht Dürer! und möchteſt du wiſſen, wie ich dich lieb habe, und hören, wie ich unter der heutigen, dir fremden Welt, der Herold deines Namens bin. — Geſegnet ſey mir deine goldene Zeit, Nürnberg! die einzige Zeit, da Deutſchland eine eigene vaterländi¬ ſche Kunſt zu haben ſich rühmen konnte. — Aber die ſchönen Zeitalter ziehen über die Erde hinweg, und verſchwinden, wie glän¬ zende Wolken über das Gewölbe des Him¬ mels wegziehn. Sie ſind vorüber, und ihrer wird nicht gedacht; nur wenige rufen ſie aus innerer Liebe in ihr Gemüth zurück, aus beſtäubten Büchern, und bleibenden Werken der Kunſt.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0138"n="130"/><p>Friede ſey mit deinen Gebeinen, mein<lb/>
Albrecht Dürer! und möchteſt du wiſſen, wie<lb/>
ich dich lieb habe, und hören, wie ich unter<lb/>
der heutigen, dir fremden Welt, der Herold<lb/>
deines Namens bin. — Geſegnet ſey mir<lb/>
deine goldene Zeit, Nürnberg! die einzige<lb/>
Zeit, da Deutſchland eine eigene vaterländi¬<lb/>ſche Kunſt zu haben ſich rühmen konnte. —<lb/>
Aber die ſchönen Zeitalter ziehen über die<lb/>
Erde hinweg, und verſchwinden, wie glän¬<lb/>
zende Wolken über das Gewölbe des Him¬<lb/>
mels wegziehn. Sie ſind vorüber, und ihrer<lb/>
wird nicht gedacht; nur wenige rufen ſie<lb/>
aus innerer Liebe in ihr Gemüth zurück, aus<lb/>
beſtäubten Büchern, und bleibenden Werken<lb/>
der Kunſt.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[130/0138]
Friede ſey mit deinen Gebeinen, mein
Albrecht Dürer! und möchteſt du wiſſen, wie
ich dich lieb habe, und hören, wie ich unter
der heutigen, dir fremden Welt, der Herold
deines Namens bin. — Geſegnet ſey mir
deine goldene Zeit, Nürnberg! die einzige
Zeit, da Deutſchland eine eigene vaterländi¬
ſche Kunſt zu haben ſich rühmen konnte. —
Aber die ſchönen Zeitalter ziehen über die
Erde hinweg, und verſchwinden, wie glän¬
zende Wolken über das Gewölbe des Him¬
mels wegziehn. Sie ſind vorüber, und ihrer
wird nicht gedacht; nur wenige rufen ſie
aus innerer Liebe in ihr Gemüth zurück, aus
beſtäubten Büchern, und bleibenden Werken
der Kunſt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/138>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.