Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

und den Huren nachliefe. Auch wollte er dem
jungen Herrn gleich ein Exemplar von diesem
Stücke zur Warnung schicken, damit er sähe,
was aus solchem Leben endlich herauskäme.

Die Freundschaft zwischen ihm und dem
Magister wurde so warm, daß ihn der alte
Herr mit sich auf sein Gut nahm, vermuthlich
um noch viel von dem gelehrten Manne zu lernen.
Aber die Freude dauerte nicht lange, weil der
Baron plötzlich, ehe sein neuer Client noch sechs
Wochen auf dem Guthe gewesen war, mit Tod
abgieng. Confuselius mußte also wieder abreisen,
und brachte weiter kein Andenken von seinem
Freund und Gönner mit sich weg, als einen
Rock mit Zubehör, den ihm der Alte kurz vor
seinem Tode geschenkt hatte.

Der Magister hatte nicht große Lust, nach
seiner Vaterstadt zurück zu kehren, weil dort im-
mer noch Schulden zu bezahlen waren. Eher noch
war er halb und halb gesonnen, nach Amsterdam
zu reisen, um dort durch Fürsprache seines Freun-
des Albrecht ein Unterkommen zu suchen. Allein
da er die Weite des Weges, den gänzlichen Man-
gel an Mitteln, sich durch zu zehren, und nächst
dem besonders den Umstand überlegte, daß Albrecht
ihn doch auch dort nicht ganz aus seinem Beutel

ernäh-

und den Huren nachliefe. Auch wollte er dem
jungen Herrn gleich ein Exemplar von dieſem
Stuͤcke zur Warnung ſchicken, damit er ſaͤhe,
was aus ſolchem Leben endlich herauskaͤme.

Die Freundſchaft zwiſchen ihm und dem
Magiſter wurde ſo warm, daß ihn der alte
Herr mit ſich auf ſein Gut nahm, vermuthlich
um noch viel von dem gelehrten Manne zu lernen.
Aber die Freude dauerte nicht lange, weil der
Baron ploͤtzlich, ehe ſein neuer Client noch ſechs
Wochen auf dem Guthe geweſen war, mit Tod
abgieng. Confuſelius mußte alſo wieder abreiſen,
und brachte weiter kein Andenken von ſeinem
Freund und Goͤnner mit ſich weg, als einen
Rock mit Zubehoͤr, den ihm der Alte kurz vor
ſeinem Tode geſchenkt hatte.

Der Magiſter hatte nicht große Luſt, nach
ſeiner Vaterſtadt zuruͤck zu kehren, weil dort im-
mer noch Schulden zu bezahlen waren. Eher noch
war er halb und halb geſonnen, nach Amſterdam
zu reiſen, um dort durch Fuͤrſprache ſeines Freun-
des Albrecht ein Unterkommen zu ſuchen. Allein
da er die Weite des Weges, den gaͤnzlichen Man-
gel an Mitteln, ſich durch zu zehren, und naͤchſt
dem beſonders den Umſtand uͤberlegte, daß Albrecht
ihn doch auch dort nicht ganz aus ſeinem Beutel

ernaͤh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0142" n="136"/>
und den Huren nachliefe. Auch wollte er dem<lb/>
jungen Herrn gleich ein Exemplar von die&#x017F;em<lb/>
Stu&#x0364;cke zur Warnung &#x017F;chicken, damit er &#x017F;a&#x0364;he,<lb/>
was aus &#x017F;olchem Leben endlich herauska&#x0364;me.</p><lb/>
        <p>Die Freund&#x017F;chaft zwi&#x017F;chen ihm und dem<lb/>
Magi&#x017F;ter wurde &#x017F;o warm, daß ihn der alte<lb/>
Herr mit &#x017F;ich auf &#x017F;ein Gut nahm, vermuthlich<lb/>
um noch viel von dem gelehrten Manne zu lernen.<lb/>
Aber die Freude dauerte nicht lange, weil der<lb/>
Baron plo&#x0364;tzlich, ehe &#x017F;ein neuer Client noch &#x017F;echs<lb/>
Wochen auf dem Guthe gewe&#x017F;en war, mit Tod<lb/>
abgieng. Confu&#x017F;elius mußte al&#x017F;o wieder abrei&#x017F;en,<lb/>
und brachte weiter kein Andenken von &#x017F;einem<lb/>
Freund und Go&#x0364;nner mit &#x017F;ich weg, als einen<lb/>
Rock mit Zubeho&#x0364;r, den ihm der Alte kurz vor<lb/>
&#x017F;einem Tode ge&#x017F;chenkt hatte.</p><lb/>
        <p>Der Magi&#x017F;ter hatte nicht große Lu&#x017F;t, nach<lb/>
&#x017F;einer Vater&#x017F;tadt zuru&#x0364;ck zu kehren, weil dort im-<lb/>
mer noch Schulden zu bezahlen waren. Eher noch<lb/>
war er halb und halb ge&#x017F;onnen, nach Am&#x017F;terdam<lb/>
zu rei&#x017F;en, um dort durch Fu&#x0364;r&#x017F;prache &#x017F;eines Freun-<lb/>
des Albrecht ein Unterkommen zu &#x017F;uchen. Allein<lb/>
da er die Weite des Weges, den ga&#x0364;nzlichen Man-<lb/>
gel an Mitteln, &#x017F;ich durch zu zehren, und na&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
dem be&#x017F;onders den Um&#x017F;tand u&#x0364;berlegte, daß Albrecht<lb/>
ihn doch auch dort nicht ganz aus &#x017F;einem Beutel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">erna&#x0364;h-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0142] und den Huren nachliefe. Auch wollte er dem jungen Herrn gleich ein Exemplar von dieſem Stuͤcke zur Warnung ſchicken, damit er ſaͤhe, was aus ſolchem Leben endlich herauskaͤme. Die Freundſchaft zwiſchen ihm und dem Magiſter wurde ſo warm, daß ihn der alte Herr mit ſich auf ſein Gut nahm, vermuthlich um noch viel von dem gelehrten Manne zu lernen. Aber die Freude dauerte nicht lange, weil der Baron ploͤtzlich, ehe ſein neuer Client noch ſechs Wochen auf dem Guthe geweſen war, mit Tod abgieng. Confuſelius mußte alſo wieder abreiſen, und brachte weiter kein Andenken von ſeinem Freund und Goͤnner mit ſich weg, als einen Rock mit Zubehoͤr, den ihm der Alte kurz vor ſeinem Tode geſchenkt hatte. Der Magiſter hatte nicht große Luſt, nach ſeiner Vaterſtadt zuruͤck zu kehren, weil dort im- mer noch Schulden zu bezahlen waren. Eher noch war er halb und halb geſonnen, nach Amſterdam zu reiſen, um dort durch Fuͤrſprache ſeines Freun- des Albrecht ein Unterkommen zu ſuchen. Allein da er die Weite des Weges, den gaͤnzlichen Man- gel an Mitteln, ſich durch zu zehren, und naͤchſt dem beſonders den Umſtand uͤberlegte, daß Albrecht ihn doch auch dort nicht ganz aus ſeinem Beutel ernaͤh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/142
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/142>, abgerufen am 04.12.2024.