verboten: und was verboten ist, darf man ja nicht thun; man muß auch immer dabei in Furcht le- ben. Zweitens ist eine Spielergesellschaft immer eine Bande Menschen, die nur auf Ueberlistung und unrechtmäsigen Gewinn ausgehen. Sie rich- ten nichts als Unglück an. Mancher hat Weib und Kind daheim sitzen, die er vernachlässigt, und nicht selten an den Bettelstab bringt: und spielt sich ja dann und wann einmal einer reich, oder kann vom Spiel leben und prangen; so versteht er seinen Kniff, und hat das, was er besitzt oder verschwendet, nicht mit Ehren -- und die, denen er's abgenommen hat, sammt ihren Angehörigen, seufzen über ihn.
Madame Schnitzer stützte die Arme unter, während ihr Mann so sprach, drchte das Köpfchen, und lächelte verächtlich zu der eben mitgetheilten Erklärung über den Werth der Spieler. Mein liebes Jaköbchen, sagte sie, als er ausgeredet hat- te, Du bist ein herzensguter Mann, aber wirklich sehr einfältig. Sieh nur, was Du da alles ge- schwatzt hast. Die Obrigkeit, sagst Du, verböte das Spiel; aber, mein Himmel! manche Herren von der Obrigkeit spielen ja selbst mit. Und es ist auch nur zum Scheine, das Verbot. Wär's Ernst; so würden sie der Sache schon zu steuern
wissen:
verboten: und was verboten iſt, darf man ja nicht thun; man muß auch immer dabei in Furcht le- ben. Zweitens iſt eine Spielergeſellſchaft immer eine Bande Menſchen, die nur auf Ueberliſtung und unrechtmaͤſigen Gewinn ausgehen. Sie rich- ten nichts als Ungluͤck an. Mancher hat Weib und Kind daheim ſitzen, die er vernachlaͤſſigt, und nicht ſelten an den Bettelſtab bringt: und ſpielt ſich ja dann und wann einmal einer reich, oder kann vom Spiel leben und prangen; ſo verſteht er ſeinen Kniff, und hat das, was er beſitzt oder verſchwendet, nicht mit Ehren — und die, denen er’s abgenommen hat, ſammt ihren Angehoͤrigen, ſeufzen uͤber ihn.
Madame Schnitzer ſtuͤtzte die Arme unter, waͤhrend ihr Mann ſo ſprach, drchte das Koͤpfchen, und laͤchelte veraͤchtlich zu der eben mitgetheilten Erklaͤrung uͤber den Werth der Spieler. Mein liebes Jakoͤbchen, ſagte ſie, als er ausgeredet hat- te, Du biſt ein herzensguter Mann, aber wirklich ſehr einfaͤltig. Sieh nur, was Du da alles ge- ſchwatzt haſt. Die Obrigkeit, ſagſt Du, verboͤte das Spiel; aber, mein Himmel! manche Herren von der Obrigkeit ſpielen ja ſelbſt mit. Und es iſt auch nur zum Scheine, das Verbot. Waͤr’s Ernſt; ſo wuͤrden ſie der Sache ſchon zu ſteuern
wiſſen:
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0190"n="184"/>
verboten: und was verboten iſt, darf man ja nicht<lb/>
thun; man muß auch immer dabei in Furcht le-<lb/>
ben. Zweitens iſt eine Spielergeſellſchaft immer<lb/>
eine Bande Menſchen, die nur auf Ueberliſtung<lb/>
und unrechtmaͤſigen Gewinn ausgehen. Sie rich-<lb/>
ten nichts als Ungluͤck an. Mancher hat Weib<lb/>
und Kind daheim ſitzen, die er vernachlaͤſſigt, und<lb/>
nicht ſelten an den Bettelſtab bringt: und ſpielt<lb/>ſich ja dann und wann einmal einer reich, oder<lb/>
kann vom Spiel leben und prangen; ſo verſteht er<lb/>ſeinen Kniff, und hat das, was er beſitzt oder<lb/>
verſchwendet, nicht mit Ehren — und die, denen<lb/>
er’s abgenommen hat, ſammt ihren Angehoͤrigen,<lb/>ſeufzen uͤber ihn.</p><lb/><p>Madame Schnitzer ſtuͤtzte die Arme unter,<lb/>
waͤhrend ihr Mann ſo ſprach, drchte das Koͤpfchen,<lb/>
und laͤchelte veraͤchtlich zu der eben mitgetheilten<lb/>
Erklaͤrung uͤber den Werth der Spieler. Mein<lb/>
liebes Jakoͤbchen, ſagte ſie, als er ausgeredet hat-<lb/>
te, Du biſt ein herzensguter Mann, aber wirklich<lb/>ſehr einfaͤltig. Sieh nur, was Du da alles ge-<lb/>ſchwatzt haſt. Die Obrigkeit, ſagſt Du, verboͤte<lb/>
das Spiel; aber, mein Himmel! manche Herren<lb/>
von der Obrigkeit ſpielen ja ſelbſt mit. Und es iſt<lb/>
auch nur zum Scheine, das Verbot. Waͤr’s<lb/>
Ernſt; ſo wuͤrden ſie der Sache ſchon zu ſteuern<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wiſſen:</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[184/0190]
verboten: und was verboten iſt, darf man ja nicht
thun; man muß auch immer dabei in Furcht le-
ben. Zweitens iſt eine Spielergeſellſchaft immer
eine Bande Menſchen, die nur auf Ueberliſtung
und unrechtmaͤſigen Gewinn ausgehen. Sie rich-
ten nichts als Ungluͤck an. Mancher hat Weib
und Kind daheim ſitzen, die er vernachlaͤſſigt, und
nicht ſelten an den Bettelſtab bringt: und ſpielt
ſich ja dann und wann einmal einer reich, oder
kann vom Spiel leben und prangen; ſo verſteht er
ſeinen Kniff, und hat das, was er beſitzt oder
verſchwendet, nicht mit Ehren — und die, denen
er’s abgenommen hat, ſammt ihren Angehoͤrigen,
ſeufzen uͤber ihn.
Madame Schnitzer ſtuͤtzte die Arme unter,
waͤhrend ihr Mann ſo ſprach, drchte das Koͤpfchen,
und laͤchelte veraͤchtlich zu der eben mitgetheilten
Erklaͤrung uͤber den Werth der Spieler. Mein
liebes Jakoͤbchen, ſagte ſie, als er ausgeredet hat-
te, Du biſt ein herzensguter Mann, aber wirklich
ſehr einfaͤltig. Sieh nur, was Du da alles ge-
ſchwatzt haſt. Die Obrigkeit, ſagſt Du, verboͤte
das Spiel; aber, mein Himmel! manche Herren
von der Obrigkeit ſpielen ja ſelbſt mit. Und es iſt
auch nur zum Scheine, das Verbot. Waͤr’s
Ernſt; ſo wuͤrden ſie der Sache ſchon zu ſteuern
wiſſen:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/190>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.