Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.Diese Frage muß nach dem entscheidenden, weltge¬ Das Volk ist der Inbegriff aller Derjenigen, welche Wer gehört nun nicht zum Volke, und wer sind seine Alle Diejenigen, die keine Noth empfinden, Dieſe Frage muß nach dem entſcheidenden, weltge¬ Das Volk iſt der Inbegriff aller Derjenigen, welche Wer gehört nun nicht zum Volke, und wer ſind ſeine Alle Diejenigen, die keine Noth empfinden, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0027" n="11"/> <p>Dieſe Frage muß nach dem entſcheidenden, weltge¬<lb/> ſchichtlichen Sinne, der ihr jetzt zu Grunde liegt, alſo beant¬<lb/> wortet werden:</p><lb/> <p>Das Volk iſt der Inbegriff aller Derjenigen, <hi rendition="#g">welche<lb/> eine gemeinſchaftliche Noth empfinden</hi>. Zu ihm<lb/> gehören daher alle Diejenigen, welche ihre eigene Noth<lb/> als eine gemeinſchaftliche erkennen, oder ſie in einer ge¬<lb/> meinſchaftlichen begründet finden; ſomit alle Diejenigen,<lb/> welche die Stillung ihrer Noth nur in der Stillung einer<lb/> gemeinſamen Noth verhoffen dürfen, und demnach ihre<lb/> geſammte Lebenskraft auf die Stillung ihrer, als gemein¬<lb/> ſam erkannten, Noth verwenden; — denn nur die Noth,<lb/> welche zum Aeußerſten treibt, iſt die wahre Noth; nur dieſe<lb/> Noth iſt aber die Kraft des wahren Bedürfniſſes; nur ein<lb/> gemeinſames Bedürfniß iſt aber das wahre Bedürfniß;<lb/> nur wer ein wahres Bedürfniß empfindet, hat aber ein<lb/> Recht auf Befriedigung deſſelben; nur die Befriedigung<lb/> eines wahren Bedürfniſſes iſt Nothwendigkeit, und <hi rendition="#g">nur<lb/> das Volk handelt nach Nothwendigkeit</hi>, daher<lb/> unwiderſtehlich, ſiegreich und einzig wahr.</p><lb/> <p>Wer gehört nun <hi rendition="#g">nicht</hi> zum Volke, und wer ſind ſeine<lb/> Feinde?</p><lb/> <p>Alle Diejenigen, <hi rendition="#g">die keine Noth empfinden</hi>,<lb/> deren Lebenstrieb alſo in einem Bedürfniſſe beſteht, das<lb/> ſich nicht bis zur Kraft der Noth ſteigert, ſomit eingebildet,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0027]
Dieſe Frage muß nach dem entſcheidenden, weltge¬
ſchichtlichen Sinne, der ihr jetzt zu Grunde liegt, alſo beant¬
wortet werden:
Das Volk iſt der Inbegriff aller Derjenigen, welche
eine gemeinſchaftliche Noth empfinden. Zu ihm
gehören daher alle Diejenigen, welche ihre eigene Noth
als eine gemeinſchaftliche erkennen, oder ſie in einer ge¬
meinſchaftlichen begründet finden; ſomit alle Diejenigen,
welche die Stillung ihrer Noth nur in der Stillung einer
gemeinſamen Noth verhoffen dürfen, und demnach ihre
geſammte Lebenskraft auf die Stillung ihrer, als gemein¬
ſam erkannten, Noth verwenden; — denn nur die Noth,
welche zum Aeußerſten treibt, iſt die wahre Noth; nur dieſe
Noth iſt aber die Kraft des wahren Bedürfniſſes; nur ein
gemeinſames Bedürfniß iſt aber das wahre Bedürfniß;
nur wer ein wahres Bedürfniß empfindet, hat aber ein
Recht auf Befriedigung deſſelben; nur die Befriedigung
eines wahren Bedürfniſſes iſt Nothwendigkeit, und nur
das Volk handelt nach Nothwendigkeit, daher
unwiderſtehlich, ſiegreich und einzig wahr.
Wer gehört nun nicht zum Volke, und wer ſind ſeine
Feinde?
Alle Diejenigen, die keine Noth empfinden,
deren Lebenstrieb alſo in einem Bedürfniſſe beſteht, das
ſich nicht bis zur Kraft der Noth ſteigert, ſomit eingebildet,
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