tastereyen verfolgt. Er quälte sich bey der großen körperlichen Schwäche und allem Elend des Alters dennoch immer für sich al¬ lein, und wies alle Gesellschaft und mitlei¬ dige Hülfe ungestüm von sich. Dann wollte er noch arbeiten, und konnte doch nicht, weil ihm die Hände gelähmt waren und be¬ ständig zitterten; dann kam er in die äußerste Bosheit, und wollte seinen Händen Gewalt anthun; aber indem er so ergrimmt für sich murmelte, fiel ihm wieder der Mahlerstock oder gar der Pinsel auf die Erde, daß es ein Jammer anzusehen war. Er konnte sich mit dem Schatten zanken, und über eine Fliege in Zorn gerathen. Daß er seinem Ende nahe wäre, wollte er noch immer nicht glauben. Er redete sehr viel davon, was es für ein Elend sey, wenn eine langsame Krankheit mit tausend Martern den Körper recht nach und nach aufzehre, daß ein Bluts¬
taſtereyen verfolgt. Er quälte ſich bey der großen körperlichen Schwäche und allem Elend des Alters dennoch immer für ſich al¬ lein, und wies alle Geſellſchaft und mitlei¬ dige Hülfe ungeſtüm von ſich. Dann wollte er noch arbeiten, und konnte doch nicht, weil ihm die Hände gelähmt waren und be¬ ſtändig zitterten; dann kam er in die äußerſte Bosheit, und wollte ſeinen Händen Gewalt anthun; aber indem er ſo ergrimmt für ſich murmelte, fiel ihm wieder der Mahlerſtock oder gar der Pinſel auf die Erde, daß es ein Jammer anzuſehen war. Er konnte ſich mit dem Schatten zanken, und über eine Fliege in Zorn gerathen. Daß er ſeinem Ende nahe wäre, wollte er noch immer nicht glauben. Er redete ſehr viel davon, was es für ein Elend ſey, wenn eine langſame Krankheit mit tauſend Martern den Körper recht nach und nach aufzehre, daß ein Bluts¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0160"n="152"/>
taſtereyen verfolgt. Er quälte ſich bey der<lb/>
großen körperlichen Schwäche und allem<lb/>
Elend des Alters dennoch immer für ſich al¬<lb/>
lein, und wies alle Geſellſchaft und mitlei¬<lb/>
dige Hülfe ungeſtüm von ſich. Dann wollte<lb/>
er noch arbeiten, und konnte doch nicht,<lb/>
weil ihm die Hände gelähmt waren und be¬<lb/>ſtändig zitterten; dann kam er in die äußerſte<lb/>
Bosheit, und wollte ſeinen Händen Gewalt<lb/>
anthun; aber indem er ſo ergrimmt für ſich<lb/>
murmelte, fiel ihm wieder der Mahlerſtock<lb/>
oder gar der Pinſel auf die Erde, daß es<lb/>
ein Jammer anzuſehen war. Er konnte ſich<lb/>
mit dem Schatten zanken, und über eine<lb/>
Fliege in Zorn gerathen. Daß er ſeinem<lb/>
Ende nahe wäre, wollte er noch immer nicht<lb/>
glauben. Er redete ſehr viel davon, was es<lb/>
für ein Elend ſey, wenn eine langſame<lb/>
Krankheit mit tauſend Martern den Körper<lb/>
recht nach und nach aufzehre, daß ein Bluts¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[152/0160]
taſtereyen verfolgt. Er quälte ſich bey der
großen körperlichen Schwäche und allem
Elend des Alters dennoch immer für ſich al¬
lein, und wies alle Geſellſchaft und mitlei¬
dige Hülfe ungeſtüm von ſich. Dann wollte
er noch arbeiten, und konnte doch nicht,
weil ihm die Hände gelähmt waren und be¬
ſtändig zitterten; dann kam er in die äußerſte
Bosheit, und wollte ſeinen Händen Gewalt
anthun; aber indem er ſo ergrimmt für ſich
murmelte, fiel ihm wieder der Mahlerſtock
oder gar der Pinſel auf die Erde, daß es
ein Jammer anzuſehen war. Er konnte ſich
mit dem Schatten zanken, und über eine
Fliege in Zorn gerathen. Daß er ſeinem
Ende nahe wäre, wollte er noch immer nicht
glauben. Er redete ſehr viel davon, was es
für ein Elend ſey, wenn eine langſame
Krankheit mit tauſend Martern den Körper
recht nach und nach aufzehre, daß ein Bluts¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/160>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.