Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.dessen Sauberkeit die Haushälterin des Küsters große Stücke hielt, und der, wie sie sagte, nicht lange vorhalten würde, wenn der Herr Florian sich nicht gewöhnen könne, den Kopf weniger als bisher im Nacken zu tragen. Und was bedeuten denn auch am Ende die Jahre eines Menschen? Hier bei Zwanzigjährigkeit -- Uebersättigung, Siechthum, Müdigkeit; dort bei der doppelten Anzahl von Jahren -- Fülle der Kraft und Gesundheit, Lebenslust, innere Jugend. Zuweilen täuscht eine Runzel der Haut, die dem jüngeren Lebensüberdrüssigen noch fehlt und dem älteren Lebensfrohen schon die Wange furcht, über das innere Mißverhältniß zwischen Beiden; aber eine kleine Weile noch, und die äußere Jugend verfliegt, und man fragt sich erstaunt: was bedeutet am Ende das Mehr oder Minder an Lebensjahren? Wenig genug! Nun, so mag man denn auch erfahren, daß Herr Florian Habermus so eben den Reigen der Vierziger zu vermehren im Begriff war. Verüble es ihm, wer da sein Kindergesicht nicht gesehen hat oder sich's nicht vorstellen kann, meinen Versicherungen zum Trotze. dessen Sauberkeit die Haushälterin des Küsters große Stücke hielt, und der, wie sie sagte, nicht lange vorhalten würde, wenn der Herr Florian sich nicht gewöhnen könne, den Kopf weniger als bisher im Nacken zu tragen. Und was bedeuten denn auch am Ende die Jahre eines Menschen? Hier bei Zwanzigjährigkeit — Uebersättigung, Siechthum, Müdigkeit; dort bei der doppelten Anzahl von Jahren — Fülle der Kraft und Gesundheit, Lebenslust, innere Jugend. Zuweilen täuscht eine Runzel der Haut, die dem jüngeren Lebensüberdrüssigen noch fehlt und dem älteren Lebensfrohen schon die Wange furcht, über das innere Mißverhältniß zwischen Beiden; aber eine kleine Weile noch, und die äußere Jugend verfliegt, und man fragt sich erstaunt: was bedeutet am Ende das Mehr oder Minder an Lebensjahren? Wenig genug! Nun, so mag man denn auch erfahren, daß Herr Florian Habermus so eben den Reigen der Vierziger zu vermehren im Begriff war. Verüble es ihm, wer da sein Kindergesicht nicht gesehen hat oder sich's nicht vorstellen kann, meinen Versicherungen zum Trotze. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0018"/> dessen Sauberkeit die Haushälterin des Küsters große Stücke hielt, und der, wie sie sagte, nicht lange vorhalten würde, wenn der Herr Florian sich nicht gewöhnen könne, den Kopf weniger als bisher im Nacken zu tragen.</p><lb/> <p>Und was bedeuten denn auch am Ende die Jahre eines Menschen? Hier bei Zwanzigjährigkeit — Uebersättigung, Siechthum, Müdigkeit; dort bei der doppelten Anzahl von Jahren — Fülle der Kraft und Gesundheit, Lebenslust, innere Jugend. Zuweilen täuscht eine Runzel der Haut, die dem jüngeren Lebensüberdrüssigen noch fehlt und dem älteren Lebensfrohen schon die Wange furcht, über das innere Mißverhältniß zwischen Beiden; aber eine kleine Weile noch, und die äußere Jugend verfliegt, und man fragt sich erstaunt: was bedeutet am Ende das Mehr oder Minder an Lebensjahren? Wenig genug! Nun, so mag man denn auch erfahren, daß Herr Florian Habermus so eben den Reigen der Vierziger zu vermehren im Begriff war. Verüble es ihm, wer da sein Kindergesicht nicht gesehen hat oder sich's nicht vorstellen kann, meinen Versicherungen zum Trotze.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0018]
dessen Sauberkeit die Haushälterin des Küsters große Stücke hielt, und der, wie sie sagte, nicht lange vorhalten würde, wenn der Herr Florian sich nicht gewöhnen könne, den Kopf weniger als bisher im Nacken zu tragen.
Und was bedeuten denn auch am Ende die Jahre eines Menschen? Hier bei Zwanzigjährigkeit — Uebersättigung, Siechthum, Müdigkeit; dort bei der doppelten Anzahl von Jahren — Fülle der Kraft und Gesundheit, Lebenslust, innere Jugend. Zuweilen täuscht eine Runzel der Haut, die dem jüngeren Lebensüberdrüssigen noch fehlt und dem älteren Lebensfrohen schon die Wange furcht, über das innere Mißverhältniß zwischen Beiden; aber eine kleine Weile noch, und die äußere Jugend verfliegt, und man fragt sich erstaunt: was bedeutet am Ende das Mehr oder Minder an Lebensjahren? Wenig genug! Nun, so mag man denn auch erfahren, daß Herr Florian Habermus so eben den Reigen der Vierziger zu vermehren im Begriff war. Verüble es ihm, wer da sein Kindergesicht nicht gesehen hat oder sich's nicht vorstellen kann, meinen Versicherungen zum Trotze.
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