wie der Geringen. Parmeggiano aber ach¬ tete auf nichts weniger als auf den Kriegs¬ lärm und Tumult, und blieb ruhig bey seiner Arbeit. Auf einmal brechen etliche Kriegs¬ männer ins Gemach herein, und siehe! er bleibt immer noch fest und ämsig an seiner Stafeley. Da erstaunten diese wilden Men¬ schen, die selbst Tempel und Altar nicht ge¬ schont hatten, über den großen Geist des Mannes so sehr, daß sie ihn, als wär' er ein Heiliger, nicht anzurühren wagten, und ihn sogar gegen die Wuth anderer beschütz¬ ten." --
"Wie wunderbar ist das alles," rief ich; "aber nun bitt' ich euch noch um ein einziges," fuhr ich zu dem lieben fremden Manne fort, -- "sagt mir, ob es wahr ist, was ich einst hörte, daß die ältesten Mah¬ ler von Italien so gottesfürchtige Männer gewesen sind, und die heiligen Geschichten
wie der Geringen. Parmeggiano aber ach¬ tete auf nichts weniger als auf den Kriegs¬ lärm und Tumult, und blieb ruhig bey ſeiner Arbeit. Auf einmal brechen etliche Kriegs¬ männer ins Gemach herein, und ſiehe! er bleibt immer noch feſt und ämſig an ſeiner Stafeley. Da erſtaunten dieſe wilden Men¬ ſchen, die ſelbſt Tempel und Altar nicht ge¬ ſchont hatten, über den großen Geiſt des Mannes ſo ſehr, daß ſie ihn, als wär' er ein Heiliger, nicht anzurühren wagten, und ihn ſogar gegen die Wuth anderer beſchütz¬ ten.« —
»Wie wunderbar iſt das alles,« rief ich; »aber nun bitt' ich euch noch um ein einziges,« fuhr ich zu dem lieben fremden Manne fort, — »ſagt mir, ob es wahr iſt, was ich einſt hörte, daß die älteſten Mah¬ ler von Italien ſo gottesfürchtige Männer geweſen ſind, und die heiligen Geſchichten
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wie der Geringen. Parmeggiano aber ach¬
tete auf nichts weniger als auf den Kriegs¬
lärm und Tumult, und blieb ruhig bey ſeiner
Arbeit. Auf einmal brechen etliche Kriegs¬
männer ins Gemach herein, und ſiehe! er
bleibt immer noch feſt und ämſig an ſeiner
Stafeley. Da erſtaunten dieſe wilden Men¬
ſchen, die ſelbſt Tempel und Altar nicht ge¬
ſchont hatten, über den großen Geiſt des
Mannes ſo ſehr, daß ſie ihn, als wär' er
ein Heiliger, nicht anzurühren wagten, und
ihn ſogar gegen die Wuth anderer beſchütz¬
ten.« —
»Wie wunderbar iſt das alles,« rief
ich; »aber nun bitt' ich euch noch um ein
einziges,« fuhr ich zu dem lieben fremden
Manne fort, — »ſagt mir, ob es wahr iſt,
was ich einſt hörte, daß die älteſten Mah¬
ler von Italien ſo gottesfürchtige Männer
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/230>, abgerufen am 21.11.2024.
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