zu betrachten, weil der Geist durch derglei¬ chen verwirrte Dinge zu Erfindungen aufge¬ muntert werde. -- Man sieht, wie der un¬ gemeine und von keinem nach ihm erreichte Geist des Leonardo, aus allen Dingen, auch den geringgeachtesten und kleinsten, Gold zu ziehen wußte.
In der Wissenschaft seiner Kunst war vielleicht nie ein Mahler erfahrner und ge¬ lehrter als er. Die Kenntniß der inneren Theile des menschlichen Körpers und des ganzen Räder- und Hebelwerks dieser Ma¬ schine, -- die Kenntniß des Lichts und der Farben, und wie beyde auf einander wirken, und sich eines mit dem andern vermählt, -- die Lehre von den Verhältnissen, nach wel¬ chen die Dinge in der Entfernung kleiner und schwächer erscheinen; -- alle diese Wis¬ senschaften, welche in der That zu dem wah¬ ren, ursprünglichen Fundamente der Kunst
zu betrachten, weil der Geiſt durch derglei¬ chen verwirrte Dinge zu Erfindungen aufge¬ muntert werde. — Man ſieht, wie der un¬ gemeine und von keinem nach ihm erreichte Geiſt des Leonardo, aus allen Dingen, auch den geringgeachteſten und kleinſten, Gold zu ziehen wußte.
In der Wiſſenſchaft ſeiner Kunſt war vielleicht nie ein Mahler erfahrner und ge¬ lehrter als er. Die Kenntniß der inneren Theile des menſchlichen Körpers und des ganzen Räder- und Hebelwerks dieſer Ma¬ ſchine, — die Kenntniß des Lichts und der Farben, und wie beyde auf einander wirken, und ſich eines mit dem andern vermählt, — die Lehre von den Verhältniſſen, nach wel¬ chen die Dinge in der Entfernung kleiner und ſchwächer erſcheinen; — alle dieſe Wiſ¬ ſenſchaften, welche in der That zu dem wah¬ ren, urſprünglichen Fundamente der Kunſt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0082"n="74"/>
zu betrachten, weil der Geiſt durch derglei¬<lb/>
chen verwirrte Dinge zu Erfindungen aufge¬<lb/>
muntert werde. — Man ſieht, wie der un¬<lb/>
gemeine und von keinem nach ihm erreichte<lb/>
Geiſt des Leonardo, aus allen Dingen, auch<lb/>
den geringgeachteſten und kleinſten, Gold<lb/>
zu ziehen wußte.</p><lb/><p>In der <hirendition="#g">Wiſſenſchaft</hi>ſeiner Kunſt war<lb/>
vielleicht nie ein Mahler erfahrner und ge¬<lb/>
lehrter als er. Die Kenntniß der inneren<lb/>
Theile des menſchlichen Körpers und des<lb/>
ganzen Räder- und Hebelwerks dieſer Ma¬<lb/>ſchine, — die Kenntniß des Lichts und der<lb/>
Farben, und wie beyde auf einander wirken,<lb/>
und ſich eines mit dem andern vermählt, —<lb/>
die Lehre von den Verhältniſſen, nach wel¬<lb/>
chen die Dinge in der Entfernung kleiner<lb/>
und ſchwächer erſcheinen; — alle dieſe Wiſ¬<lb/>ſenſchaften, welche in der That zu dem wah¬<lb/>
ren, urſprünglichen Fundamente der Kunſt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[74/0082]
zu betrachten, weil der Geiſt durch derglei¬
chen verwirrte Dinge zu Erfindungen aufge¬
muntert werde. — Man ſieht, wie der un¬
gemeine und von keinem nach ihm erreichte
Geiſt des Leonardo, aus allen Dingen, auch
den geringgeachteſten und kleinſten, Gold
zu ziehen wußte.
In der Wiſſenſchaft ſeiner Kunſt war
vielleicht nie ein Mahler erfahrner und ge¬
lehrter als er. Die Kenntniß der inneren
Theile des menſchlichen Körpers und des
ganzen Räder- und Hebelwerks dieſer Ma¬
ſchine, — die Kenntniß des Lichts und der
Farben, und wie beyde auf einander wirken,
und ſich eines mit dem andern vermählt, —
die Lehre von den Verhältniſſen, nach wel¬
chen die Dinge in der Entfernung kleiner
und ſchwächer erſcheinen; — alle dieſe Wiſ¬
ſenſchaften, welche in der That zu dem wah¬
ren, urſprünglichen Fundamente der Kunſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/82>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.