Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.Seele unsrer abstrakten Wissenschaft, welche einem unsinn¬ Wer wird nun die Erlösung aus diesem unseligsten Die Noth, -- welche der Welt das wahre Be¬ Die Noth wird die Hölle des Luxus endigen, sie Seele unſrer abſtrakten Wiſſenſchaft, welche einem unſinn¬ Wer wird nun die Erlöſung aus dieſem unſeligſten Die Noth, — welche der Welt das wahre Be¬ Die Noth wird die Hölle des Luxus endigen, ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0030" n="14"/> Seele unſrer abſtrakten Wiſſenſchaft, welche einem unſinn¬<lb/> lichen Gotte, als dem Ausfluſſe alles geiſtigen Luxus, den<lb/> Menſchen zur Verzehrung vorwirft; er iſt — ach! — die<lb/> Seele, die Bedingung unſrer — <hi rendition="#g">Kunſt</hi>! —</p><lb/> <p>Wer wird nun die Erlöſung aus dieſem unſeligſten<lb/> Zuſtande vollbringen? —</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Noth</hi>, — welche der Welt das <hi rendition="#g">wahre Be¬<lb/> dürfniß</hi> empfinden laſſen wird, das Bedürfniß, <hi rendition="#g">welches<lb/> ſeiner Natur nach wirklich aber auch zu befrie¬<lb/> digen iſt</hi>.</p><lb/> <p>Die Noth wird die Hölle des Luxus endigen, ſie<lb/> wird die zermarterten, bedürfnißloſen Geiſter, die dieſe<lb/> Hölle in ſich ſchließt, das einfache, ſchlichte Bedürfniß des<lb/> rein menſchlich ſinnlichen Hungers und Durſtes lehren;<lb/> gemeinſchaftlich aber wird ſie uns auch hinweiſen zu dem<lb/> nährenden Brote, zu dem klaren ſüßen Waſſer der Natur;<lb/> gemeinſam werden wir wirklich genießen, gemeinſam wahre<lb/> Menſchen ſein. Gemeinſam werden wir aber auch den<lb/> Bund der heiligen Nothwendigkeit ſchließen, und der Bru¬<lb/> derkuß, der dieſen Bund beſiegelt, wird das <hi rendition="#g">gemeinſame<lb/> Kunſtwerk der Zukunft</hi> ſein. In ihm wird auch<lb/> unſer großer Wohlthäter und Erlöſer, der Vertreter der<lb/> Nothwendigkeit in Fleiſch und Blut, — <hi rendition="#g">das Volk</hi>, kein<lb/> Unterſchiedenes, Beſonderes mehr ſein; denn im Kunſt¬<lb/> werk werden wir Eins ſein, — Träger und Weiſer der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0030]
Seele unſrer abſtrakten Wiſſenſchaft, welche einem unſinn¬
lichen Gotte, als dem Ausfluſſe alles geiſtigen Luxus, den
Menſchen zur Verzehrung vorwirft; er iſt — ach! — die
Seele, die Bedingung unſrer — Kunſt! —
Wer wird nun die Erlöſung aus dieſem unſeligſten
Zuſtande vollbringen? —
Die Noth, — welche der Welt das wahre Be¬
dürfniß empfinden laſſen wird, das Bedürfniß, welches
ſeiner Natur nach wirklich aber auch zu befrie¬
digen iſt.
Die Noth wird die Hölle des Luxus endigen, ſie
wird die zermarterten, bedürfnißloſen Geiſter, die dieſe
Hölle in ſich ſchließt, das einfache, ſchlichte Bedürfniß des
rein menſchlich ſinnlichen Hungers und Durſtes lehren;
gemeinſchaftlich aber wird ſie uns auch hinweiſen zu dem
nährenden Brote, zu dem klaren ſüßen Waſſer der Natur;
gemeinſam werden wir wirklich genießen, gemeinſam wahre
Menſchen ſein. Gemeinſam werden wir aber auch den
Bund der heiligen Nothwendigkeit ſchließen, und der Bru¬
derkuß, der dieſen Bund beſiegelt, wird das gemeinſame
Kunſtwerk der Zukunft ſein. In ihm wird auch
unſer großer Wohlthäter und Erlöſer, der Vertreter der
Nothwendigkeit in Fleiſch und Blut, — das Volk, kein
Unterſchiedenes, Beſonderes mehr ſein; denn im Kunſt¬
werk werden wir Eins ſein, — Träger und Weiſer der
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