Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.kennen; Erkenntniß durch die Liebe ist Freiheit, -- die Nur die Kunst, die dieser Allfähigkeit des Menschen Eine unselig falschverstandene Freiheit ist nun aber kennen; Erkenntniß durch die Liebe iſt Freiheit, — die Nur die Kunſt, die dieſer Allfähigkeit des Menſchen Eine unſelig falſchverſtandene Freiheit iſt nun aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0064" n="48"/> kennen; Erkenntniß durch die Liebe iſt Freiheit, — die<lb/> Freiheit der menſchlichen Fähigkeiten — <hi rendition="#g">Allfähigkeit</hi>.</p><lb/> <p>Nur die Kunſt, die dieſer Allfähigkeit des Menſchen<lb/> entſpricht, iſt ſomit <hi rendition="#g">frei</hi>, nicht die Kunſt<hi rendition="#g">art</hi>, die nur<lb/> von einer einzelnen menſchlichen Fähigkeit herrührt.<lb/> Tanzkunſt, Tonkunſt und Dichtkunſt ſind vereinzelt jede<lb/> beſchränkt; in der Berührung ihrer Schranken fühlt jede ſich<lb/> unfrei, ſobald ſie an ihrem Gränzpunkte nicht der anderen<lb/> entſprechenden Kunſtart in unbedingter anerkennender Liebe<lb/> die Hand reicht. Schon das Erfaſſen dieſer Hand hebt ſie<lb/> über die Schranke hinweg; die vollſtändige Umſchlingung,<lb/> das vollſtändige Aufgehen in der Schweſter, d. h. das<lb/> vollſtändige Aufgehen ihrer ſelbſt jenſeits der geſtellten<lb/> Schranke, läßt aber die Schranke ebenfalls vollſtändig<lb/> fallen; und ſind alle Schranken in dieſer Weiſe gefallen, ſo<lb/> ſind weder die Kunſtarten, noch aber auch eben dieſe<lb/> Schranken mehr vorhanden, ſondern nur die <hi rendition="#g">Kunſt</hi>, die<lb/> gemeinſame, unbeſchrankte Kunſt ſelbſt.</p><lb/> <p>Eine unſelig falſchverſtandene Freiheit iſt nun aber<lb/> die, des in der Vereinzelung, in der Einſamkeit frei ſein<lb/> Wollenden. Der Trieb, ſich aus der Gemeinſamkeit zu<lb/> löſen, für ſich, ganz im Beſonderen frei, ſelbſtſtändig ſein zu<lb/> wollen, kann nur zum geraden Gegenſatze dieſes willkürlich<lb/> Erſtrebten führen: zur vollkommenſten Unſelbſtſtändigkeit.<lb/> — Selbſtſtändig iſt nichts in der Natur, als das, was die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0064]
kennen; Erkenntniß durch die Liebe iſt Freiheit, — die
Freiheit der menſchlichen Fähigkeiten — Allfähigkeit.
Nur die Kunſt, die dieſer Allfähigkeit des Menſchen
entſpricht, iſt ſomit frei, nicht die Kunſtart, die nur
von einer einzelnen menſchlichen Fähigkeit herrührt.
Tanzkunſt, Tonkunſt und Dichtkunſt ſind vereinzelt jede
beſchränkt; in der Berührung ihrer Schranken fühlt jede ſich
unfrei, ſobald ſie an ihrem Gränzpunkte nicht der anderen
entſprechenden Kunſtart in unbedingter anerkennender Liebe
die Hand reicht. Schon das Erfaſſen dieſer Hand hebt ſie
über die Schranke hinweg; die vollſtändige Umſchlingung,
das vollſtändige Aufgehen in der Schweſter, d. h. das
vollſtändige Aufgehen ihrer ſelbſt jenſeits der geſtellten
Schranke, läßt aber die Schranke ebenfalls vollſtändig
fallen; und ſind alle Schranken in dieſer Weiſe gefallen, ſo
ſind weder die Kunſtarten, noch aber auch eben dieſe
Schranken mehr vorhanden, ſondern nur die Kunſt, die
gemeinſame, unbeſchrankte Kunſt ſelbſt.
Eine unſelig falſchverſtandene Freiheit iſt nun aber
die, des in der Vereinzelung, in der Einſamkeit frei ſein
Wollenden. Der Trieb, ſich aus der Gemeinſamkeit zu
löſen, für ſich, ganz im Beſonderen frei, ſelbſtſtändig ſein zu
wollen, kann nur zum geraden Gegenſatze dieſes willkürlich
Erſtrebten führen: zur vollkommenſten Unſelbſtſtändigkeit.
— Selbſtſtändig iſt nichts in der Natur, als das, was die
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