Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.Mir wirds oft bange unter diesen Menschen, Und was sind das für Begriffe von Schick- Und wo offenbart sich tiefer das Gemüth, als Mir wirds oft bange unter dieſen Menſchen, Und was ſind das fuͤr Begriffe von Schick- Und wo offenbart ſich tiefer das Gemuͤth, als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0022" n="12"/> <p>Mir wirds oft bange unter dieſen Menſchen,<lb/> wo eine ſolche Kluft den einen von dem andern<lb/> trennt.</p><lb/> <p>Und was ſind das fuͤr Begriffe von Schick-<lb/> lichkeit! Theodor! ich moͤchte mich zu Tod aͤrgern<lb/> wenn ich ſehe, wie’s Menſchen gibt, die lieber die<lb/> Welt durch ein umflortes Glas anſehen, und and’re<lb/> verdammen wollen, die der lieben Sonne ins An-<lb/> geſicht ſchauen. Solche nied’re Seelen, die nie aus<lb/> dem Gleichgewichte kamen, weil jeder Schwung fuͤr<lb/> ſie zu kuͤhn war, die ſich leicht beherrſchen koͤnnen,<lb/> weil ſie nicht viel zu beherrſchen haben, die jedes<lb/> warme ſchmerzliche Gefuͤhl verbannen, weil ſie’s<lb/> an ihrer kalten Arbeit ſtoͤrt, die wollen ein lei-<lb/> dend Gemuͤth, das ringend auf dem ſturmbeweg-<lb/> ten Meere treibt, vom Hafen aus verlachen? Ach!<lb/> das iſt leicht!</p><lb/> <p>Und wo offenbart ſich tiefer das Gemuͤth, als<lb/> wenn es leidet? Und muß es nicht leiden?</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0022]
Mir wirds oft bange unter dieſen Menſchen,
wo eine ſolche Kluft den einen von dem andern
trennt.
Und was ſind das fuͤr Begriffe von Schick-
lichkeit! Theodor! ich moͤchte mich zu Tod aͤrgern
wenn ich ſehe, wie’s Menſchen gibt, die lieber die
Welt durch ein umflortes Glas anſehen, und and’re
verdammen wollen, die der lieben Sonne ins An-
geſicht ſchauen. Solche nied’re Seelen, die nie aus
dem Gleichgewichte kamen, weil jeder Schwung fuͤr
ſie zu kuͤhn war, die ſich leicht beherrſchen koͤnnen,
weil ſie nicht viel zu beherrſchen haben, die jedes
warme ſchmerzliche Gefuͤhl verbannen, weil ſie’s
an ihrer kalten Arbeit ſtoͤrt, die wollen ein lei-
dend Gemuͤth, das ringend auf dem ſturmbeweg-
ten Meere treibt, vom Hafen aus verlachen? Ach!
das iſt leicht!
Und wo offenbart ſich tiefer das Gemuͤth, als
wenn es leidet? Und muß es nicht leiden?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |