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Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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getragen hätte. Immer rückhaltloser that sie die Geheimfächer -- nicht ihres Inneren, denn dem Küster fehlte für solche Wahrnehmungen jede Anlage, und ihm gingen daher alle naheliegenden Auslegungen verloren -- wohl aber ihres Haus- und Rechnungswesens auf, und was sie in der ersten Viertelstunde ungenau angegeben hatte, wie man gern durch einzelne Verschweigungen und Unrichtigkeiten sich über zu rasche und zu weit gegangene Mittheilungen andererseits selbst beruhigt, das berichtigte sie in der zweiten Viertelstunde, um in der dritten nochmals mit neuen Zusätzen darauf zurückzukommen. Weder sie noch Herr Habermus hatten von dem wirklichen Verhältniß der Nachlaßmasse eine Anschauung gewonnen, als die Mittagstunde schlug und er zum verspäteten Läuten eiligst aufbrach. Aber in dem Auge der Frau Anna leuchtete es zum erstenmale wie zurückkehrende Gesundheit, nun sie zu den Kindern trat, die auf des Hauses anderer Seite im Lindenschatten mit Hanfbrechen beschäftigt worden waren. Eine Wolke, die ihre Stirne lange umflort hatte, begann langsam, langsam zu verfließen. Sie hatte einen Rathgeber gefunden, hatte ihr Herz erleichtert, hatte sich ausgeweint, und zwar mit anders nachhaltiger Wirkung, das fühlte sie, als während der ersten fünf thränenreichen Jahre ihres Ehestandes, ja als während der fünf thränenarmen, welche jenen folgten, und des langen, dumpfen Wittwenjahres das eben zu Ende ging.

getragen hätte. Immer rückhaltloser that sie die Geheimfächer — nicht ihres Inneren, denn dem Küster fehlte für solche Wahrnehmungen jede Anlage, und ihm gingen daher alle naheliegenden Auslegungen verloren — wohl aber ihres Haus- und Rechnungswesens auf, und was sie in der ersten Viertelstunde ungenau angegeben hatte, wie man gern durch einzelne Verschweigungen und Unrichtigkeiten sich über zu rasche und zu weit gegangene Mittheilungen andererseits selbst beruhigt, das berichtigte sie in der zweiten Viertelstunde, um in der dritten nochmals mit neuen Zusätzen darauf zurückzukommen. Weder sie noch Herr Habermus hatten von dem wirklichen Verhältniß der Nachlaßmasse eine Anschauung gewonnen, als die Mittagstunde schlug und er zum verspäteten Läuten eiligst aufbrach. Aber in dem Auge der Frau Anna leuchtete es zum erstenmale wie zurückkehrende Gesundheit, nun sie zu den Kindern trat, die auf des Hauses anderer Seite im Lindenschatten mit Hanfbrechen beschäftigt worden waren. Eine Wolke, die ihre Stirne lange umflort hatte, begann langsam, langsam zu verfließen. Sie hatte einen Rathgeber gefunden, hatte ihr Herz erleichtert, hatte sich ausgeweint, und zwar mit anders nachhaltiger Wirkung, das fühlte sie, als während der ersten fünf thränenreichen Jahre ihres Ehestandes, ja als während der fünf thränenarmen, welche jenen folgten, und des langen, dumpfen Wittwenjahres das eben zu Ende ging.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:58:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:58:19Z)

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Zitationshilfe: Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waldmueller_allein_1910/42>, abgerufen am 23.11.2024.