Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
mit einer gewissen nachlässigen Art den Trägern,
was sie foderten, und ließ es nun sein erstes sein,
Exemplarien von allen drei Stücken zu nehmen, sie
zu seinen Wirthsleuten, die ihn schon des Abends
vorher gemahnt und ihm die Stube aufgesagt hat-
ten, hinunter zu tragen und zu sagen: hier ist mein
Versprechen für den Sohn; und nun werden Sie
doch wohl glauben, daß ich bezahlen kann?
O ja, antwortete der Wirth, Papier haben
Sie genug, wenns nur auch Geld bringt!
Das kann nicht fehlen, versetzte der Magi-
ster, und flog davon, um an alle Mitglieder der
Tabagie ein Exemplar abzuschicken.
Die Aufwärterinn kam eben zu rechter Zeit;
um die Bestellungen zu übernehmen und etwas auf
Abschlag zu erhalten, welches ihr wieder guten
Willen machte.
Hierauf setzte er sich hin, und schrieb, ohne
auf die Pflege seines Magens zu denken, an alle
Professoren, die er auf der Universität gekannt, an
etliche adliche Herren, und sogar an eine Dame,
die er nur ein einzig mal gesehen hatte, endlich
auch an mehrere große Männer und Damen, wel-
che er bloß dem Rufe nach kannte. Allen schickte
er Exemplarien, bat sie, diese Kinder seines Flei-
seß
mit einer gewiſſen nachlaͤſſigen Art den Traͤgern,
was ſie foderten, und ließ es nun ſein erſtes ſein,
Exemplarien von allen drei Stuͤcken zu nehmen, ſie
zu ſeinen Wirthsleuten, die ihn ſchon des Abends
vorher gemahnt und ihm die Stube aufgeſagt hat-
ten, hinunter zu tragen und zu ſagen: hier iſt mein
Verſprechen fuͤr den Sohn; und nun werden Sie
doch wohl glauben, daß ich bezahlen kann?
O ja, antwortete der Wirth, Papier haben
Sie genug, wenns nur auch Geld bringt!
Das kann nicht fehlen, verſetzte der Magi-
ſter, und flog davon, um an alle Mitglieder der
Tabagie ein Exemplar abzuſchicken.
Die Aufwaͤrterinn kam eben zu rechter Zeit;
um die Beſtellungen zu uͤbernehmen und etwas auf
Abſchlag zu erhalten, welches ihr wieder guten
Willen machte.
Hierauf ſetzte er ſich hin, und ſchrieb, ohne
auf die Pflege ſeines Magens zu denken, an alle
Profeſſoren, die er auf der Univerſitaͤt gekannt, an
etliche adliche Herren, und ſogar an eine Dame,
die er nur ein einzig mal geſehen hatte, endlich
auch an mehrere große Maͤnner und Damen, wel-
che er bloß dem Rufe nach kannte. Allen ſchickte
er Exemplarien, bat ſie, dieſe Kinder ſeines Flei-
ſeß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#CON">
          <p><pb facs="#f0101" n="95"/>
mit einer gewi&#x017F;&#x017F;en nachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Art den Tra&#x0364;gern,<lb/>
was &#x017F;ie foderten, und ließ es nun &#x017F;ein er&#x017F;tes &#x017F;ein,<lb/>
Exemplarien von allen drei Stu&#x0364;cken zu nehmen, &#x017F;ie<lb/>
zu &#x017F;einen Wirthsleuten, die ihn &#x017F;chon des Abends<lb/>
vorher gemahnt und ihm die Stube aufge&#x017F;agt hat-<lb/>
ten, hinunter zu tragen und zu &#x017F;agen: hier i&#x017F;t mein<lb/>
Ver&#x017F;prechen fu&#x0364;r den Sohn; und nun werden Sie<lb/>
doch wohl glauben, daß ich bezahlen kann?</p><lb/>
          <p>O ja, antwortete der Wirth, Papier haben<lb/>
Sie genug, wenns nur auch Geld bringt!</p><lb/>
          <p>Das kann nicht fehlen, ver&#x017F;etzte der Magi-<lb/>
&#x017F;ter, und flog davon, um an alle Mitglieder der<lb/>
Tabagie ein Exemplar abzu&#x017F;chicken.</p><lb/>
          <p>Die Aufwa&#x0364;rterinn kam eben zu rechter Zeit;<lb/>
um die Be&#x017F;tellungen zu u&#x0364;bernehmen und etwas auf<lb/>
Ab&#x017F;chlag zu erhalten, welches ihr wieder guten<lb/>
Willen machte.</p><lb/>
          <p>Hierauf &#x017F;etzte er &#x017F;ich hin, und &#x017F;chrieb, ohne<lb/>
auf die Pflege &#x017F;eines Magens zu denken, an alle<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;oren, die er auf der Univer&#x017F;ita&#x0364;t gekannt, an<lb/>
etliche adliche Herren, und &#x017F;ogar an eine Dame,<lb/>
die er nur ein einzig mal ge&#x017F;ehen hatte, endlich<lb/>
auch an mehrere große Ma&#x0364;nner und Damen, wel-<lb/>
che er bloß dem Rufe nach kannte. Allen &#x017F;chickte<lb/>
er Exemplarien, bat &#x017F;ie, die&#x017F;e Kinder &#x017F;eines Flei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eß</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0101] mit einer gewiſſen nachlaͤſſigen Art den Traͤgern, was ſie foderten, und ließ es nun ſein erſtes ſein, Exemplarien von allen drei Stuͤcken zu nehmen, ſie zu ſeinen Wirthsleuten, die ihn ſchon des Abends vorher gemahnt und ihm die Stube aufgeſagt hat- ten, hinunter zu tragen und zu ſagen: hier iſt mein Verſprechen fuͤr den Sohn; und nun werden Sie doch wohl glauben, daß ich bezahlen kann? O ja, antwortete der Wirth, Papier haben Sie genug, wenns nur auch Geld bringt! Das kann nicht fehlen, verſetzte der Magi- ſter, und flog davon, um an alle Mitglieder der Tabagie ein Exemplar abzuſchicken. Die Aufwaͤrterinn kam eben zu rechter Zeit; um die Beſtellungen zu uͤbernehmen und etwas auf Abſchlag zu erhalten, welches ihr wieder guten Willen machte. Hierauf ſetzte er ſich hin, und ſchrieb, ohne auf die Pflege ſeines Magens zu denken, an alle Profeſſoren, die er auf der Univerſitaͤt gekannt, an etliche adliche Herren, und ſogar an eine Dame, die er nur ein einzig mal geſehen hatte, endlich auch an mehrere große Maͤnner und Damen, wel- che er bloß dem Rufe nach kannte. Allen ſchickte er Exemplarien, bat ſie, dieſe Kinder ſeines Flei- ſeß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/101
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/101>, abgerufen am 04.12.2024.