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Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.

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hab ich doch an dem Racker mein Müthchen ge-
kühlt. --
Magister. Und die Obrigkeit mit in ihm be-
leidigt --
Humbrecht. Obrigkeit! Obrigkeit! -- ich hab
allen möglichen Respekt für meine Obrigkeit --
aber den Viehkerls wenigstens sollte sie nicht so viel
Gewalt geben; -- haben nicht ihrer zween noch
erst vor kurzen einen armen Handwerksburschen,
der im nemlichen Fall war, aufs erbärmlichste mis-
handelt, ihm mit Füßen das Gemäch entzwey ge-
treten, daß er drey Stund drauf den Geist auf-
gab? -- Und das soll Ordnung seyn? he! --
Magister. Die werden ihren Lohn schon krie-
gen! -- Herr Vetter! Herr Vetter! nehmen sie
sich in Acht.
Humbrecht. Ey was! ich sag, was wahr ist,
und da fürcht ich den Teufel nicht.
Fr. Humbrecht (kommt geloffen, rauft sich die
Haare.)
Martin! Martin! -- ach, du lieber Gott!
Evchen ist nirgends zu finden.
Humbrecht. Was, nicht zu finden? o nun glaub
ich alles! -- hast du recht nachgesehn -- in ih-
rem Zimmer -- in der Küch? --
Fr. Humbrecht Alles! alles durchsucht; in
der Metzig so gar bin ich gewesen, hab keinen
Odem mehr -- Gerechter Gott, was soll das
seyn
Magister. Hat sie denn niemand gesehn? war
sie gestern --
Fr. Hum-


hab ich doch an dem Racker mein Muͤthchen ge-
kuͤhlt. —
Magiſter. Und die Obrigkeit mit in ihm be-
leidigt —
Humbrecht. Obrigkeit! Obrigkeit! — ich hab
allen moͤglichen Reſpekt fuͤr meine Obrigkeit —
aber den Viehkerls wenigſtens ſollte ſie nicht ſo viel
Gewalt geben; — haben nicht ihrer zween noch
erſt vor kurzen einen armen Handwerksburſchen,
der im nemlichen Fall war, aufs erbaͤrmlichſte mis-
handelt, ihm mit Fuͤßen das Gemaͤch entzwey ge-
treten, daß er drey Stund drauf den Geiſt auf-
gab? — Und das ſoll Ordnung ſeyn? he! —
Magiſter. Die werden ihren Lohn ſchon krie-
gen! — Herr Vetter! Herr Vetter! nehmen ſie
ſich in Acht.
Humbrecht. Ey was! ich ſag, was wahr iſt,
und da fuͤrcht ich den Teufel nicht.
Fr. Humbrecht (kommt geloffen, rauft ſich die
Haare.)
Martin! Martin! — ach, du lieber Gott!
Evchen iſt nirgends zu finden.
Humbrecht. Was, nicht zu finden? o nun glaub
ich alles! — haſt du recht nachgeſehn — in ih-
rem Zimmer — in der Kuͤch? —
Fr. Humbrecht Alles! alles durchſucht; in
der Metzig ſo gar bin ich geweſen, hab keinen
Odem mehr — Gerechter Gott, was ſoll das
ſeyn
Magiſter. Hat ſie denn niemand geſehn? war
ſie geſtern —
Fr. Hum-
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[90/0092] hab ich doch an dem Racker mein Muͤthchen ge- kuͤhlt. — Magiſter. Und die Obrigkeit mit in ihm be- leidigt — Humbrecht. Obrigkeit! Obrigkeit! — ich hab allen moͤglichen Reſpekt fuͤr meine Obrigkeit — aber den Viehkerls wenigſtens ſollte ſie nicht ſo viel Gewalt geben; — haben nicht ihrer zween noch erſt vor kurzen einen armen Handwerksburſchen, der im nemlichen Fall war, aufs erbaͤrmlichſte mis- handelt, ihm mit Fuͤßen das Gemaͤch entzwey ge- treten, daß er drey Stund drauf den Geiſt auf- gab? — Und das ſoll Ordnung ſeyn? he! — Magiſter. Die werden ihren Lohn ſchon krie- gen! — Herr Vetter! Herr Vetter! nehmen ſie ſich in Acht. Humbrecht. Ey was! ich ſag, was wahr iſt, und da fuͤrcht ich den Teufel nicht. Fr. Humbrecht (kommt geloffen, rauft ſich die Haare.) Martin! Martin! — ach, du lieber Gott! Evchen iſt nirgends zu finden. Humbrecht. Was, nicht zu finden? o nun glaub ich alles! — haſt du recht nachgeſehn — in ih- rem Zimmer — in der Kuͤch? — Fr. Humbrecht Alles! alles durchſucht; in der Metzig ſo gar bin ich geweſen, hab keinen Odem mehr — Gerechter Gott, was ſoll das ſeyn Magiſter. Hat ſie denn niemand geſehn? war ſie geſtern — Fr. Hum-

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Zitationshilfe: Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/92>, abgerufen am 27.11.2024.