Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.Phaethon an Theodor. Sieh! das ist doch nicht recht, Theodor, daß ich Es ist ein Fest heut im Dorf. Alles freut 4
Phaethon an Theodor. Sieh! das iſt doch nicht recht, Theodor, daß ich Es iſt ein Feſt heut im Dorf. Alles freut 4
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Phaethon an Theodor.
Sieh! das iſt doch nicht recht, Theodor, daß ich
ſo abſterbe fuͤr jede unſchuldige Freude, und immer
weniger Kind werde.
Es iſt ein Feſt heut im Dorf. Alles freut
ſich, alles Eine Seele! Die muntern Leute tanzen
um die Linde. Ueberall klingen Floͤten und Schall-
meyen. Jch ſaß wieder unter meiner Eiche. Der
off’ne Platz um die Linde lag frey vor mir. Auch
mein Johannes war unter der Maſſe. Nur ein
Paarmal ſah ich ihn, wie er, ſeinen Arm um das
ſchlanke Maͤdchen geſchlungen, den froͤhlichen Reigen
tanzte. Alles, alles Ein Jubel, Theodor! und ich
nahm keinen Theil daran. Was ſollt’ ich auch un-
ter ihnen thun? Mich liebt ja niemand! Es haͤtt’
ihnen ihre Freude nur geſtoͤrt, haͤtten ſie den trau-
renden Juͤngling geſehen. Und laß mich’s dir nur
geſteh’n, ich ſah ihre Freude mit Neid, wollte mich
zwingen, traurig zu ſeyn, und waͤre doch ſo gerne
froͤhlich geweſen.
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