Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
lieber verschwiegen, aber hier mußte jede andre Bedenklichkeit weichen, da sie den Mann, der im Gasthof logirt und die Sage ausgebracht hatte, ohne weitere Untersuchungen, in Felßen gefunden zu haben glaubte, und der Baron dies gewiß rächen würde. Er wird und soll ihn brav zerprügeln, sagte sie, und hofte, daß Treff sich dazu nicht wer- de nöthigen lassen, da er sie beredet hatte, er habe Confuseliussen den Rücken tüchtig ausgegerbt, wes- halb es ihr auch, indem sich ihre Rache bei dieser Nachricht ein wenig abkühlte, leichter ward, Frie- de mit ihm zu machen, als es ihr ohnedies gefal- len wär. Der Baron war eben im Schanspiel, als sie die Nachricht von der Zitronenhändlerinn erhielt, sie konnte seine Rückkunft kaum erwarten, und begleitete ihn, als er kam, in sein Zimmer, wo sie, ohne Zeit zu verlieren, erzählte, daß Felß ihn überall für einen falschen Spieler ausschrie, daß er hieran nicht einen Augenblick zweifeln dürfte, weil es ihr eine liebe, würdige und vornehme Frau, die sie deshalb hätte hinrufen lassen, zur Nach- richt für ihn gesagt hätte. Treff war hierbei nicht so gleichgültig als bei der Beschuldigung der Liebe- lei mit ihr, er mußte ein solches Gerücht dämpfen und sich darüber böse stellen. "Jch werde, sagte er,
lieber verſchwiegen, aber hier mußte jede andre Bedenklichkeit weichen, da ſie den Mann, der im Gaſthof logirt und die Sage ausgebracht hatte, ohne weitere Unterſuchungen, in Felßen gefunden zu haben glaubte, und der Baron dies gewiß raͤchen wuͤrde. Er wird und ſoll ihn brav zerpruͤgeln, ſagte ſie, und hofte, daß Treff ſich dazu nicht wer- de noͤthigen laſſen, da er ſie beredet hatte, er habe Confuſeliuſſen den Ruͤcken tuͤchtig ausgegerbt, wes- halb es ihr auch, indem ſich ihre Rache bei dieſer Nachricht ein wenig abkuͤhlte, leichter ward, Frie- de mit ihm zu machen, als es ihr ohnedies gefal- len waͤr. Der Baron war eben im Schanſpiel, als ſie die Nachricht von der Zitronenhaͤndlerinn erhielt, ſie konnte ſeine Ruͤckkunft kaum erwarten, und begleitete ihn, als er kam, in ſein Zimmer, wo ſie, ohne Zeit zu verlieren, erzaͤhlte, daß Felß ihn uͤberall fuͤr einen falſchen Spieler ausſchrie, daß er hieran nicht einen Augenblick zweifeln duͤrfte, weil es ihr eine liebe, wuͤrdige und vornehme Frau, die ſie deshalb haͤtte hinrufen laſſen, zur Nach- richt fuͤr ihn geſagt haͤtte. Treff war hierbei nicht ſo gleichguͤltig als bei der Beſchuldigung der Liebe- lei mit ihr, er mußte ein ſolches Geruͤcht daͤmpfen und ſich daruͤber boͤſe ſtellen. „Jch werde, ſagte er,
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lieber verſchwiegen, aber hier mußte jede andre
Bedenklichkeit weichen, da ſie den Mann, der im
Gaſthof logirt und die Sage ausgebracht hatte,
ohne weitere Unterſuchungen, in Felßen gefunden
zu haben glaubte, und der Baron dies gewiß raͤchen
wuͤrde. Er wird und ſoll ihn brav zerpruͤgeln,
ſagte ſie, und hofte, daß Treff ſich dazu nicht wer-
de noͤthigen laſſen, da er ſie beredet hatte, er habe
Confuſeliuſſen den Ruͤcken tuͤchtig ausgegerbt, wes-
halb es ihr auch, indem ſich ihre Rache bei dieſer
Nachricht ein wenig abkuͤhlte, leichter ward, Frie-
de mit ihm zu machen, als es ihr ohnedies gefal-
len waͤr.
Der Baron war eben im Schanſpiel, als ſie
die Nachricht von der Zitronenhaͤndlerinn erhielt,
ſie konnte ſeine Ruͤckkunft kaum erwarten, und
begleitete ihn, als er kam, in ſein Zimmer, wo ſie,
ohne Zeit zu verlieren, erzaͤhlte, daß Felß ihn
uͤberall fuͤr einen falſchen Spieler ausſchrie, daß
er hieran nicht einen Augenblick zweifeln duͤrfte,
weil es ihr eine liebe, wuͤrdige und vornehme Frau,
die ſie deshalb haͤtte hinrufen laſſen, zur Nach-
richt fuͤr ihn geſagt haͤtte. Treff war hierbei nicht
ſo gleichguͤltig als bei der Beſchuldigung der Liebe-
lei mit ihr, er mußte ein ſolches Geruͤcht daͤmpfen
und ſich daruͤber boͤſe ſtellen. „Jch werde, ſagte
er,
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