Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
dergleichen spreche und es auch von keinem hören
kann, indem ich wenig Umgang habe. Jch hab'
ihm kurz geantwortet, hoffentlich wird er mich
künftig verschonen.

Er nahm Abschied, bat Schnitzern, ihn bald
zu besuchen und verließ diesen völlig ruhig.

Aber nicht so vergnügt war Frau Suschen,
sie hatte Felßen kommen und gehen sehn, und er
kam ihr gar nicht wie ein vor kurzem ausgeprü-
gelter vor, er hatte sie stumm, aber bescheiden und
mit heitrer Miene begrüßt und sie sah, indem er die
Treppe herunterkam, ihn das Buch einstecken, also
wußte sie, weswegen er den kurzen Zuspruch gemacht
hatte. Jhr ganzer Trost war nun, daß ihn der
Baron nicht werde zu Hause getroffen haben, aber
ohne Zweifel werde er auf ihn warten, und ihn,
wenn er nun ankäm, nach beschlossener Art be-
grüssen.

Diesen Trost behielt sie aber nicht lange, denn
Treff kam bald nachdem Felß weggegangen war und
berichtete ihr, er habe diesem nichts anhaben kön-
nen, indem er alles geläugnet und aufs höchste be-
theuert hätte, daß er an jene Beschuldigung nicht
gedacht, also müßte die Dame von der sie es wis-
sen wollte, entweder unrecht berichtet, oder eine
Lügnerinn sein. Suschen wollte sich in Harnisch
setzen,
R 4
dergleichen ſpreche und es auch von keinem hoͤren
kann, indem ich wenig Umgang habe. Jch hab’
ihm kurz geantwortet, hoffentlich wird er mich
kuͤnftig verſchonen.

Er nahm Abſchied, bat Schnitzern, ihn bald
zu beſuchen und verließ dieſen voͤllig ruhig.

Aber nicht ſo vergnuͤgt war Frau Suschen,
ſie hatte Felßen kommen und gehen ſehn, und er
kam ihr gar nicht wie ein vor kurzem ausgepruͤ-
gelter vor, er hatte ſie ſtumm, aber beſcheiden und
mit heitrer Miene begruͤßt und ſie ſah, indem er die
Treppe herunterkam, ihn das Buch einſtecken, alſo
wußte ſie, weswegen er den kurzen Zuſpruch gemacht
hatte. Jhr ganzer Troſt war nun, daß ihn der
Baron nicht werde zu Hauſe getroffen haben, aber
ohne Zweifel werde er auf ihn warten, und ihn,
wenn er nun ankaͤm, nach beſchloſſener Art be-
gruͤſſen.

Dieſen Troſt behielt ſie aber nicht lange, denn
Treff kam bald nachdem Felß weggegangen war und
berichtete ihr, er habe dieſem nichts anhaben koͤn-
nen, indem er alles gelaͤugnet und aufs hoͤchſte be-
theuert haͤtte, daß er an jene Beſchuldigung nicht
gedacht, alſo muͤßte die Dame von der ſie es wiſ-
ſen wollte, entweder unrecht berichtet, oder eine
Luͤgnerinn ſein. Suschen wollte ſich in Harniſch
ſetzen,
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SUS">
          <p><pb facs="#f0269" n="263"/>
dergleichen &#x017F;preche und es auch von keinem ho&#x0364;ren<lb/>
kann, indem ich wenig Umgang habe. Jch hab&#x2019;<lb/>
ihm kurz geantwortet, hoffentlich wird er mich<lb/>
ku&#x0364;nftig ver&#x017F;chonen.</p><lb/>
          <p>Er nahm Ab&#x017F;chied, bat Schnitzern, ihn bald<lb/>
zu be&#x017F;uchen und verließ die&#x017F;en vo&#x0364;llig ruhig.</p><lb/>
          <p>Aber nicht &#x017F;o vergnu&#x0364;gt war Frau Suschen,<lb/>
&#x017F;ie hatte Felßen kommen und gehen &#x017F;ehn, und er<lb/>
kam ihr gar nicht wie ein vor kurzem ausgepru&#x0364;-<lb/>
gelter vor, er hatte &#x017F;ie &#x017F;tumm, aber be&#x017F;cheiden und<lb/>
mit heitrer Miene begru&#x0364;ßt und &#x017F;ie &#x017F;ah, indem er die<lb/>
Treppe herunterkam, ihn das Buch ein&#x017F;tecken, al&#x017F;o<lb/>
wußte &#x017F;ie, weswegen er den kurzen Zu&#x017F;pruch gemacht<lb/>
hatte. Jhr ganzer Tro&#x017F;t war nun, daß ihn der<lb/>
Baron nicht werde zu Hau&#x017F;e getroffen haben, aber<lb/>
ohne Zweifel werde er auf ihn warten, und ihn,<lb/>
wenn er nun anka&#x0364;m, nach be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ener Art be-<lb/>
gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;en Tro&#x017F;t behielt &#x017F;ie aber nicht lange, denn<lb/>
Treff kam bald nachdem Felß weggegangen war und<lb/>
berichtete ihr, er habe die&#x017F;em nichts anhaben ko&#x0364;n-<lb/>
nen, indem er alles gela&#x0364;ugnet und aufs ho&#x0364;ch&#x017F;te be-<lb/>
theuert ha&#x0364;tte, daß er an jene Be&#x017F;chuldigung nicht<lb/>
gedacht, al&#x017F;o mu&#x0364;ßte die Dame von der &#x017F;ie es wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wollte, entweder unrecht berichtet, oder eine<lb/>
Lu&#x0364;gnerinn &#x017F;ein. Suschen wollte &#x017F;ich in Harni&#x017F;ch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;etzen,</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0269] dergleichen ſpreche und es auch von keinem hoͤren kann, indem ich wenig Umgang habe. Jch hab’ ihm kurz geantwortet, hoffentlich wird er mich kuͤnftig verſchonen. Er nahm Abſchied, bat Schnitzern, ihn bald zu beſuchen und verließ dieſen voͤllig ruhig. Aber nicht ſo vergnuͤgt war Frau Suschen, ſie hatte Felßen kommen und gehen ſehn, und er kam ihr gar nicht wie ein vor kurzem ausgepruͤ- gelter vor, er hatte ſie ſtumm, aber beſcheiden und mit heitrer Miene begruͤßt und ſie ſah, indem er die Treppe herunterkam, ihn das Buch einſtecken, alſo wußte ſie, weswegen er den kurzen Zuſpruch gemacht hatte. Jhr ganzer Troſt war nun, daß ihn der Baron nicht werde zu Hauſe getroffen haben, aber ohne Zweifel werde er auf ihn warten, und ihn, wenn er nun ankaͤm, nach beſchloſſener Art be- gruͤſſen. Dieſen Troſt behielt ſie aber nicht lange, denn Treff kam bald nachdem Felß weggegangen war und berichtete ihr, er habe dieſem nichts anhaben koͤn- nen, indem er alles gelaͤugnet und aufs hoͤchſte be- theuert haͤtte, daß er an jene Beſchuldigung nicht gedacht, alſo muͤßte die Dame von der ſie es wiſ- ſen wollte, entweder unrecht berichtet, oder eine Luͤgnerinn ſein. Suschen wollte ſich in Harniſch ſetzen, R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/269
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/269>, abgerufen am 21.11.2024.