Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

dem guten alten Pater sehr dringend an,
mir immer noch mehr schöne Geschichten aus
der Mahlerchronika zu erzählen. "Ich will
mich besinnen," sagte er mit lächelndem
Munde, "ich rede gern von den alten Mah¬
lergeschichten." Und nun erzählte er mir
fürwahr eine ganze Menge der schönsten Hi¬
storien; denn er hatte alle Bücher, die je
von der Kunst geschrieben sind, oftmals ge¬
lesen, und wußte das Beste daraus im Kopfe.
Mir waren seine Erzählungen so eindring¬
lich, daß ich sie fast noch mit seinen Worten
bis jetzt behalten habe, und ich will ein
Theil davon zur Lust wieder erzählen.

Als wir in dem Bildersaal, wo wir uns
befanden, auf ein Gemählde von dem vor¬
trefflichen Domenichino trafen, sagte er
mir, daß dieser Mahler ein merkwürdiges
Beyspiel von einem heißen Eifer in der
Kunst abgebe, und fuhr, um dies zu bewei¬
sen, also fort:

dem guten alten Pater ſehr dringend an,
mir immer noch mehr ſchöne Geſchichten aus
der Mahlerchronika zu erzählen. »Ich will
mich beſinnen,« ſagte er mit lächelndem
Munde, »ich rede gern von den alten Mah¬
lergeſchichten.« Und nun erzählte er mir
fürwahr eine ganze Menge der ſchönſten Hi¬
ſtorien; denn er hatte alle Bücher, die je
von der Kunſt geſchrieben ſind, oftmals ge¬
leſen, und wußte das Beſte daraus im Kopfe.
Mir waren ſeine Erzählungen ſo eindring¬
lich, daß ich ſie faſt noch mit ſeinen Worten
bis jetzt behalten habe, und ich will ein
Theil davon zur Luſt wieder erzählen.

Als wir in dem Bilderſaal, wo wir uns
befanden, auf ein Gemählde von dem vor¬
trefflichen Domenichino trafen, ſagte er
mir, daß dieſer Mahler ein merkwürdiges
Beyſpiel von einem heißen Eifer in der
Kunſt abgebe, und fuhr, um dies zu bewei¬
ſen, alſo fort:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0218" n="210"/>
dem guten alten Pater &#x017F;ehr dringend an,<lb/>
mir immer noch mehr &#x017F;chöne Ge&#x017F;chichten aus<lb/>
der Mahlerchronika zu erzählen. »Ich will<lb/>
mich be&#x017F;innen,« &#x017F;agte er mit lächelndem<lb/>
Munde, »ich rede gern von den alten Mah¬<lb/>
lerge&#x017F;chichten.« Und nun erzählte er mir<lb/>
fürwahr eine ganze Menge der &#x017F;chön&#x017F;ten Hi¬<lb/>
&#x017F;torien; denn er hatte alle Bücher, die je<lb/>
von der Kun&#x017F;t ge&#x017F;chrieben &#x017F;ind, oftmals ge¬<lb/>
le&#x017F;en, und wußte das Be&#x017F;te daraus im Kopfe.<lb/>
Mir waren &#x017F;eine Erzählungen &#x017F;o eindring¬<lb/>
lich, daß ich &#x017F;ie fa&#x017F;t noch mit &#x017F;einen Worten<lb/>
bis jetzt behalten habe, und ich will ein<lb/>
Theil davon zur Lu&#x017F;t wieder erzählen.</p><lb/>
        <p>Als wir in dem Bilder&#x017F;aal, wo wir uns<lb/>
befanden, auf ein Gemählde von dem vor¬<lb/>
trefflichen <hi rendition="#g">Domenichino</hi> trafen, &#x017F;agte er<lb/>
mir, daß die&#x017F;er Mahler ein merkwürdiges<lb/>
Bey&#x017F;piel von einem heißen Eifer in der<lb/>
Kun&#x017F;t abgebe, und fuhr, um dies zu bewei¬<lb/>
&#x017F;en, al&#x017F;o fort:<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0218] dem guten alten Pater ſehr dringend an, mir immer noch mehr ſchöne Geſchichten aus der Mahlerchronika zu erzählen. »Ich will mich beſinnen,« ſagte er mit lächelndem Munde, »ich rede gern von den alten Mah¬ lergeſchichten.« Und nun erzählte er mir fürwahr eine ganze Menge der ſchönſten Hi¬ ſtorien; denn er hatte alle Bücher, die je von der Kunſt geſchrieben ſind, oftmals ge¬ leſen, und wußte das Beſte daraus im Kopfe. Mir waren ſeine Erzählungen ſo eindring¬ lich, daß ich ſie faſt noch mit ſeinen Worten bis jetzt behalten habe, und ich will ein Theil davon zur Luſt wieder erzählen. Als wir in dem Bilderſaal, wo wir uns befanden, auf ein Gemählde von dem vor¬ trefflichen Domenichino trafen, ſagte er mir, daß dieſer Mahler ein merkwürdiges Beyſpiel von einem heißen Eifer in der Kunſt abgebe, und fuhr, um dies zu bewei¬ ſen, alſo fort:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/218
Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/218>, abgerufen am 12.05.2024.