Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.in der nackten Architektur die Natur immer nur noch auf Als griechische Maler die Scenen, die zuvor in der in der nackten Architektur die Natur immer nur noch auf Als griechiſche Maler die Scenen, die zuvor in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0191" n="175"/> in der nackten Architektur die Natur immer nur noch auf<lb/> ſich allein bezog, brach ſich gewiſſermaßen in der Land¬<lb/> ſchaftsmalerei, welche die Natur in ihrem eigenthümlichen<lb/> Weſen rechtfertigte, den künſtleriſchen Menſchen zum<lb/> liebevollen Aufgehen in ſie bewog, um ihn unendlich er¬<lb/> weitert in ihr ſich wiederfinden zu laſſen.</p><lb/> <p>Als griechiſche Maler die Scenen, die zuvor in der<lb/> Lyrik, dem lyriſchen Epos und der Tragödie durch wirk¬<lb/> liche Darſtellung Auge und Ohr vorgeführt worden<lb/> waren, durch Zeichnung und Farbe erinnerungsvoll ſich<lb/> feſtzuhalten und wiederum darzuſtellen ſuchten, galten<lb/> ihnen ohne Zweifel die Menſchen allein als der Darſtel¬<lb/> lung würdige und für ſie maßgebende Gegenſtände, und<lb/> der ſogenannten <hi rendition="#g">hiſtoriſchen</hi> Richtung verdanken wir die<lb/> Entwickelung der Malerei zu ihrer erſten Kunſthöhe.<lb/> Hielt ſie ſomit das <hi rendition="#g">gemeinſame</hi> Kunſtwerk in der Erin¬<lb/> nerung feſt, ſo blieben, als die Bedingungen ſchwanden,<lb/> die auch das ſehnſüchtige Feſthalten dieſer Erinnerungen<lb/> hervorriefen, zwei Wege offen, nach denen die Malerei als<lb/> ſelbſtſtändige Kunſt ſich weiter zu entwickeln hatte: das<lb/> Portrait und — die Landſchaft. In der Darſtellung der<lb/> Scenen des Homeros und der Tragiker war die Landſchaft<lb/> als nothwendiger Hintergrund bereits erfaßt und wieder¬<lb/> gegeben worden: gewiß aber erfaßten ſie die Griechen<lb/> zur Blüthezeit ihrer Malerei noch mit keinem anderen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0191]
in der nackten Architektur die Natur immer nur noch auf
ſich allein bezog, brach ſich gewiſſermaßen in der Land¬
ſchaftsmalerei, welche die Natur in ihrem eigenthümlichen
Weſen rechtfertigte, den künſtleriſchen Menſchen zum
liebevollen Aufgehen in ſie bewog, um ihn unendlich er¬
weitert in ihr ſich wiederfinden zu laſſen.
Als griechiſche Maler die Scenen, die zuvor in der
Lyrik, dem lyriſchen Epos und der Tragödie durch wirk¬
liche Darſtellung Auge und Ohr vorgeführt worden
waren, durch Zeichnung und Farbe erinnerungsvoll ſich
feſtzuhalten und wiederum darzuſtellen ſuchten, galten
ihnen ohne Zweifel die Menſchen allein als der Darſtel¬
lung würdige und für ſie maßgebende Gegenſtände, und
der ſogenannten hiſtoriſchen Richtung verdanken wir die
Entwickelung der Malerei zu ihrer erſten Kunſthöhe.
Hielt ſie ſomit das gemeinſame Kunſtwerk in der Erin¬
nerung feſt, ſo blieben, als die Bedingungen ſchwanden,
die auch das ſehnſüchtige Feſthalten dieſer Erinnerungen
hervorriefen, zwei Wege offen, nach denen die Malerei als
ſelbſtſtändige Kunſt ſich weiter zu entwickeln hatte: das
Portrait und — die Landſchaft. In der Darſtellung der
Scenen des Homeros und der Tragiker war die Landſchaft
als nothwendiger Hintergrund bereits erfaßt und wieder¬
gegeben worden: gewiß aber erfaßten ſie die Griechen
zur Blüthezeit ihrer Malerei noch mit keinem anderen
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