wir's nicht dem Schöpfer danken, wenn er uns nun grade das Geschick gegeben hat, diese Töne, denen von Anfang her eine Sym¬ pathie zur menschlichen Seele verliehen ist, so zusammenzusetzen, daß sie das Herz rüh¬ ren? -- Wahrhaftig, die Kunst ist es, was man verehren muß, nicht den Künstler; -- der ist nichts mehr als ein schwaches Werk¬ zeug."
"Ihr seht, daß mein Eifer und meine Liebe für die Musik nicht schwächer ist als sonst. Nur eben darum bin ich so unglück¬ lich in diesem -- -- doch ich will's lassen, und Euch mit der Beschreibung von all' dem widrigen Wesen um mich herum, nicht ver¬ drießlich machen. Genug, ich lebe in einer sehr unreinen Luft. Wie weit idealischer lebte ich damals, da ich in unbefangener Ju¬ gend und stiller Einsamkeit die Kunst noch
wir's nicht dem Schöpfer danken, wenn er uns nun grade das Geſchick gegeben hat, dieſe Töne, denen von Anfang her eine Sym¬ pathie zur menſchlichen Seele verliehen iſt, ſo zuſammenzuſetzen, daß ſie das Herz rüh¬ ren? — Wahrhaftig, die Kunſt iſt es, was man verehren muß, nicht den Künſtler; — der iſt nichts mehr als ein ſchwaches Werk¬ zeug.«
»Ihr ſeht, daß mein Eifer und meine Liebe für die Muſik nicht ſchwächer iſt als ſonſt. Nur eben darum bin ich ſo unglück¬ lich in dieſem — — doch ich will's laſſen, und Euch mit der Beſchreibung von all' dem widrigen Weſen um mich herum, nicht ver¬ drießlich machen. Genug, ich lebe in einer ſehr unreinen Luft. Wie weit idealiſcher lebte ich damals, da ich in unbefangener Ju¬ gend und ſtiller Einſamkeit die Kunſt noch
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wir's nicht dem Schöpfer danken, wenn er
uns nun grade das Geſchick gegeben hat,
dieſe Töne, denen von Anfang her eine Sym¬
pathie zur menſchlichen Seele verliehen iſt,
ſo zuſammenzuſetzen, daß ſie das Herz rüh¬
ren? — Wahrhaftig, die Kunſt iſt es, was
man verehren muß, nicht den Künſtler; —
der iſt nichts mehr als ein ſchwaches Werk¬
zeug.«
»Ihr ſeht, daß mein Eifer und meine
Liebe für die Muſik nicht ſchwächer iſt als
ſonſt. Nur eben darum bin ich ſo unglück¬
lich in dieſem — — doch ich will's laſſen,
und Euch mit der Beſchreibung von all' dem
widrigen Weſen um mich herum, nicht ver¬
drießlich machen. Genug, ich lebe in einer
ſehr unreinen Luft. Wie weit idealiſcher
lebte ich damals, da ich in unbefangener Ju¬
gend und ſtiller Einſamkeit die Kunſt noch
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/272>, abgerufen am 21.11.2024.
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