Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.von jenen Sternen aus, ein schwachglimmendes Und doch schwingt sich mein beflügelter Geist Und doch bin ich unsterblich, und werd' einst Es gab ja Menschen, die eine Welt aus sich O denke dir den Prometheus in der größten von jenen Sternen aus, ein ſchwachglimmendes Und doch ſchwingt ſich mein befluͤgelter Geiſt Und doch bin ich unſterblich, und werd’ einſt Es gab ja Menſchen, die eine Welt aus ſich O denke dir den Prometheus in der groͤßten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0057" n="47"/> von jenen Sternen aus, ein ſchwachglimmendes<lb/> Puͤnktchen, im Ozean der Unendlichkeit ſchwimmt,<lb/> und ich mir vorſtelle, wie ich ſelbſt gegen dieſe<lb/> kleine Erde nur bin, was ſie gegen die ungemeſſene<lb/> Schaar der ſichtbaren Welten, ach! da moͤcht’ ich<lb/> mich zernichten, weil ich nur ſo ein kleiner Theil<lb/> bin vom unendlichen All.</p><lb/> <p>Und doch ſchwingt ſich mein befluͤgelter Geiſt<lb/> empor, und ſchwaͤrmt durch die Raͤume der Unend-<lb/> lichkeit, wie Bienen durch die Blumen.</p><lb/> <p>Und doch bin ich unſterblich, und werd’ einſt<lb/> mit allen meinen Bruͤdern, dieſen unendlich kleinen<lb/> Theilen der Weltſeele, zuſammenfließen in Eins<lb/> mit ihr.</p><lb/> <p>Es gab ja Menſchen, die eine Welt aus ſich<lb/> gebaren, Urbilder der Menſchheit, zuſammenfließend<lb/> mit Gott. Die neuere Zeit kennt nur drey ſolche<lb/> Geiſter: Raphael, Shakſpeare und Mozart.</p><lb/> <p>O denke dir den Prometheus in der groͤßten<lb/> aller Tragoͤdien an der himmelragenden Stirne des<lb/> Kaukaſos haͤngen, wie eine kleine Welt im Raume<lb/> der Unendlichkeit. Und wenn auch dieſe ewige Urkraft<lb/> gefeſſelt iſt an die ſtarre Nothwendigkeit, es lebt in<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0057]
von jenen Sternen aus, ein ſchwachglimmendes
Puͤnktchen, im Ozean der Unendlichkeit ſchwimmt,
und ich mir vorſtelle, wie ich ſelbſt gegen dieſe
kleine Erde nur bin, was ſie gegen die ungemeſſene
Schaar der ſichtbaren Welten, ach! da moͤcht’ ich
mich zernichten, weil ich nur ſo ein kleiner Theil
bin vom unendlichen All.
Und doch ſchwingt ſich mein befluͤgelter Geiſt
empor, und ſchwaͤrmt durch die Raͤume der Unend-
lichkeit, wie Bienen durch die Blumen.
Und doch bin ich unſterblich, und werd’ einſt
mit allen meinen Bruͤdern, dieſen unendlich kleinen
Theilen der Weltſeele, zuſammenfließen in Eins
mit ihr.
Es gab ja Menſchen, die eine Welt aus ſich
gebaren, Urbilder der Menſchheit, zuſammenfließend
mit Gott. Die neuere Zeit kennt nur drey ſolche
Geiſter: Raphael, Shakſpeare und Mozart.
O denke dir den Prometheus in der groͤßten
aller Tragoͤdien an der himmelragenden Stirne des
Kaukaſos haͤngen, wie eine kleine Welt im Raume
der Unendlichkeit. Und wenn auch dieſe ewige Urkraft
gefeſſelt iſt an die ſtarre Nothwendigkeit, es lebt in
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