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Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.

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taner ihre junge Leute vor dem Laster der Trunken-
heit zu warnen, ihnen ein paar trunkne Sklaven
zum Gespötte Preis gaben -- so würde ich mei-
nen Eleven selbst an die zügellosesten und ausge-
laßensten Oerter begleiten: das freche, eigennützi-
ge niederträchtige Betragen solcher feilen Buhldir-
nen müßte auf sein zartes noch unverdorbenes Herz
ganz gewiß einen unauslöschlichen Eindruck machen,
den keine Verführung jemals auslöschen könnte.
v. Gröningseck. Sie können vielleicht Recht
haben: -- bey alle dem aber scheint mir die Kur
verdammt scharf.
Magister. Um so viel sicherer ist sie auch. -- --
Alle andre Präservativmittel kann ein Glas Wein,
ein ausschweifender Freund, ein unglücklicher Au-
genblick über einen Haufen werfen. -- Und ganz
sicher zu gehn, hab ich noch ein andres Recept im
Hinterhalt.
v. Gröningseck. Nemlich?
Magister. Das erste beste Lazareth oder Siech-
haus. -- Den jungen Herrn, wenn er obige Scene
gehörig verdaut, und selbst darüber nachgedacht hat,
in diesen Wohnplatz des Jammers geführt, ihm
die erbärmlichen scheuslichen Folgen eines einzigen
Fehltritts, einer einzigen Ausschweifung dieser Art
anschauend vor Augen gestellt: -- wen das
nicht in Schranken zurückhält, der muß weder Kopf
noch Herz haben.
v. Gröningseck. Sie werden warm, Herr Ma-
gister: und das gefällt mir: -- ich haß alles,
was
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taner ihre junge Leute vor dem Laſter der Trunken-
heit zu warnen, ihnen ein paar trunkne Sklaven
zum Geſpoͤtte Preis gaben — ſo wuͤrde ich mei-
nen Eleven ſelbſt an die zuͤgelloſeſten und ausge-
laßenſten Oerter begleiten: das freche, eigennuͤtzi-
ge niedertraͤchtige Betragen ſolcher feilen Buhldir-
nen muͤßte auf ſein zartes noch unverdorbenes Herz
ganz gewiß einen unausloͤſchlichen Eindruck machen,
den keine Verfuͤhrung jemals ausloͤſchen koͤnnte.
v. Groͤningseck. Sie koͤnnen vielleicht Recht
haben: — bey alle dem aber ſcheint mir die Kur
verdammt ſcharf.
Magiſter. Um ſo viel ſicherer iſt ſie auch. — —
Alle andre Praͤſervativmittel kann ein Glas Wein,
ein ausſchweifender Freund, ein ungluͤcklicher Au-
genblick uͤber einen Haufen werfen. — Und ganz
ſicher zu gehn, hab ich noch ein andres Recept im
Hinterhalt.
v. Groͤningseck. Nemlich?
Magiſter. Das erſte beſte Lazareth oder Siech-
haus. — Den jungen Herrn, wenn er obige Scene
gehoͤrig verdaut, und ſelbſt daruͤber nachgedacht hat,
in dieſen Wohnplatz des Jammers gefuͤhrt, ihm
die erbaͤrmlichen ſcheuslichen Folgen eines einzigen
Fehltritts, einer einzigen Ausſchweifung dieſer Art
anſchauend vor Augen geſtellt: — wen das
nicht in Schranken zuruͤckhaͤlt, der muß weder Kopf
noch Herz haben.
v. Groͤningseck. Sie werden warm, Herr Ma-
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was
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[35/0037] taner ihre junge Leute vor dem Laſter der Trunken- heit zu warnen, ihnen ein paar trunkne Sklaven zum Geſpoͤtte Preis gaben — ſo wuͤrde ich mei- nen Eleven ſelbſt an die zuͤgelloſeſten und ausge- laßenſten Oerter begleiten: das freche, eigennuͤtzi- ge niedertraͤchtige Betragen ſolcher feilen Buhldir- nen muͤßte auf ſein zartes noch unverdorbenes Herz ganz gewiß einen unausloͤſchlichen Eindruck machen, den keine Verfuͤhrung jemals ausloͤſchen koͤnnte. v. Groͤningseck. Sie koͤnnen vielleicht Recht haben: — bey alle dem aber ſcheint mir die Kur verdammt ſcharf. Magiſter. Um ſo viel ſicherer iſt ſie auch. — — Alle andre Praͤſervativmittel kann ein Glas Wein, ein ausſchweifender Freund, ein ungluͤcklicher Au- genblick uͤber einen Haufen werfen. — Und ganz ſicher zu gehn, hab ich noch ein andres Recept im Hinterhalt. v. Groͤningseck. Nemlich? Magiſter. Das erſte beſte Lazareth oder Siech- haus. — Den jungen Herrn, wenn er obige Scene gehoͤrig verdaut, und ſelbſt daruͤber nachgedacht hat, in dieſen Wohnplatz des Jammers gefuͤhrt, ihm die erbaͤrmlichen ſcheuslichen Folgen eines einzigen Fehltritts, einer einzigen Ausſchweifung dieſer Art anſchauend vor Augen geſtellt: — wen das nicht in Schranken zuruͤckhaͤlt, der muß weder Kopf noch Herz haben. v. Groͤningseck. Sie werden warm, Herr Ma- giſter: und das gefaͤllt mir: — ich haß alles, was C 2

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Zitationshilfe: Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/37>, abgerufen am 03.12.2024.