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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

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ein Sohn der Natur genannt zu werden
verdiene.

Aus eben dieser Schrift, der einzigen un¬
ter seinen gelehrten Arbeiten, die zu den
Augen der Welt gelangt ist, und die man
mit Recht das goldene Buch des Leonardo
nennen könnte, wird uns offenbar, wie tief¬
sinnig er immer die Lehren und Regeln der
Kunst mit dem Ausüben derselben verknüpfte.
Die Beschaffenheit des menschlichen Körpers
hatte er in allen nur ersinnlichen Wendun¬
gen und Stellungen, bis auf das kleinste,
so in seiner Gewalt, als wenn er ihn selber
geschaffen hätte; und immer ging er gerade¬
zu auf den bestimmten Sinn und die kör¬
perliche sowohl als geistige Bedeutung los,
die in jeder Figur liegen sollte. Denn billig
muß, wie auch er selbst in seinem Buche zu
verstehen giebt, ein jedes Kunstwerk eine
doppelte Sprache reden, eine des Leibes und

ein Sohn der Natur genannt zu werden
verdiene.

Aus eben dieſer Schrift, der einzigen un¬
ter ſeinen gelehrten Arbeiten, die zu den
Augen der Welt gelangt iſt, und die man
mit Recht das goldene Buch des Leonardo
nennen könnte, wird uns offenbar, wie tief¬
ſinnig er immer die Lehren und Regeln der
Kunſt mit dem Ausüben derſelben verknüpfte.
Die Beſchaffenheit des menſchlichen Körpers
hatte er in allen nur erſinnlichen Wendun¬
gen und Stellungen, bis auf das kleinſte,
ſo in ſeiner Gewalt, als wenn er ihn ſelber
geſchaffen hätte; und immer ging er gerade¬
zu auf den beſtimmten Sinn und die kör¬
perliche ſowohl als geiſtige Bedeutung los,
die in jeder Figur liegen ſollte. Denn billig
muß, wie auch er ſelbſt in ſeinem Buche zu
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[70/0078] ein Sohn der Natur genannt zu werden verdiene. Aus eben dieſer Schrift, der einzigen un¬ ter ſeinen gelehrten Arbeiten, die zu den Augen der Welt gelangt iſt, und die man mit Recht das goldene Buch des Leonardo nennen könnte, wird uns offenbar, wie tief¬ ſinnig er immer die Lehren und Regeln der Kunſt mit dem Ausüben derſelben verknüpfte. Die Beſchaffenheit des menſchlichen Körpers hatte er in allen nur erſinnlichen Wendun¬ gen und Stellungen, bis auf das kleinſte, ſo in ſeiner Gewalt, als wenn er ihn ſelber geſchaffen hätte; und immer ging er gerade¬ zu auf den beſtimmten Sinn und die kör¬ perliche ſowohl als geiſtige Bedeutung los, die in jeder Figur liegen ſollte. Denn billig muß, wie auch er ſelbſt in ſeinem Buche zu verſtehen giebt, ein jedes Kunſtwerk eine doppelte Sprache reden, eine des Leibes und

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Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/78>, abgerufen am 26.11.2024.