Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.Nun konnte Suschen nicht länger schweigen, es lag ja am Tage, daß es dieser fichu Gueux war, der ihren Mann noch immer anfhetzte, nun wußte sie, warum er ihr das Geld verweigert hat- te. Sie setzte sich in fürchterliche Wuth, ließ al- les stehn und liegen und rannte zu Schnitzern, der in seinem Stübchen saß und in dem ersten Theil von Felßens Werk studierte. Sie riß ihm das Buch, welches er ihr, als Felß noch im Hause war, als ein Geschenk von ihm gezeigt hatte, aus der Hand, warf's auf die Erde, trat darauf und sagte -- nein, sie schrie: es steht wohl auch drin- nen, wie man die Weiber cujoniren soll? also so schlecht handelst Du an mir, daß Du hinter mei- nem Rücken mit dem Landstreicher Freundschaft hältst und mit ihm Anschläge machst, wie Du mich kränken sollst. Nun weiß ich also die Ursach, war- um Du mir heute die etlichen Thaler nicht geben konntest -- ach Du verthust sie wohl mit dem Kerl, brauchst's wohl für ihn! Schnitzer war aufgestanden, hatte das Buch aufgehoben und wollte sprechen, aber er konnte nur einzelne Worte einstreun. Bist Du -- ja Du bist ein tückischer schleichender Mann, dessen raben- schwarzes Herz ich jetzt erst kennen lerne. -- Was sicht Dich -- Ja, Q 2
Nun konnte Suschen nicht laͤnger ſchweigen, es lag ja am Tage, daß es dieſer fichu Gueux war, der ihren Mann noch immer anfhetzte, nun wußte ſie, warum er ihr das Geld verweigert hat- te. Sie ſetzte ſich in fuͤrchterliche Wuth, ließ al- les ſtehn und liegen und rannte zu Schnitzern, der in ſeinem Stuͤbchen ſaß und in dem erſten Theil von Felßens Werk ſtudierte. Sie riß ihm das Buch, welches er ihr, als Felß noch im Hauſe war, als ein Geſchenk von ihm gezeigt hatte, aus der Hand, warf’s auf die Erde, trat darauf und ſagte — nein, ſie ſchrie: es ſteht wohl auch drin- nen, wie man die Weiber cujoniren ſoll? alſo ſo ſchlecht handelſt Du an mir, daß Du hinter mei- nem Ruͤcken mit dem Landſtreicher Freundſchaft haͤltſt und mit ihm Anſchlaͤge machſt, wie Du mich kraͤnken ſollſt. Nun weiß ich alſo die Urſach, war- um Du mir heute die etlichen Thaler nicht geben konnteſt — ach Du verthuſt ſie wohl mit dem Kerl, brauchſt’s wohl fuͤr ihn! Schnitzer war aufgeſtanden, hatte das Buch aufgehoben und wollte ſprechen, aber er konnte nur einzelne Worte einſtreun. Biſt Du — ja Du biſt ein tuͤckiſcher ſchleichender Mann, deſſen raben- ſchwarzes Herz ich jetzt erſt kennen lerne. — Was ſicht Dich — Ja, Q 2
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Nun konnte Suschen nicht laͤnger ſchweigen,
es lag ja am Tage, daß es dieſer fichu Gueux
war, der ihren Mann noch immer anfhetzte, nun
wußte ſie, warum er ihr das Geld verweigert hat-
te. Sie ſetzte ſich in fuͤrchterliche Wuth, ließ al-
les ſtehn und liegen und rannte zu Schnitzern, der
in ſeinem Stuͤbchen ſaß und in dem erſten Theil
von Felßens Werk ſtudierte. Sie riß ihm das
Buch, welches er ihr, als Felß noch im Hauſe
war, als ein Geſchenk von ihm gezeigt hatte, aus
der Hand, warf’s auf die Erde, trat darauf und
ſagte — nein, ſie ſchrie: es ſteht wohl auch drin-
nen, wie man die Weiber cujoniren ſoll? alſo ſo
ſchlecht handelſt Du an mir, daß Du hinter mei-
nem Ruͤcken mit dem Landſtreicher Freundſchaft
haͤltſt und mit ihm Anſchlaͤge machſt, wie Du mich
kraͤnken ſollſt. Nun weiß ich alſo die Urſach, war-
um Du mir heute die etlichen Thaler nicht geben
konnteſt — ach Du verthuſt ſie wohl mit dem Kerl,
brauchſt’s wohl fuͤr ihn!
Schnitzer war aufgeſtanden, hatte das Buch
aufgehoben und wollte ſprechen, aber er konnte nur
einzelne Worte einſtreun. Biſt Du — ja Du biſt
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