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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

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in seinen Bildern die kühnsten und wildesten
Stellungen und Gebehrden; er drängte Mus¬
keln auf Muskeln, und wollte in jede Nerve
seiner Figuren die hohe poetische Kraft stem¬
peln, wovon er erfüllt war. Er ergründete
das innerliche Triebwerk der Menschenma¬
schine bis in die verborgensten Wirkungen;
er spürte die härtesten Schwierigkeiten in
der Mechanik des menschlichen Körpers auf,
um sie zu bekämpfen, und um die üppige
Fülle seiner Geisteskraft auch in den körper¬
lichen Theilen der Kunst auszulassen und zu
befriedigen: -- grade so wie Dichter, in de¬
nen ein nicht zu löschendes lyrisches Feuer
brennt, sich an großen und ungeheuren
Ideen nicht genügen, sondern vornehmlich
auch in dem sichtbaren, sinnlichen Werkzeuge
ihrer Kunst, in Ausdruck und Worten, ihre
kühne und wilde Stärke abzudrücken stre¬
ben. Die Wirkung ist, an beyden Orten,

in ſeinen Bildern die kühnſten und wildeſten
Stellungen und Gebehrden; er drängte Muſ¬
keln auf Muſkeln, und wollte in jede Nerve
ſeiner Figuren die hohe poetiſche Kraft ſtem¬
peln, wovon er erfüllt war. Er ergründete
das innerliche Triebwerk der Menſchenma¬
ſchine bis in die verborgenſten Wirkungen;
er ſpürte die härteſten Schwierigkeiten in
der Mechanik des menſchlichen Körpers auf,
um ſie zu bekämpfen, und um die üppige
Fülle ſeiner Geiſteskraft auch in den körper¬
lichen Theilen der Kunſt auszulaſſen und zu
befriedigen: — grade ſo wie Dichter, in de¬
nen ein nicht zu löſchendes lyriſches Feuer
brennt, ſich an großen und ungeheuren
Ideen nicht genügen, ſondern vornehmlich
auch in dem ſichtbaren, ſinnlichen Werkzeuge
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[174/0182] in ſeinen Bildern die kühnſten und wildeſten Stellungen und Gebehrden; er drängte Muſ¬ keln auf Muſkeln, und wollte in jede Nerve ſeiner Figuren die hohe poetiſche Kraft ſtem¬ peln, wovon er erfüllt war. Er ergründete das innerliche Triebwerk der Menſchenma¬ ſchine bis in die verborgenſten Wirkungen; er ſpürte die härteſten Schwierigkeiten in der Mechanik des menſchlichen Körpers auf, um ſie zu bekämpfen, und um die üppige Fülle ſeiner Geiſteskraft auch in den körper¬ lichen Theilen der Kunſt auszulaſſen und zu befriedigen: — grade ſo wie Dichter, in de¬ nen ein nicht zu löſchendes lyriſches Feuer brennt, ſich an großen und ungeheuren Ideen nicht genügen, ſondern vornehmlich auch in dem ſichtbaren, ſinnlichen Werkzeuge ihrer Kunſt, in Ausdruck und Worten, ihre kühne und wilde Stärke abzudrücken ſtre¬ ben. Die Wirkung iſt, an beyden Orten,

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Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/182>, abgerufen am 23.11.2024.