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Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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noch Entfernten durch Zeichen verständlich, daß ein Reisepfennig für ihn auf dem Chausseesteine liege.

Jetzt besann er sich nicht länger. Durch die Almosenreichung aus seiner Unentschiedenheit aufgerüttelt, faßte er sich ein Herz und ging auf das jenseits der Weidenbäume gelegene Wittwenhaus mit festen Schritten zu. Er überschaute es der ganzen Front nach. Sechs Fenster in der Breite, drei unterm Giebel, durch Weinranken versperrt und wohl seit manchem Jahre aus Besorgniß vor dem Einsturz der wetterbraunen Spitze nicht mehr geöffnet; in dem anstoßenden Stallgebäude zwei mit Blumentöpfen ausgestattete Fenster, einer Stube angehörend, welche als Ersatz für die verlassenen Giebelräume wohnbar gemacht worden war; zur Linken, in den Obstgarten vorspringend, die seit Langem nicht mehr benutzte Scheune, grün bemoos't, von Johanniskraut überwuchert, ihrer großen Flügelthüren beraubt und den freiesten Einblick gestattend auf die lehmgeebnete Tenne, den Spielplatz mancher vergessenen Kindergeneration. Die Morgensonne schien voll hinein und beleuchtete die schillernden Farben der auf der Tenne behaglich sich sonnenden Hühner. Ein schöner, goldstrahlender Hahn klappte mit den Flügeln, daß rings Stroh- und Futterreste umhertanzten, und ließ mit geschlossenen Augen seine Stimme erschallen. Von Weitem klang eine etwas melancholische Antwort: der Küster glaubte den schwarzen Einsiedler der Küsterei an der Stimme zu erkennen, und ihm ward in des Eingesperrten Seele gar weich zu Muthe. Auch

noch Entfernten durch Zeichen verständlich, daß ein Reisepfennig für ihn auf dem Chausseesteine liege.

Jetzt besann er sich nicht länger. Durch die Almosenreichung aus seiner Unentschiedenheit aufgerüttelt, faßte er sich ein Herz und ging auf das jenseits der Weidenbäume gelegene Wittwenhaus mit festen Schritten zu. Er überschaute es der ganzen Front nach. Sechs Fenster in der Breite, drei unterm Giebel, durch Weinranken versperrt und wohl seit manchem Jahre aus Besorgniß vor dem Einsturz der wetterbraunen Spitze nicht mehr geöffnet; in dem anstoßenden Stallgebäude zwei mit Blumentöpfen ausgestattete Fenster, einer Stube angehörend, welche als Ersatz für die verlassenen Giebelräume wohnbar gemacht worden war; zur Linken, in den Obstgarten vorspringend, die seit Langem nicht mehr benutzte Scheune, grün bemoos't, von Johanniskraut überwuchert, ihrer großen Flügelthüren beraubt und den freiesten Einblick gestattend auf die lehmgeebnete Tenne, den Spielplatz mancher vergessenen Kindergeneration. Die Morgensonne schien voll hinein und beleuchtete die schillernden Farben der auf der Tenne behaglich sich sonnenden Hühner. Ein schöner, goldstrahlender Hahn klappte mit den Flügeln, daß rings Stroh- und Futterreste umhertanzten, und ließ mit geschlossenen Augen seine Stimme erschallen. Von Weitem klang eine etwas melancholische Antwort: der Küster glaubte den schwarzen Einsiedler der Küsterei an der Stimme zu erkennen, und ihm ward in des Eingesperrten Seele gar weich zu Muthe. Auch

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[0034] noch Entfernten durch Zeichen verständlich, daß ein Reisepfennig für ihn auf dem Chausseesteine liege. Jetzt besann er sich nicht länger. Durch die Almosenreichung aus seiner Unentschiedenheit aufgerüttelt, faßte er sich ein Herz und ging auf das jenseits der Weidenbäume gelegene Wittwenhaus mit festen Schritten zu. Er überschaute es der ganzen Front nach. Sechs Fenster in der Breite, drei unterm Giebel, durch Weinranken versperrt und wohl seit manchem Jahre aus Besorgniß vor dem Einsturz der wetterbraunen Spitze nicht mehr geöffnet; in dem anstoßenden Stallgebäude zwei mit Blumentöpfen ausgestattete Fenster, einer Stube angehörend, welche als Ersatz für die verlassenen Giebelräume wohnbar gemacht worden war; zur Linken, in den Obstgarten vorspringend, die seit Langem nicht mehr benutzte Scheune, grün bemoos't, von Johanniskraut überwuchert, ihrer großen Flügelthüren beraubt und den freiesten Einblick gestattend auf die lehmgeebnete Tenne, den Spielplatz mancher vergessenen Kindergeneration. Die Morgensonne schien voll hinein und beleuchtete die schillernden Farben der auf der Tenne behaglich sich sonnenden Hühner. Ein schöner, goldstrahlender Hahn klappte mit den Flügeln, daß rings Stroh- und Futterreste umhertanzten, und ließ mit geschlossenen Augen seine Stimme erschallen. Von Weitem klang eine etwas melancholische Antwort: der Küster glaubte den schwarzen Einsiedler der Küsterei an der Stimme zu erkennen, und ihm ward in des Eingesperrten Seele gar weich zu Muthe. Auch

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:58:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:58:19Z)

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Zitationshilfe: Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waldmueller_allein_1910/34>, abgerufen am 21.11.2024.