Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.grausend gieng ich meinen Weg vorüber. Und wie Ach! und das Traurigste folgt noch. Die Da hört' ich eine Stimme. Mir fuhr's durch 2
grauſend gieng ich meinen Weg voruͤber. Und wie Ach! und das Traurigſte folgt noch. Die Da hoͤrt’ ich eine Stimme. Mir fuhr’s durch 2
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grauſend gieng ich meinen Weg voruͤber. Und wie
ich nun auf einem einſam ſteilen Bergpfad eine
Stelle fand, wo fuͤrchterlich jaͤh der Fels hinab-
ſchoß, und ſchlankſtaͤmmige Eichen uͤber mir ſich
woͤlbten, und ich durch das wildverſchlungene Ge-
zweig’ ins tiefe Thal hinabſah, wie in einen Keſ-
ſel, und druͤben die waldbewachsnen dunkeln Berg-
esruͤcken, das Rauſchen der nahen Waſſerleitung
und das einſame Fluͤſtern des Windes in den ge-
ſchuͤttelten Aeſten, und aus dem tiefen Forſt den
ſchallenden Hammer der Steinbrecher, durch die
Finſterniß hin das verwitterte Ruingeſtein der
zerfall’nen Feſte. Theodor — mir fuhr ein Schauer
durch die Bruſt, wie ich ſo klein mich ſah unter
dieſen rieſigen Geſtalten.
Ach! und das Traurigſte folgt noch. Die
Sonne brannte gluͤhend roth durch die vergoldeten
Eichenwipfel und ich wandelte wie im Schwindel,
meinen Pfad dahin.
Da hoͤrt’ ich eine Stimme. Mir fuhr’s durch
Mark und Bein, und wie ich ſchnell mich umſah,
erhob ſich ein alter Mann von einem Truͤmmer,
und wankte langſam, wie ein ſchuͤchterner Geiſt, auf
mich zu. Seine Locken waren weiß, wie der friſche
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