Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

stehn konnte, sie liebkosen zu wollen, und sagte es
ihrem Manne, einem derben Böttcher.

Der Mann rieth ihr, den Magister auf den
Abend in die Schlafkammer zu bestellen; er selbst
wollte verborgen sein, als ob er nicht zu Hause
wäre.

Dieses geschah. Alles gieng nach dem Wun-
sche des frohen Magisters. Er nahte sich seinem
Glücke mit so schnellen Schritten, daß er schon
an der Seite seiner Schönen Platz nehmen wollte,
als sie einen mit ihrem Mann verabredeten Anfall
von Husten bekam, worauf dieser die Thüre öfne-
te, hereinstürzte, und mit seinem spanischen Rohr
dem vor Schrecken halb todten Magister unbarm-
herzig zusetzte.

Confuselius schrie und bat um Gnade, wel-
che er denn auch in so fern erhielt, daß ihm ver-
gönnt wurde, so wie er war, dem fernern Prügel-
regen zu entlaufen. Er ward aber doch von dem
barbarischen Böttcher zum Hause hinaus auf die
Straße getrieben, worauf dieser die Thüre von innen
verriegelte.

Jn diesem traurigen Zustande mußte er lange
umhergehn. Zwar pochte er einige mal an, und
bat, daß man ihn doch ins Haus und in seine
Stube lassen, oder ihm wenigstens sein erstes und

nöthig-

ſtehn konnte, ſie liebkoſen zu wollen, und ſagte es
ihrem Manne, einem derben Boͤttcher.

Der Mann rieth ihr, den Magiſter auf den
Abend in die Schlafkammer zu beſtellen; er ſelbſt
wollte verborgen ſein, als ob er nicht zu Hauſe
waͤre.

Dieſes geſchah. Alles gieng nach dem Wun-
ſche des frohen Magiſters. Er nahte ſich ſeinem
Gluͤcke mit ſo ſchnellen Schritten, daß er ſchon
an der Seite ſeiner Schoͤnen Platz nehmen wollte,
als ſie einen mit ihrem Mann verabredeten Anfall
von Huſten bekam, worauf dieſer die Thuͤre oͤfne-
te, hereinſtuͤrzte, und mit ſeinem ſpaniſchen Rohr
dem vor Schrecken halb todten Magiſter unbarm-
herzig zuſetzte.

Confuſelius ſchrie und bat um Gnade, wel-
che er denn auch in ſo fern erhielt, daß ihm ver-
goͤnnt wurde, ſo wie er war, dem fernern Pruͤgel-
regen zu entlaufen. Er ward aber doch von dem
barbariſchen Boͤttcher zum Hauſe hinaus auf die
Straße getrieben, worauf dieſer die Thuͤre von innen
verriegelte.

Jn dieſem traurigen Zuſtande mußte er lange
umhergehn. Zwar pochte er einige mal an, und
bat, daß man ihn doch ins Haus und in ſeine
Stube laſſen, oder ihm wenigſtens ſein erſtes und

noͤthig-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="139"/>
&#x017F;tehn konnte, &#x017F;ie liebko&#x017F;en zu wollen, und &#x017F;agte es<lb/>
ihrem Manne, einem derben Bo&#x0364;ttcher.</p><lb/>
        <p>Der Mann rieth ihr, den Magi&#x017F;ter auf den<lb/>
Abend in die Schlafkammer zu be&#x017F;tellen; er &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
wollte verborgen &#x017F;ein, als ob er nicht zu Hau&#x017F;e<lb/>
wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es ge&#x017F;chah. Alles gieng nach dem Wun-<lb/>
&#x017F;che des frohen Magi&#x017F;ters. Er nahte &#x017F;ich &#x017F;einem<lb/>
Glu&#x0364;cke mit &#x017F;o &#x017F;chnellen Schritten, daß er &#x017F;chon<lb/>
an der Seite &#x017F;einer Scho&#x0364;nen Platz nehmen wollte,<lb/>
als &#x017F;ie einen mit ihrem Mann verabredeten Anfall<lb/>
von Hu&#x017F;ten bekam, worauf die&#x017F;er die Thu&#x0364;re o&#x0364;fne-<lb/>
te, herein&#x017F;tu&#x0364;rzte, und mit &#x017F;einem &#x017F;pani&#x017F;chen Rohr<lb/>
dem vor Schrecken halb todten Magi&#x017F;ter unbarm-<lb/>
herzig zu&#x017F;etzte.</p><lb/>
        <p>Confu&#x017F;elius &#x017F;chrie und bat um Gnade, wel-<lb/>
che er denn auch in &#x017F;o fern erhielt, daß ihm ver-<lb/>
go&#x0364;nnt wurde, &#x017F;o wie er war, dem fernern Pru&#x0364;gel-<lb/>
regen zu entlaufen. Er ward aber doch von dem<lb/>
barbari&#x017F;chen Bo&#x0364;ttcher zum Hau&#x017F;e hinaus auf die<lb/>
Straße getrieben, worauf die&#x017F;er die Thu&#x0364;re von innen<lb/>
verriegelte.</p><lb/>
        <p>Jn die&#x017F;em traurigen Zu&#x017F;tande mußte er lange<lb/>
umhergehn. Zwar pochte er einige mal an, und<lb/>
bat, daß man ihn doch ins Haus und in &#x017F;eine<lb/>
Stube la&#x017F;&#x017F;en, oder ihm wenig&#x017F;tens &#x017F;ein er&#x017F;tes und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">no&#x0364;thig-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0145] ſtehn konnte, ſie liebkoſen zu wollen, und ſagte es ihrem Manne, einem derben Boͤttcher. Der Mann rieth ihr, den Magiſter auf den Abend in die Schlafkammer zu beſtellen; er ſelbſt wollte verborgen ſein, als ob er nicht zu Hauſe waͤre. Dieſes geſchah. Alles gieng nach dem Wun- ſche des frohen Magiſters. Er nahte ſich ſeinem Gluͤcke mit ſo ſchnellen Schritten, daß er ſchon an der Seite ſeiner Schoͤnen Platz nehmen wollte, als ſie einen mit ihrem Mann verabredeten Anfall von Huſten bekam, worauf dieſer die Thuͤre oͤfne- te, hereinſtuͤrzte, und mit ſeinem ſpaniſchen Rohr dem vor Schrecken halb todten Magiſter unbarm- herzig zuſetzte. Confuſelius ſchrie und bat um Gnade, wel- che er denn auch in ſo fern erhielt, daß ihm ver- goͤnnt wurde, ſo wie er war, dem fernern Pruͤgel- regen zu entlaufen. Er ward aber doch von dem barbariſchen Boͤttcher zum Hauſe hinaus auf die Straße getrieben, worauf dieſer die Thuͤre von innen verriegelte. Jn dieſem traurigen Zuſtande mußte er lange umhergehn. Zwar pochte er einige mal an, und bat, daß man ihn doch ins Haus und in ſeine Stube laſſen, oder ihm wenigſtens ſein erſtes und noͤthig-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/145
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/145>, abgerufen am 04.12.2024.