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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.

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Des Mannes Tugend gleicht dem Riesenfelsen,
der weit die Schatten auf die Thäler wirft; des
Weibes Tugend ist ein sanfter, ewigfließender Bach,
der still bescheiden sich durch Blumen windet und
liebend an den Ufern die Zarten küßt und tränkt.
So denke dir Cäcilie und Atalanta.

Cäciliens Haus ist den Grazien geweiht, aber
nicht den Niedern, die das bloße Bedürfniß verschö-
nern und heben, sondern jenen allwaltenden, wei-
sen und keuschen Veförderinnen alles Schönen und
Guten, von denen der weise Pindaros singt:

Jhr an Kaphissos Gewässern wohnend,
Dort am Sitze der schönen Rosse weilend,
Huldinnen, Königinnen holden Gesangs im
Lieblichen Orchomenos, der alten
Minyer Wächterinnen,
Höret den Fleheruf! Denn von euch
Kommt ja das Liebliche,
Kommt ja in Fülle das Süße der Welt,
Blüh'st du an Weisheit und Schönheit oder an
Adel.
Denn die Götter



Pind. Olymp. XIV.

Des Mannes Tugend gleicht dem Rieſenfelſen,
der weit die Schatten auf die Thaͤler wirft; des
Weibes Tugend iſt ein ſanfter, ewigfließender Bach,
der ſtill beſcheiden ſich durch Blumen windet und
liebend an den Ufern die Zarten kuͤßt und traͤnkt.
So denke dir Caͤcilie und Atalanta.

Caͤciliens Haus iſt den Grazien geweiht, aber
nicht den Niedern, die das bloße Beduͤrfniß verſchoͤ-
nern und heben, ſondern jenen allwaltenden, wei-
ſen und keuſchen Vefoͤrderinnen alles Schoͤnen und
Guten, von denen der weiſe Pindaros ſingt:

Jhr an Kaphiſſos Gewaͤſſern wohnend,
Dort am Sitze der ſchoͤnen Roſſe weilend,
Huldinnen, Koͤniginnen holden Geſangs im
Lieblichen Orchomenos, der alten
Minyer Waͤchterinnen,
Hoͤret den Fleheruf! Denn von euch
Kommt ja das Liebliche,
Kommt ja in Fuͤlle das Suͤße der Welt,
Bluͤh’ſt du an Weisheit und Schoͤnheit oder an
Adel.
Denn die Goͤtter



Pind. Olymp. XIV.
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[135/0145] Des Mannes Tugend gleicht dem Rieſenfelſen, der weit die Schatten auf die Thaͤler wirft; des Weibes Tugend iſt ein ſanfter, ewigfließender Bach, der ſtill beſcheiden ſich durch Blumen windet und liebend an den Ufern die Zarten kuͤßt und traͤnkt. So denke dir Caͤcilie und Atalanta. Caͤciliens Haus iſt den Grazien geweiht, aber nicht den Niedern, die das bloße Beduͤrfniß verſchoͤ- nern und heben, ſondern jenen allwaltenden, wei- ſen und keuſchen Vefoͤrderinnen alles Schoͤnen und Guten, von denen der weiſe Pindaros ſingt: Jhr an Kaphiſſos Gewaͤſſern wohnend, Dort am Sitze der ſchoͤnen Roſſe weilend, Huldinnen, Koͤniginnen holden Geſangs im Lieblichen Orchomenos, der alten Minyer Waͤchterinnen, Hoͤret den Fleheruf! Denn von euch Kommt ja das Liebliche, Kommt ja in Fuͤlle das Suͤße der Welt, Bluͤh’ſt du an Weisheit und Schoͤnheit oder an Adel. Denn die Goͤtter Pind. Olymp. XIV.

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823/145>, abgerufen am 04.12.2024.