Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
gewesen war, itzt aber junge Mädchen für die ga- lante Welt bildete. Bei dieser nahm auch sie Lee- tion in Sitten und Anstande, wie sich's für eine Person, die nunmehr etwas vorstellen wollte, ge- hörte und gebührte. Mamsel Fanchon wurde mit ihren Zöglingen, deren sie sich, wie sie sagte, als armer Kinder von gutem Stande annahm, und die sie so lange in Aufsicht behielt, bis eine oder die andre sich anders versorgte, in Schnitzers Gasthof eingeführt. Suschen nahm sich auch vor, das Französische bei der Fanchon zu lernen, wozu sich diese unent- geldlich erboten hatte. Für eine solche Gefälligkeit, und besonders dafür, daß sie die Mamsel Braut, und dann die junge Frau in der Art, sich anzu- ziehn, und im bon ton unterrichtete, genoß sie mit ihrer jungen Zucht manch Abendessen, wobei jedoch Schnitzers keinen Schaden hatten: denn es fanden sich Mannspersonen ein, die diesen kleinen Festen beiwohnen wollten, und die ihre Zeche, wie natürlich, bezahlten, die Fanchon namnte diese Mahlzeiten Soupes spirituels; und es wurden dieselben bald berühmt und häufig frequenitirt. Confuselius würde, so wie er war, der jun- gen Frau Schnitzerinn bei diesen neuen artigen Bekanntschaften schon zur größten Last gewesen sein, L 4
geweſen war, itzt aber junge Maͤdchen fuͤr die ga- lante Welt bildete. Bei dieſer nahm auch ſie Lee- tion in Sitten und Anſtande, wie ſich’s fuͤr eine Perſon, die nunmehr etwas vorſtellen wollte, ge- hoͤrte und gebuͤhrte. Mamſel Fanchon wurde mit ihren Zoͤglingen, deren ſie ſich, wie ſie ſagte, als armer Kinder von gutem Stande annahm, und die ſie ſo lange in Aufſicht behielt, bis eine oder die andre ſich anders verſorgte, in Schnitzers Gaſthof eingefuͤhrt. Suschen nahm ſich auch vor, das Franzoͤſiſche bei der Fanchon zu lernen, wozu ſich dieſe unent- geldlich erboten hatte. Fuͤr eine ſolche Gefaͤlligkeit, und beſonders dafuͤr, daß ſie die Mamſel Braut, und dann die junge Frau in der Art, ſich anzu- ziehn, und im bon ton unterrichtete, genoß ſie mit ihrer jungen Zucht manch Abendeſſen, wobei jedoch Schnitzers keinen Schaden hatten: denn es fanden ſich Mannsperſonen ein, die dieſen kleinen Feſten beiwohnen wollten, und die ihre Zeche, wie natuͤrlich, bezahlten, die Fanchon namnte dieſe Mahlzeiten Soupés spirituels; und es wurden dieſelben bald beruͤhmt und haͤufig frequenitirt. Confuſelius wuͤrde, ſo wie er war, der jun- gen Frau Schnitzerinn bei dieſen neuen artigen Bekanntſchaften ſchon zur groͤßten Laſt geweſen ſein, L 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#SCHNITZ"> <p><pb facs="#f0173" n="167"/> geweſen war, itzt aber junge Maͤdchen fuͤr die ga-<lb/> lante Welt bildete. Bei dieſer nahm auch ſie Lee-<lb/> tion in Sitten und Anſtande, wie ſich’s fuͤr eine<lb/> Perſon, die nunmehr etwas vorſtellen wollte, ge-<lb/> hoͤrte und gebuͤhrte.</p><lb/> <p>Mamſel Fanchon wurde mit ihren Zoͤglingen,<lb/> deren ſie ſich, wie ſie ſagte, als armer Kinder von<lb/> gutem Stande annahm, und die ſie ſo lange in<lb/> Aufſicht behielt, bis eine oder die andre ſich anders<lb/> verſorgte, in Schnitzers Gaſthof eingefuͤhrt.<lb/> Suschen nahm ſich auch vor, das Franzoͤſiſche bei<lb/> der Fanchon zu lernen, wozu ſich dieſe unent-<lb/> geldlich erboten hatte. Fuͤr eine ſolche Gefaͤlligkeit,<lb/> und beſonders dafuͤr, daß ſie die Mamſel Braut,<lb/> und dann die junge Frau in der Art, ſich anzu-<lb/> ziehn, und im <hi rendition="#aq">bon ton</hi> unterrichtete, genoß ſie<lb/> mit ihrer jungen Zucht manch Abendeſſen, wobei<lb/> jedoch Schnitzers keinen Schaden hatten: denn es<lb/> fanden ſich Mannsperſonen ein, die dieſen kleinen<lb/> Feſten beiwohnen wollten, und die ihre Zeche, wie<lb/> natuͤrlich, bezahlten, die Fanchon namnte dieſe<lb/> Mahlzeiten <hi rendition="#aq">Soupés spirituels;</hi> und es wurden<lb/> dieſelben bald beruͤhmt und haͤufig frequenitirt.</p><lb/> <p>Confuſelius wuͤrde, ſo wie er war, der jun-<lb/> gen Frau Schnitzerinn bei dieſen neuen artigen<lb/> Bekanntſchaften ſchon zur groͤßten Laſt geweſen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ſein,</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [167/0173]
geweſen war, itzt aber junge Maͤdchen fuͤr die ga-
lante Welt bildete. Bei dieſer nahm auch ſie Lee-
tion in Sitten und Anſtande, wie ſich’s fuͤr eine
Perſon, die nunmehr etwas vorſtellen wollte, ge-
hoͤrte und gebuͤhrte.
Mamſel Fanchon wurde mit ihren Zoͤglingen,
deren ſie ſich, wie ſie ſagte, als armer Kinder von
gutem Stande annahm, und die ſie ſo lange in
Aufſicht behielt, bis eine oder die andre ſich anders
verſorgte, in Schnitzers Gaſthof eingefuͤhrt.
Suschen nahm ſich auch vor, das Franzoͤſiſche bei
der Fanchon zu lernen, wozu ſich dieſe unent-
geldlich erboten hatte. Fuͤr eine ſolche Gefaͤlligkeit,
und beſonders dafuͤr, daß ſie die Mamſel Braut,
und dann die junge Frau in der Art, ſich anzu-
ziehn, und im bon ton unterrichtete, genoß ſie
mit ihrer jungen Zucht manch Abendeſſen, wobei
jedoch Schnitzers keinen Schaden hatten: denn es
fanden ſich Mannsperſonen ein, die dieſen kleinen
Feſten beiwohnen wollten, und die ihre Zeche, wie
natuͤrlich, bezahlten, die Fanchon namnte dieſe
Mahlzeiten Soupés spirituels; und es wurden
dieſelben bald beruͤhmt und haͤufig frequenitirt.
Confuſelius wuͤrde, ſo wie er war, der jun-
gen Frau Schnitzerinn bei dieſen neuen artigen
Bekanntſchaften ſchon zur groͤßten Laſt geweſen
ſein,
L 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |