Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


v. Gröningseck. Du machst lieber selbst mit,
nicht wahr?
Evchen (unschuldig.) Ja!
Fr. Humbrecht (lacht; sich recht auszulachen bückt
sie sich vorwärts an des Lieutenants Brust, das Gesicht
von Evchen abgekehrt: Er spielt ihr am Halsband, sie
drückt ihm die Hand, und küßt sie.)
Das hat sie nicht
verstanden: müssen ihr ihre Dummheit nicht übel
auslegen. (Sich aufrichtend.) Sie sind auch gar zu
schlimm, daß sie es nur wissen.
Marianel (bringt Essen, hernach Wein und Glä-
ser, setzt es hin, geht ab.)
v. Gröningseck. Allons fix! Platz genommen
meine Lieben! Das Frühstück ist da; -- zugegriffen!
--
(sie setzen sich, er legt vor) Hier Madam --
Fr. Humbrecht. Pfui doch! ich habs ihnen
ja schon oft gesagt, ich mag nicht Madam heißen;
ich bin halt Frau schlechtweg -- sorgen sie aber
auch für sich. --
Evchen. Wo denken sie hin? -- was soll ich
mit alle dem Essen anfangen?
(will wieder in die
Schüssel legen.)
Fr. Humbrecht. Laß nur, behalts! -- Kanst
ja, was du nicht essen kanst, in die Poschen stecken:
-- nit wahr? Herr Leutenant! -- bezahlt muß es
doch werden.
v. Gröningseck. Richtig, mein Weibchen!
(kneipt ihr in die Backen, und schielt auf Evchen.)
Ma foi sie haben Verstand wie ein Engel; gleich
wissen sie sich zu helfen. -- Pardieu! der Mus-
katen-


v. Groͤningseck. Du machſt lieber ſelbſt mit,
nicht wahr?
Evchen (unſchuldig.) Ja!
Fr. Humbrecht (lacht; ſich recht auszulachen buͤckt
ſie ſich vorwaͤrts an des Lieutenants Bruſt, das Geſicht
von Evchen abgekehrt: Er ſpielt ihr am Halsband, ſie
druͤckt ihm die Hand, und kuͤßt ſie.)
Das hat ſie nicht
verſtanden: muͤſſen ihr ihre Dummheit nicht uͤbel
auslegen. (Sich aufrichtend.) Sie ſind auch gar zu
ſchlimm, daß ſie es nur wiſſen.
Marianel (bringt Eſſen, hernach Wein und Glaͤ-
ſer, ſetzt es hin, geht ab.)
v. Groͤningseck. Allons fix! Platz genommen
meine Lieben! Das Fruͤhſtuͤck iſt da; — zugegriffen!
(ſie ſetzen ſich, er legt vor) Hier Madam —
Fr. Humbrecht. Pfui doch! ich habs ihnen
ja ſchon oft geſagt, ich mag nicht Madam heißen;
ich bin halt Frau ſchlechtweg — ſorgen ſie aber
auch fuͤr ſich. —
Evchen. Wo denken ſie hin? — was ſoll ich
mit alle dem Eſſen anfangen?
(will wieder in die
Schuͤſſel legen.)
Fr. Humbrecht. Laß nur, behalts! — Kanſt
ja, was du nicht eſſen kanſt, in die Poſchen ſtecken:
— nit wahr? Herr Leutenant! — bezahlt muß es
doch werden.
v. Groͤningseck. Richtig, mein Weibchen!
(kneipt ihr in die Backen, und ſchielt auf Evchen.)
Ma foi ſie haben Verſtand wie ein Engel; gleich
wiſſen ſie ſich zu helfen. — Pardieu! der Mus-
katen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0015" n="13"/>
        <fw place="top" type="header">
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </fw>
        <sp who="#GRN">
          <speaker> <hi rendition="#fr">v. Gro&#x0364;ningseck.</hi> </speaker>
          <p>Du mach&#x017F;t lieber &#x017F;elb&#x017F;t mit,<lb/>
nicht wahr?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EHUM">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Evchen</hi> </speaker>
          <stage>(un&#x017F;chuldig.)</stage>
          <p>Ja!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FHUM">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Fr. Humbrecht</hi> </speaker>
          <stage>(lacht; &#x017F;ich recht auszulachen bu&#x0364;ckt<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich vorwa&#x0364;rts an des Lieutenants Bru&#x017F;t, das Ge&#x017F;icht<lb/>
von Evchen abgekehrt: Er &#x017F;pielt ihr am Halsband, &#x017F;ie<lb/>
dru&#x0364;ckt ihm die Hand, und ku&#x0364;ßt &#x017F;ie.)</stage>
          <p>Das hat &#x017F;ie nicht<lb/>
ver&#x017F;tanden: mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihr ihre Dummheit nicht u&#x0364;bel<lb/>
auslegen. <stage>(Sich aufrichtend.)</stage> Sie &#x017F;ind auch gar zu<lb/>
&#x017F;chlimm, daß &#x017F;ie es nur wi&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAR">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Marianel</hi> </speaker>
          <stage>(bringt E&#x017F;&#x017F;en, hernach Wein und Gla&#x0364;-<lb/>
&#x017F;er, &#x017F;etzt es hin, geht ab.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GRN">
          <speaker> <hi rendition="#fr">v. Gro&#x0364;ningseck.</hi> </speaker>
          <p>Allons fix! Platz genommen<lb/>
meine Lieben! Das Fru&#x0364;h&#x017F;tu&#x0364;ck i&#x017F;t da; &#x2014; zugegriffen!<lb/>
&#x2014;</p>
          <stage>(&#x017F;ie &#x017F;etzen &#x017F;ich, er legt vor)</stage>
          <p>Hier Madam &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FHUM">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Fr. Humbrecht.</hi> </speaker>
          <p>Pfui doch! ich habs ihnen<lb/>
ja &#x017F;chon oft ge&#x017F;agt, ich mag nicht Madam heißen;<lb/>
ich bin halt Frau &#x017F;chlechtweg &#x2014; &#x017F;orgen &#x017F;ie aber<lb/>
auch fu&#x0364;r &#x017F;ich. &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EHUM">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Evchen.</hi> </speaker>
          <p>Wo denken &#x017F;ie hin? &#x2014; was &#x017F;oll ich<lb/>
mit alle dem E&#x017F;&#x017F;en anfangen?</p>
          <stage>(will wieder in die<lb/>
Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el legen.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FHUM">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Fr. Humbrecht.</hi> </speaker>
          <p>Laß nur, behalts! &#x2014; Kan&#x017F;t<lb/>
ja, was du nicht e&#x017F;&#x017F;en kan&#x017F;t, in die Po&#x017F;chen &#x017F;tecken:<lb/>
&#x2014; nit wahr? Herr Leutenant! &#x2014; bezahlt muß es<lb/>
doch werden.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GRN">
          <speaker> <hi rendition="#fr">v. Gro&#x0364;ningseck.</hi> </speaker>
          <p>Richtig, mein Weibchen!<lb/><stage>(kneipt ihr in die Backen, und &#x017F;chielt auf Evchen.)</stage><lb/><hi rendition="#aq">Ma foi</hi> &#x017F;ie haben Ver&#x017F;tand wie ein Engel; gleich<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich zu helfen. &#x2014; <hi rendition="#aq">Pardieu!</hi> der Mus-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">katen-</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0015] v. Groͤningseck. Du machſt lieber ſelbſt mit, nicht wahr? Evchen (unſchuldig.) Ja! Fr. Humbrecht (lacht; ſich recht auszulachen buͤckt ſie ſich vorwaͤrts an des Lieutenants Bruſt, das Geſicht von Evchen abgekehrt: Er ſpielt ihr am Halsband, ſie druͤckt ihm die Hand, und kuͤßt ſie.) Das hat ſie nicht verſtanden: muͤſſen ihr ihre Dummheit nicht uͤbel auslegen. (Sich aufrichtend.) Sie ſind auch gar zu ſchlimm, daß ſie es nur wiſſen. Marianel (bringt Eſſen, hernach Wein und Glaͤ- ſer, ſetzt es hin, geht ab.) v. Groͤningseck. Allons fix! Platz genommen meine Lieben! Das Fruͤhſtuͤck iſt da; — zugegriffen! — (ſie ſetzen ſich, er legt vor) Hier Madam — Fr. Humbrecht. Pfui doch! ich habs ihnen ja ſchon oft geſagt, ich mag nicht Madam heißen; ich bin halt Frau ſchlechtweg — ſorgen ſie aber auch fuͤr ſich. — Evchen. Wo denken ſie hin? — was ſoll ich mit alle dem Eſſen anfangen? (will wieder in die Schuͤſſel legen.) Fr. Humbrecht. Laß nur, behalts! — Kanſt ja, was du nicht eſſen kanſt, in die Poſchen ſtecken: — nit wahr? Herr Leutenant! — bezahlt muß es doch werden. v. Groͤningseck. Richtig, mein Weibchen! (kneipt ihr in die Backen, und ſchielt auf Evchen.) Ma foi ſie haben Verſtand wie ein Engel; gleich wiſſen ſie ſich zu helfen. — Pardieu! der Mus- katen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/15
Zitationshilfe: Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/15>, abgerufen am 03.12.2024.