Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.Das Volk also wird die Erlösung vollbringen, in¬ *) Wer nährt wohl weniger Hoffnung für den Erfolg seiner
reformatorischen Bemühungen, als Derjenige, der gerade am redlichsten dabei verfährt? Das Volk alſo wird die Erlöſung vollbringen, in¬ *) Wer nährt wohl weniger Hoffnung für den Erfolg ſeiner
reformatoriſchen Bemühungen, als Derjenige, der gerade am redlichſten dabei verfährt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0037" n="21"/> <p>Das <hi rendition="#g">Volk</hi> alſo wird die Erlöſung vollbringen, in¬<lb/> dem es ſich genügt und zugleich ſeine eigenen Feinde erlöſt.<lb/> Sein Verfahren wird das Unwillkürliche der Natur ſein:<lb/> mit der Nothwendigkeit elementariſchen Waltens wird es<lb/> den <hi rendition="#g">Zuſammenhang</hi> zerreißen, der einzig die Bedingun¬<lb/> gen der Herrſchaft der Unnatur ausmacht. So lange dieſe<lb/> Bedingungen beſtehen, ſo lange ſie ihren Lebensſaft aus<lb/> der vergeudeten Kraft des Volkes ſaugen, ſo lange ſie — ſelbſt<lb/> zeugungsunfähig — die Zeugungsfähigkeit des Volkes<lb/> nutzlos in ihrem egoiſtiſchen Beſtehen aufzehren, — ſo<lb/> lange iſt auch alles Deuten, Schaffen, Aendern, Beſſern,<lb/> Reformiren <note place="foot" n="*)"><lb/> Wer nährt wohl weniger Hoffnung für den Erfolg ſeiner<lb/> reformatoriſchen Bemühungen, als Derjenige, der gerade am<lb/><hi rendition="#g">redlichſten</hi> dabei verfährt?</note>in dieſen Zuſtänden nur willkürlich, zweck-<lb/> und fruchtlos. Das Volk braucht aber nur <hi rendition="#g">das</hi> durch die<lb/> That zu verneinen, was in der That <hi rendition="#g">nichts</hi> — nämlich<lb/> unnöthig, überflüſſig, nichtig — iſt; es braucht dabei<lb/> nur zu wiſſen was es <hi rendition="#g">nicht</hi> will, und dieſes lehrt ihm ſein<lb/> unwillkürlicher Lebenstrieb; es braucht dieſes <hi rendition="#g">Nichtge¬<lb/> wollte</hi> durch die Kraft ſeiner Noth nur zu einem <hi rendition="#g">Nicht¬<lb/> ſeienden</hi> zu machen, das Vernichtungswerthe zu vernich¬<lb/> ten, ſo ſteht das <hi rendition="#g">Etwas</hi> der enträthſelten Zukunft auch<lb/> ſchon von ſelbſt da.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0037]
Das Volk alſo wird die Erlöſung vollbringen, in¬
dem es ſich genügt und zugleich ſeine eigenen Feinde erlöſt.
Sein Verfahren wird das Unwillkürliche der Natur ſein:
mit der Nothwendigkeit elementariſchen Waltens wird es
den Zuſammenhang zerreißen, der einzig die Bedingun¬
gen der Herrſchaft der Unnatur ausmacht. So lange dieſe
Bedingungen beſtehen, ſo lange ſie ihren Lebensſaft aus
der vergeudeten Kraft des Volkes ſaugen, ſo lange ſie — ſelbſt
zeugungsunfähig — die Zeugungsfähigkeit des Volkes
nutzlos in ihrem egoiſtiſchen Beſtehen aufzehren, — ſo
lange iſt auch alles Deuten, Schaffen, Aendern, Beſſern,
Reformiren *)in dieſen Zuſtänden nur willkürlich, zweck-
und fruchtlos. Das Volk braucht aber nur das durch die
That zu verneinen, was in der That nichts — nämlich
unnöthig, überflüſſig, nichtig — iſt; es braucht dabei
nur zu wiſſen was es nicht will, und dieſes lehrt ihm ſein
unwillkürlicher Lebenstrieb; es braucht dieſes Nichtge¬
wollte durch die Kraft ſeiner Noth nur zu einem Nicht¬
ſeienden zu machen, das Vernichtungswerthe zu vernich¬
ten, ſo ſteht das Etwas der enträthſelten Zukunft auch
ſchon von ſelbſt da.
*)
Wer nährt wohl weniger Hoffnung für den Erfolg ſeiner
reformatoriſchen Bemühungen, als Derjenige, der gerade am
redlichſten dabei verfährt?
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