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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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Wirthstafel setzen; und so nach ward ihm in einer
andern Stube etwas aufgetragen, freilich aber
nicht von den besten Schüsseln, und immer mit ei-
ner Art, die ihn belehrte, daß man eben nicht böse
werden würde, wenn er ganz wegbliebe.

Er würde das auch wohl gethan haben, wenn
er nicht diese einzigen zwei gesicherten Mahlzeiten,
was es ihm auch kosten möchte, beizubehalten für
unumgänglich nöthig geachtet hätte. Zur Tabagie
lud ihn keiner der Theilnehmer mehr ein; und er
drängte sich, wie die Umstände waren, nicht gern
zu: denn seine beiden Gläubiger, besonders der,
so die 24 Thaler zu fodern hatte, ließen ihn ohne-
hin sehr oft mahnen.

Albrecht Busch war itzt der einzige Mensch,
welcher ihm noch so oft einen glücklichen Abend
machte, als es ihm selbst möglich war, einen
Abend außer Hauses zuzubringen. An solchen
Abenden nahm er den Magister mit auf ein Caffee-
haus, oder in einen Weinkeller, wo mehrere jun-
ge Leute zusammenkamen. Da ward er denn gut
bewirthet, aber auch zuweilen aufs unbarmherzigste
geschraubt, welches er sich jedoch gefallen ließ.

Er hatte, trotz aller Anfechtung, doch den
Versuch gemacht, einigen Buchhändlern in der
Stadt so wohl, als auswärts, seine Werke in
Com-
G
Wirthstafel ſetzen; und ſo nach ward ihm in einer
andern Stube etwas aufgetragen, freilich aber
nicht von den beſten Schuͤſſeln, und immer mit ei-
ner Art, die ihn belehrte, daß man eben nicht boͤſe
werden wuͤrde, wenn er ganz wegbliebe.

Er wuͤrde das auch wohl gethan haben, wenn
er nicht dieſe einzigen zwei geſicherten Mahlzeiten,
was es ihm auch koſten moͤchte, beizubehalten fuͤr
unumgaͤnglich noͤthig geachtet haͤtte. Zur Tabagie
lud ihn keiner der Theilnehmer mehr ein; und er
draͤngte ſich, wie die Umſtaͤnde waren, nicht gern
zu: denn ſeine beiden Glaͤubiger, beſonders der,
ſo die 24 Thaler zu fodern hatte, ließen ihn ohne-
hin ſehr oft mahnen.

Albrecht Buſch war itzt der einzige Menſch,
welcher ihm noch ſo oft einen gluͤcklichen Abend
machte, als es ihm ſelbſt moͤglich war, einen
Abend außer Hauſes zuzubringen. An ſolchen
Abenden nahm er den Magiſter mit auf ein Caffee-
haus, oder in einen Weinkeller, wo mehrere jun-
ge Leute zuſammenkamen. Da ward er denn gut
bewirthet, aber auch zuweilen aufs unbarmherzigſte
geſchraubt, welches er ſich jedoch gefallen ließ.

Er hatte, trotz aller Anfechtung, doch den
Verſuch gemacht, einigen Buchhaͤndlern in der
Stadt ſo wohl, als auswaͤrts, ſeine Werke in
Com-
G
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[97/0103] Wirthstafel ſetzen; und ſo nach ward ihm in einer andern Stube etwas aufgetragen, freilich aber nicht von den beſten Schuͤſſeln, und immer mit ei- ner Art, die ihn belehrte, daß man eben nicht boͤſe werden wuͤrde, wenn er ganz wegbliebe. Er wuͤrde das auch wohl gethan haben, wenn er nicht dieſe einzigen zwei geſicherten Mahlzeiten, was es ihm auch koſten moͤchte, beizubehalten fuͤr unumgaͤnglich noͤthig geachtet haͤtte. Zur Tabagie lud ihn keiner der Theilnehmer mehr ein; und er draͤngte ſich, wie die Umſtaͤnde waren, nicht gern zu: denn ſeine beiden Glaͤubiger, beſonders der, ſo die 24 Thaler zu fodern hatte, ließen ihn ohne- hin ſehr oft mahnen. Albrecht Buſch war itzt der einzige Menſch, welcher ihm noch ſo oft einen gluͤcklichen Abend machte, als es ihm ſelbſt moͤglich war, einen Abend außer Hauſes zuzubringen. An ſolchen Abenden nahm er den Magiſter mit auf ein Caffee- haus, oder in einen Weinkeller, wo mehrere jun- ge Leute zuſammenkamen. Da ward er denn gut bewirthet, aber auch zuweilen aufs unbarmherzigſte geſchraubt, welches er ſich jedoch gefallen ließ. Er hatte, trotz aller Anfechtung, doch den Verſuch gemacht, einigen Buchhaͤndlern in der Stadt ſo wohl, als auswaͤrts, ſeine Werke in Com- G

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/103>, abgerufen am 11.12.2024.