Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Aber versetzte der Magister, wo sind denn die
Kleider? die haben die Kerls mitgenommen; und
krieg ich sie nicht wieder, so muß ich sie bezahlen.

Albrecht versprach, dafür zu sorgen, und that
es wirklich, besonders da er selbst mit dafür stehn
mußte.

So lief demnach diese weit und breit berühm-
te Comödie ab. Der letzte Auftritt hatte, wegen
der Dazwischenkunft der Pfarrknechte, den Zu-
schauern den Spaß am vollkommensten gemacht.
Das Stück war lange aus, als der Jubel darüber
noch dauerte. Viele, besonders die wilden Jüng-
linge, blieben über Nacht in *, und wollten durch-
aus den Magister Confuselius sehn, der sich aber
nicht sehen ließ, und brachten ihm ein Ständchen
von funfzehn bis sechzehn gräßlich verstellten Stim-
men, welche eine verstimmte Violine und ein Du-
delsack begleiteten.

Am Morgen endlich, da alle Fremden wieder
fort waren, rechnete Confuselius mit dem Direk-
tor zusammen, welcher nunmehr nicht nur eine
große Rechnung wegen der Zehrung in den vierzehn
Vorbereitungstagen, (in denen sie sich nichts hat-
ten abgehen lassen,) brachte, sondern überhaupt
die Hälfte der Einnahme erst nach Abzug aller Un-
kosten dem Magister bezahlen wollte.

Das
Aber verſetzte der Magiſter, wo ſind denn die
Kleider? die haben die Kerls mitgenommen; und
krieg ich ſie nicht wieder, ſo muß ich ſie bezahlen.

Albrecht verſprach, dafuͤr zu ſorgen, und that
es wirklich, beſonders da er ſelbſt mit dafuͤr ſtehn
mußte.

So lief demnach dieſe weit und breit beruͤhm-
te Comoͤdie ab. Der letzte Auftritt hatte, wegen
der Dazwiſchenkunft der Pfarrknechte, den Zu-
ſchauern den Spaß am vollkommenſten gemacht.
Das Stuͤck war lange aus, als der Jubel daruͤber
noch dauerte. Viele, beſonders die wilden Juͤng-
linge, blieben uͤber Nacht in *, und wollten durch-
aus den Magiſter Confuſelius ſehn, der ſich aber
nicht ſehen ließ, und brachten ihm ein Staͤndchen
von funfzehn bis ſechzehn graͤßlich verſtellten Stim-
men, welche eine verſtimmte Violine und ein Du-
delſack begleiteten.

Am Morgen endlich, da alle Fremden wieder
fort waren, rechnete Confuſelius mit dem Direk-
tor zuſammen, welcher nunmehr nicht nur eine
große Rechnung wegen der Zehrung in den vierzehn
Vorbereitungstagen, (in denen ſie ſich nichts hat-
ten abgehen laſſen,) brachte, ſondern uͤberhaupt
die Haͤlfte der Einnahme erſt nach Abzug aller Un-
koſten dem Magiſter bezahlen wollte.

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#CON">
          <pb facs="#f0131" n="125"/>
          <p>Aber ver&#x017F;etzte der Magi&#x017F;ter, wo &#x017F;ind denn die<lb/>
Kleider? die haben die Kerls mitgenommen; und<lb/>
krieg ich &#x017F;ie nicht wieder, &#x017F;o muß ich &#x017F;ie bezahlen.</p><lb/>
          <p>Albrecht ver&#x017F;prach, dafu&#x0364;r zu &#x017F;orgen, und that<lb/>
es wirklich, be&#x017F;onders da er &#x017F;elb&#x017F;t mit dafu&#x0364;r &#x017F;tehn<lb/>
mußte.</p><lb/>
          <p>So lief demnach die&#x017F;e weit und breit beru&#x0364;hm-<lb/>
te Como&#x0364;die ab. Der letzte Auftritt hatte, wegen<lb/>
der Dazwi&#x017F;chenkunft der Pfarrknechte, den Zu-<lb/>
&#x017F;chauern den Spaß am vollkommen&#x017F;ten gemacht.<lb/>
Das Stu&#x0364;ck war lange aus, als der Jubel daru&#x0364;ber<lb/>
noch dauerte. Viele, be&#x017F;onders die wilden Ju&#x0364;ng-<lb/>
linge, blieben u&#x0364;ber Nacht in *, und wollten durch-<lb/>
aus den Magi&#x017F;ter Confu&#x017F;elius &#x017F;ehn, der &#x017F;ich aber<lb/>
nicht &#x017F;ehen ließ, und brachten ihm ein Sta&#x0364;ndchen<lb/>
von funfzehn bis &#x017F;echzehn gra&#x0364;ßlich ver&#x017F;tellten Stim-<lb/>
men, welche eine ver&#x017F;timmte Violine und ein Du-<lb/>
del&#x017F;ack begleiteten.</p><lb/>
          <p>Am Morgen endlich, da alle Fremden wieder<lb/>
fort waren, rechnete Confu&#x017F;elius mit dem Direk-<lb/>
tor zu&#x017F;ammen, welcher nunmehr nicht nur eine<lb/>
große Rechnung wegen der Zehrung in den vierzehn<lb/>
Vorbereitungstagen, (in denen &#x017F;ie &#x017F;ich nichts hat-<lb/>
ten abgehen la&#x017F;&#x017F;en,) brachte, &#x017F;ondern u&#x0364;berhaupt<lb/>
die Ha&#x0364;lfte der Einnahme er&#x017F;t nach Abzug aller Un-<lb/>
ko&#x017F;ten dem Magi&#x017F;ter bezahlen wollte.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0131] Aber verſetzte der Magiſter, wo ſind denn die Kleider? die haben die Kerls mitgenommen; und krieg ich ſie nicht wieder, ſo muß ich ſie bezahlen. Albrecht verſprach, dafuͤr zu ſorgen, und that es wirklich, beſonders da er ſelbſt mit dafuͤr ſtehn mußte. So lief demnach dieſe weit und breit beruͤhm- te Comoͤdie ab. Der letzte Auftritt hatte, wegen der Dazwiſchenkunft der Pfarrknechte, den Zu- ſchauern den Spaß am vollkommenſten gemacht. Das Stuͤck war lange aus, als der Jubel daruͤber noch dauerte. Viele, beſonders die wilden Juͤng- linge, blieben uͤber Nacht in *, und wollten durch- aus den Magiſter Confuſelius ſehn, der ſich aber nicht ſehen ließ, und brachten ihm ein Staͤndchen von funfzehn bis ſechzehn graͤßlich verſtellten Stim- men, welche eine verſtimmte Violine und ein Du- delſack begleiteten. Am Morgen endlich, da alle Fremden wieder fort waren, rechnete Confuſelius mit dem Direk- tor zuſammen, welcher nunmehr nicht nur eine große Rechnung wegen der Zehrung in den vierzehn Vorbereitungstagen, (in denen ſie ſich nichts hat- ten abgehen laſſen,) brachte, ſondern uͤberhaupt die Haͤlfte der Einnahme erſt nach Abzug aller Un- koſten dem Magiſter bezahlen wollte. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/131
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/131>, abgerufen am 04.12.2024.