Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
ment ihn dazu stimmte, und so hatte er jetzt so- gar angefangen, anstatt wie ein armer Sünder blos aus Furcht zu Creuze zu kriegen, auf Hülfs- mittel zu sinnen, um sich Ruhe zu verschaffen und hierzu bekannte Wege einzuschlagen. Demnach beschloß er zuförderst den Sturm vorbei zu las- sen, ehe er wieder ein Wort wegwürfe. Da er sich nun so weit gelegt hatte, daß Suschen Odem schöpfte, oder vielmehr, da sie wie ermat- tet auf einen Stuhl sank und sich anschickte, ohnmächtig zu werden, um ihrem Mann die schrecklichen Früchte seines Verbrechens noch nach- drücklicher zu zeigen und ihn dadurch zu zerschmet- tern, war dieser schon kühn genug, dies nicht zu achten, sondern als bemerkte er ihre Entkräf- tung gar nicht, ganz gelassen zu sagen: "ich wundere mich nur, daß eine so galante feine Frau sich so weit vergessen kann, die gemeinsten Schimpfwörter auszustoßen und wie ein Höker- weib zu schrein! Ei, ei, Suschen, das thut mir leid, ich habe mich manchmal gefreut, eine so artige Frau zu haben und habe gedacht, das käme daher, weil Dir's als einer Offizierstochter schon in der Art steckte, aber ich sehe, daß Du Dich gar nicht nach Deinem Stande ver- hältst." Sus- Q 3
ment ihn dazu ſtimmte, und ſo hatte er jetzt ſo- gar angefangen, anſtatt wie ein armer Suͤnder blos aus Furcht zu Creuze zu kriegen, auf Huͤlfs- mittel zu ſinnen, um ſich Ruhe zu verſchaffen und hierzu bekannte Wege einzuſchlagen. Demnach beſchloß er zufoͤrderſt den Sturm vorbei zu laſ- ſen, ehe er wieder ein Wort wegwuͤrfe. Da er ſich nun ſo weit gelegt hatte, daß Suschen Odem ſchoͤpfte, oder vielmehr, da ſie wie ermat- tet auf einen Stuhl ſank und ſich anſchickte, ohnmaͤchtig zu werden, um ihrem Mann die ſchrecklichen Fruͤchte ſeines Verbrechens noch nach- druͤcklicher zu zeigen und ihn dadurch zu zerſchmet- tern, war dieſer ſchon kuͤhn genug, dies nicht zu achten, ſondern als bemerkte er ihre Entkraͤf- tung gar nicht, ganz gelaſſen zu ſagen: „ich wundere mich nur, daß eine ſo galante feine Frau ſich ſo weit vergeſſen kann, die gemeinſten Schimpfwoͤrter auszuſtoßen und wie ein Hoͤker- weib zu ſchrein! Ei, ei, Suschen, das thut mir leid, ich habe mich manchmal gefreut, eine ſo artige Frau zu haben und habe gedacht, das kaͤme daher, weil Dir’s als einer Offizierstochter ſchon in der Art ſteckte, aber ich ſehe, daß Du Dich gar nicht nach Deinem Stande ver- haͤltſt.“ Sus- Q 3
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ment ihn dazu ſtimmte, und ſo hatte er jetzt ſo-
gar angefangen, anſtatt wie ein armer Suͤnder
blos aus Furcht zu Creuze zu kriegen, auf Huͤlfs-
mittel zu ſinnen, um ſich Ruhe zu verſchaffen und
hierzu bekannte Wege einzuſchlagen. Demnach
beſchloß er zufoͤrderſt den Sturm vorbei zu laſ-
ſen, ehe er wieder ein Wort wegwuͤrfe. Da er
ſich nun ſo weit gelegt hatte, daß Suschen
Odem ſchoͤpfte, oder vielmehr, da ſie wie ermat-
tet auf einen Stuhl ſank und ſich anſchickte,
ohnmaͤchtig zu werden, um ihrem Mann die
ſchrecklichen Fruͤchte ſeines Verbrechens noch nach-
druͤcklicher zu zeigen und ihn dadurch zu zerſchmet-
tern, war dieſer ſchon kuͤhn genug, dies nicht
zu achten, ſondern als bemerkte er ihre Entkraͤf-
tung gar nicht, ganz gelaſſen zu ſagen: „ich
wundere mich nur, daß eine ſo galante feine
Frau ſich ſo weit vergeſſen kann, die gemeinſten
Schimpfwoͤrter auszuſtoßen und wie ein Hoͤker-
weib zu ſchrein! Ei, ei, Suschen, das thut
mir leid, ich habe mich manchmal gefreut, eine
ſo artige Frau zu haben und habe gedacht, das
kaͤme daher, weil Dir’s als einer Offizierstochter
ſchon in der Art ſteckte, aber ich ſehe, daß Du
Dich gar nicht nach Deinem Stande ver-
haͤltſt.“
Sus-
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