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Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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auch nicht getanzt oder gedroschen werde, so drang die conservative Partei durch, und Nr. 97 war abermals für einige Zeit fernerer Duldung versichert.

Die jetzt plötzlich erfolgte Verurtheilung des zählebigen Baues war durch ein Gerücht verschuldet, das ein müßiger Zeitungscorrespondent als Lückenbüßer in die Luft geworfen und das sich solcher Art bis unter die Naturperrücke des vortragenden Consistorialschreibers verirrt hatte: der Landesfürst selbst werde auf einer Jagdpartie Hedeper berühren. Schon war dem Holzbilde der heiligen Gertraude, das noch aus katholischer Zeit her das Portal des Gotteshauses schmückte, die vor Urzeiten abhanden gekommene Nase durch Wolfenbütteler Schreinerhand wieder angesetzt worden, etwas zu spitzig freilich, wie der Küster meinte. Auch das tiefe G der Orgel hatte unter Herrn Florian's eigener Leitung der Kupferschmied aus Hedeper wieder aus seiner Fis-Lage in die Höhe geklopft. Jetzt kam das Pfarrwittwenhaus an die Reihe. Beschlossen war, Kirchengut könne es nicht länger bleiben. Wollte sich's ja Einer über dem Kopfe zusammenbrechen lassen, so möge er's für eigene Rechnung thun.

Der Küster konnte bei dreimaligem Ueberlesen der Verkaufsanzeige die Chronik des alten Hauses hinlänglich in seinem Gedächtniß auffrischen, um die Erklärung des jetzigen Beschlusses sich selbst zu machen. Immer aber blieb das Ereigniß von erschütternderer Bedeutung für ihn, als irgend eines, das die letzten Jahre mit sich

auch nicht getanzt oder gedroschen werde, so drang die conservative Partei durch, und Nr. 97 war abermals für einige Zeit fernerer Duldung versichert.

Die jetzt plötzlich erfolgte Verurtheilung des zählebigen Baues war durch ein Gerücht verschuldet, das ein müßiger Zeitungscorrespondent als Lückenbüßer in die Luft geworfen und das sich solcher Art bis unter die Naturperrücke des vortragenden Consistorialschreibers verirrt hatte: der Landesfürst selbst werde auf einer Jagdpartie Hedeper berühren. Schon war dem Holzbilde der heiligen Gertraude, das noch aus katholischer Zeit her das Portal des Gotteshauses schmückte, die vor Urzeiten abhanden gekommene Nase durch Wolfenbütteler Schreinerhand wieder angesetzt worden, etwas zu spitzig freilich, wie der Küster meinte. Auch das tiefe G der Orgel hatte unter Herrn Florian's eigener Leitung der Kupferschmied aus Hedeper wieder aus seiner Fis-Lage in die Höhe geklopft. Jetzt kam das Pfarrwittwenhaus an die Reihe. Beschlossen war, Kirchengut könne es nicht länger bleiben. Wollte sich's ja Einer über dem Kopfe zusammenbrechen lassen, so möge er's für eigene Rechnung thun.

Der Küster konnte bei dreimaligem Ueberlesen der Verkaufsanzeige die Chronik des alten Hauses hinlänglich in seinem Gedächtniß auffrischen, um die Erklärung des jetzigen Beschlusses sich selbst zu machen. Immer aber blieb das Ereigniß von erschütternderer Bedeutung für ihn, als irgend eines, das die letzten Jahre mit sich

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[0029] auch nicht getanzt oder gedroschen werde, so drang die conservative Partei durch, und Nr. 97 war abermals für einige Zeit fernerer Duldung versichert. Die jetzt plötzlich erfolgte Verurtheilung des zählebigen Baues war durch ein Gerücht verschuldet, das ein müßiger Zeitungscorrespondent als Lückenbüßer in die Luft geworfen und das sich solcher Art bis unter die Naturperrücke des vortragenden Consistorialschreibers verirrt hatte: der Landesfürst selbst werde auf einer Jagdpartie Hedeper berühren. Schon war dem Holzbilde der heiligen Gertraude, das noch aus katholischer Zeit her das Portal des Gotteshauses schmückte, die vor Urzeiten abhanden gekommene Nase durch Wolfenbütteler Schreinerhand wieder angesetzt worden, etwas zu spitzig freilich, wie der Küster meinte. Auch das tiefe G der Orgel hatte unter Herrn Florian's eigener Leitung der Kupferschmied aus Hedeper wieder aus seiner Fis-Lage in die Höhe geklopft. Jetzt kam das Pfarrwittwenhaus an die Reihe. Beschlossen war, Kirchengut könne es nicht länger bleiben. Wollte sich's ja Einer über dem Kopfe zusammenbrechen lassen, so möge er's für eigene Rechnung thun. Der Küster konnte bei dreimaligem Ueberlesen der Verkaufsanzeige die Chronik des alten Hauses hinlänglich in seinem Gedächtniß auffrischen, um die Erklärung des jetzigen Beschlusses sich selbst zu machen. Immer aber blieb das Ereigniß von erschütternderer Bedeutung für ihn, als irgend eines, das die letzten Jahre mit sich

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:58:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:58:19Z)

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Zitationshilfe: Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waldmueller_allein_1910/29>, abgerufen am 21.11.2024.