fremdgestalteter Thiere, und durch eine un¬ endliche, mühsame Verschiedenheit der Pflan¬ zen und Bäume, so bereicherte und aus¬ schmückte, daß man über die Mannigfaltig¬ keit erstaunen mußte, und seine Augen nicht von dem Bilde abziehen konnte. Noch wun¬ derbarer war der Medusenkopf, den er einst auf ein hölzernes Schild für einen Bauern mahlte: er setzte ihn aus den Gliedern aller nur ersinnlichen häßlichen Gewürme und gräulicher Unthiere zusammen, so daß man gar nichts Erschrecklicheres sehen mochte. Die Erfahrenheit der Jahre ordnete nachher die¬ sen wilden, üppigen Reichthum in seinem Geiste.
Aber ich will zur Hauptsache eilen, und versuchen, ob ich eine Abschilderung von dem vielumfassenden Eifer dieses Mannes geben kann.
In der Mahlerey trachtete er mit uner¬
fremdgeſtalteter Thiere, und durch eine un¬ endliche, mühſame Verſchiedenheit der Pflan¬ zen und Bäume, ſo bereicherte und aus¬ ſchmückte, daß man über die Mannigfaltig¬ keit erſtaunen mußte, und ſeine Augen nicht von dem Bilde abziehen konnte. Noch wun¬ derbarer war der Meduſenkopf, den er einſt auf ein hölzernes Schild für einen Bauern mahlte: er ſetzte ihn aus den Gliedern aller nur erſinnlichen häßlichen Gewürme und gräulicher Unthiere zuſammen, ſo daß man gar nichts Erſchrecklicheres ſehen mochte. Die Erfahrenheit der Jahre ordnete nachher die¬ ſen wilden, üppigen Reichthum in ſeinem Geiſte.
Aber ich will zur Hauptſache eilen, und verſuchen, ob ich eine Abſchilderung von dem vielumfaſſenden Eifer dieſes Mannes geben kann.
In der Mahlerey trachtete er mit uner¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0076"n="68"/>
fremdgeſtalteter Thiere, und durch eine un¬<lb/>
endliche, mühſame Verſchiedenheit der Pflan¬<lb/>
zen und Bäume, ſo bereicherte und aus¬<lb/>ſchmückte, daß man über die Mannigfaltig¬<lb/>
keit erſtaunen mußte, und ſeine Augen nicht<lb/>
von dem Bilde abziehen konnte. Noch wun¬<lb/>
derbarer war der Meduſenkopf, den er einſt<lb/>
auf ein hölzernes Schild für einen Bauern<lb/>
mahlte: er ſetzte ihn aus den Gliedern aller<lb/>
nur erſinnlichen häßlichen Gewürme und<lb/>
gräulicher Unthiere zuſammen, ſo daß man<lb/>
gar nichts Erſchrecklicheres ſehen mochte. Die<lb/>
Erfahrenheit der Jahre ordnete nachher die¬<lb/>ſen wilden, üppigen Reichthum in ſeinem<lb/>
Geiſte.</p><lb/><p>Aber ich will zur Hauptſache eilen, und<lb/>
verſuchen, ob ich eine Abſchilderung von<lb/>
dem vielumfaſſenden Eifer dieſes Mannes<lb/>
geben kann.</p><lb/><p>In der Mahlerey trachtete er mit uner¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[68/0076]
fremdgeſtalteter Thiere, und durch eine un¬
endliche, mühſame Verſchiedenheit der Pflan¬
zen und Bäume, ſo bereicherte und aus¬
ſchmückte, daß man über die Mannigfaltig¬
keit erſtaunen mußte, und ſeine Augen nicht
von dem Bilde abziehen konnte. Noch wun¬
derbarer war der Meduſenkopf, den er einſt
auf ein hölzernes Schild für einen Bauern
mahlte: er ſetzte ihn aus den Gliedern aller
nur erſinnlichen häßlichen Gewürme und
gräulicher Unthiere zuſammen, ſo daß man
gar nichts Erſchrecklicheres ſehen mochte. Die
Erfahrenheit der Jahre ordnete nachher die¬
ſen wilden, üppigen Reichthum in ſeinem
Geiſte.
Aber ich will zur Hauptſache eilen, und
verſuchen, ob ich eine Abſchilderung von
dem vielumfaſſenden Eifer dieſes Mannes
geben kann.
In der Mahlerey trachtete er mit uner¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/76>, abgerufen am 11.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.