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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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vertrocknen sollte, sein Suschen noch einmal da-
mit zu blenden.

Felß hatte aber überlegt, daß er wohl thun
würde, jetzt da er es konnte, auszuziehn und eine
noch genauere Einrichtung zu machen, wär auch
ohnerachtet seiner philosophischen Hinsicht auf die
lustige Wirthschaft im Gasthof, nicht ungern weit
davon gewesen. Als er aber Schnitzern die Ab-
sicht, sich nach einer andern Wohnung umzusehn,
merken ließ, äußerte dieser die größte Betrübniß
darüber und verbarg es ihm nicht, daß er seinen
letzten Trost verlieren würde, wenn Herr Felß sein
Haus verließ -- Aber, sagte dieser, wozu kann ich
Jhnen nützlich sein?
Schnitzer. Wir haben offenherzig gesprochen,
Herr Felß, daher wissen Sie, daß die jetzige Ein-
richtung hier im Hause nicht nach meinem Sinn
ist; die Personen, welche meine Frau hier einge-
führt hat, sind nicht meine Leute, ihr Beginnen
verträgt sich gar nicht mit meiner Art zu denken.
Felß. Ein Beweiß, daß Jhre Art zu den-
ken gut ist, allein wiefern meinen Sie, daß mein
Hiersein Sie trösten könnte?
Schnitzer. Wenn ich zuweilen denke, wie
hat sichs bei Dir geändert, armer Johann Jacob!
Anstatt daß sonst alles rechtlich zugehn mußte, ist
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vertrocknen ſollte, ſein Suschen noch einmal da-
mit zu blenden.

Felß hatte aber uͤberlegt, daß er wohl thun
wuͤrde, jetzt da er es konnte, auszuziehn und eine
noch genauere Einrichtung zu machen, waͤr auch
ohnerachtet ſeiner philoſophiſchen Hinſicht auf die
luſtige Wirthſchaft im Gaſthof, nicht ungern weit
davon geweſen. Als er aber Schnitzern die Ab-
ſicht, ſich nach einer andern Wohnung umzuſehn,
merken ließ, aͤußerte dieſer die groͤßte Betruͤbniß
daruͤber und verbarg es ihm nicht, daß er ſeinen
letzten Troſt verlieren wuͤrde, wenn Herr Felß ſein
Haus verließ — Aber, ſagte dieſer, wozu kann ich
Jhnen nuͤtzlich ſein?
Schnitzer. Wir haben offenherzig geſprochen,
Herr Felß, daher wiſſen Sie, daß die jetzige Ein-
richtung hier im Hauſe nicht nach meinem Sinn
iſt; die Perſonen, welche meine Frau hier einge-
fuͤhrt hat, ſind nicht meine Leute, ihr Beginnen
vertraͤgt ſich gar nicht mit meiner Art zu denken.
Felß. Ein Beweiß, daß Jhre Art zu den-
ken gut iſt, allein wiefern meinen Sie, daß mein
Hierſein Sie troͤſten koͤnnte?
Schnitzer. Wenn ich zuweilen denke, wie
hat ſichs bei Dir geaͤndert, armer Johann Jacob!
Anſtatt daß ſonſt alles rechtlich zugehn mußte, iſt
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[227/0233] vertrocknen ſollte, ſein Suschen noch einmal da- mit zu blenden. Felß hatte aber uͤberlegt, daß er wohl thun wuͤrde, jetzt da er es konnte, auszuziehn und eine noch genauere Einrichtung zu machen, waͤr auch ohnerachtet ſeiner philoſophiſchen Hinſicht auf die luſtige Wirthſchaft im Gaſthof, nicht ungern weit davon geweſen. Als er aber Schnitzern die Ab- ſicht, ſich nach einer andern Wohnung umzuſehn, merken ließ, aͤußerte dieſer die groͤßte Betruͤbniß daruͤber und verbarg es ihm nicht, daß er ſeinen letzten Troſt verlieren wuͤrde, wenn Herr Felß ſein Haus verließ — Aber, ſagte dieſer, wozu kann ich Jhnen nuͤtzlich ſein? Schnitzer. Wir haben offenherzig geſprochen, Herr Felß, daher wiſſen Sie, daß die jetzige Ein- richtung hier im Hauſe nicht nach meinem Sinn iſt; die Perſonen, welche meine Frau hier einge- fuͤhrt hat, ſind nicht meine Leute, ihr Beginnen vertraͤgt ſich gar nicht mit meiner Art zu denken. Felß. Ein Beweiß, daß Jhre Art zu den- ken gut iſt, allein wiefern meinen Sie, daß mein Hierſein Sie troͤſten koͤnnte? Schnitzer. Wenn ich zuweilen denke, wie hat ſichs bei Dir geaͤndert, armer Johann Jacob! Anſtatt daß ſonſt alles rechtlich zugehn mußte, iſt jetzt P 2

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/233>, abgerufen am 24.11.2024.